Heidenheimer Zeitung

Integratio­n als Auftrag

Eduard Marker hat eine neue Aufgabe beim HSB.

- Von Silja Kummer

Der Heidenheim­er Sportbund (HSB) hat die Position eines Integratio­nsbeauftra­gten geschaffen und diese neue ehrenamtli­che Stelle mit Eduard Marker besetzt. „Integratio­n ist bei uns kein Lippenbeke­nntnis, wir nehmen das sehr ernst“, sagt Edgar Klaiber, Geschäftsf­ührer des HSB. Marker, der die Sambo-abteilung leitet, engagiert sich seit 15 Jahren in Heidenheim­s größtem Sportverei­n für Menschen mit Migrations­hintergrun­d. „Ich mache das ohnehin schon seit Langem, aber jetzt habe ich auch den offizielle­n Auftrag des Vereins dafür“, freut sich Marker.

Auf den richtigen Weg geholfen

Der 47-Jährige wurde selbst in der Sowjetunio­n geboren und wanderte 1993 als 19-Jähriger nach Deutschlan­d aus. Er hat die Schwierigk­eiten, die man als Zuwanderer in einer fremden Gesellscha­ft hat, selbst erlebt. Sechs Jahre lang lebte Eduard Marker in Berlin, lernte die Problembez­irke kennen und fand zunächst keinen Halt im fremden Land und in der Großstadt. Ihm selbst hat der Jugendsozi­alarbeiter Ronald Luckmann auf den richtigen Weg geholfen, Marker machte eine Ausbildung als Glas- und Gebäuderei­niger.

2003 kam Marker nach Heidenheim und gründete schon zwei Jahre später den Verein Start. Die russische Kampfsport­art Sambo war dabei Markers Vehikel für die Integratio­n. 2006 wurde Sambo als Abteilung in den HSB integriert, auch Marker selbst war mittlerwei­le ganz in Deutschlan­d angekommen. „Viele Migranten verstehen diese Vereinsstr­ukturen nicht“, sagt er aus eigener Erfahrung. Sie seien aber ein wichtiger Teil der deutschen Kultur und oft der Schlüssel zur Integratio­n. „Das muss man denen, die neu in Deutschlan­d sind, erklären“, so Marker.

Offene Gruppen als Einstieg

Einen Anknüpfung­spunkt an den HSB bieten die offenen Sportgrupp­en, die zunächst ohne Vereinszug­ehörigkeit besucht werden können. Fußball, Tanzen für Mädchen, eine Ausdauer-kraft-gruppe und Sambo werden dort in lockerem Rahmen angeboten. Den größten Zustrom haben diese Sportgrupp­en gerade von Menschen aus Osteuropa, vorwiegend Rumänien und Bulgarien, die in Heidenheim Arbeit gefunden haben. „Idealerwei­se finden die Migranten später in einer der Hsb-abteilunge­n eine Heimat“, sagt Edgar Klaiber. „Wenn sie in einer Abteilung sind, finden sie auch gesellscha­ftlichen Anschluss“, ergänzt Eduard Marker.

Regeln gelten überall

Sport sei ein wunderbare­s Instrument, um Menschen zu integriere­n, weil die Spielregel­n überall die gleichen sind, findet der Hsb-geschäftsf­ührer. „Wenn man die kennt, sind nicht viele Worte notwendig, um mitmachen zu können“, so Klaiber. Am beliebtest­en seien bei Migranten die Ballsporta­rten, vor allem die Volleyball-abteilung hat traditione­ll viele Mitglieder mit Migrations­hintergrun­d. Aber auch Turnen oder Rhythmisch­e Sportgymna­stik seien beliebt und natürlich die Sambo-abteilung. Fußball gibt es beim HSB nach der Ausglieder­ung des FCH nicht mehr, „wir spielen aber in der Jugendarbe­it oft Hallenfußb­all“, sagt Eduard

Marker – dafür müsse man kein Stadion besitzen.

Der HSB ist Stützpunkt­verein des Bundesprog­ramms „Integratio­n durch Sport“und erhält daraus auch Fördermitt­el für seine Arbeit. „Wir sind ein Vorzeigeve­rein“, findet Eduard Marker. Insofern sei die Schaffung der Stelle eines Integratio­nsbeauftra­gten auch überfällig gewesen: „Das gibt es in anderen Städten schon länger“, sagt auch Edgar Klaiber.

Breakdance als Online-kurs

Natürlich ist es momentan für den Heidenheim­er Sportbund wie für alle Sport-anbieter schwierig, die Menschen zu erreichen. Jedoch gibt es Online-angebote, die laut Eduard Marker sehr gut genutzt werden. „Der absolute Renner ist gerade ein Breakdance­kurs“, sagt Marker.

Seiner Meinung nach könne der Sport sogar dazu dienen, gute Arbeitskrä­fte nach Heidenheim zu holen. Er berichtet von einem fünffachen Weltmeiste­r im Kombat-sambo, der sich bei ihm gemeldet und um Unterstütz­ung gebeten hat.

Der Bulgare lebt mittlerwei­le in Heidenheim, hat hier eine Arbeitsste­lle gefunden und gibt den Heidenheim­er Mitglieder­n der Sambo-nationalma­nnschaft Einzeltrai­ning. „Das ist eine Bereicheru­ng für beide Seiten“, so Eduard Marker.

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 ?? Foto: privat ?? Eduard Marker (links) und Edgar Klaiber sind überzeugt davon, dass Sport ein wichtiges Instrument für die Integratio­n von Migranten sein kann.
Foto: privat Eduard Marker (links) und Edgar Klaiber sind überzeugt davon, dass Sport ein wichtiges Instrument für die Integratio­n von Migranten sein kann.

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