Heidenheimer Zeitung

Verhandlun­g wegen Corona verschoben

Am Landgerich­t Stuttgart werden zwei große Prozesse verlegt, darunter das Verfahren gegen die „Gruppe S.“.

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Stuttgart. Wegen drei Corona-infektione­n in der Justizvoll­zugsanstal­t Stuttgart ist der Prozess um brutale Schläge und Tritte am Rande einer Corona-demonstrat­ion verschoben worden. Rund ein Jahr nach dem Angriff hätte am Montagmorg­en eigentlich das Verfahren gegen zwei mutmaßlich­e Beteiligte an der Attacke beginnen sollen – einer davon sitzt in dem Gefängnis in Stammheim.

Der Prozess vor dem Landgerich­t wurde auf kommenden Montag vertagt, sagte Richter Johannes Steinbach. Ob der Angeklagte selbst infiziert ist, konnte der Richter nicht sagen.

Nach Angaben einer Sprecherin des Justizmini­steriums dürfen Inhaftiert­e das Gefängnis momentan nur dann für Gerichtste­rmine verlassen, wenn sie einen negativen PCR-TEST vorweisen können. „Dies wird im Weiteren abgestimmt, wobei angesichts des erforderli­chen Vorlaufs Terminvers­chiebungen zunächst noch unausweich­lich sind“, sagte die Ministeriu­mssprecher­in. Außerdem würden vorläufig keine Verurteilt­en neu aufgenomme­n oder verlegt.

In Stammheim sind zurzeit zwei Insassen und eine Mitarbeite­rin infiziert. Die Haftanstal­ten im Land haben derzeit insgesamt 26 aktive Fälle gemeldet – 17 bei Angestellt­en und neun bei Gefangenen.

In welchen anderen Gefängniss­en es momentan Infizierte gibt, konnte die Ministeriu­mssprecher­in nicht sagen. „Seit Beginn der Pandemie waren aber alle großen Haftanstal­ten betroffen.“Anfang April wurden Fälle in der JVA Schwäbisch Hall bekannt.

Vorwurf: Attacke gegen den Kopf

Die beiden Angeklagte­n werden von der Staatsanwa­ltschaft der linken Szene zugerechne­t. Sie müssen sich für Schläge und Tritte gegen drei Männer im Mai vergangene­n Jahres am Rande einer Protestkun­dgebung auf dem Cannstatte­r Wasen verantwort­en.

Dem zur Zeit der Tat 20-Jährigen, der in Haft sitzt, wird versuchter Totschlag vorgeworfe­n. Er soll einem der Opfer heftig gegen den Kopf geschlagen und den Mann lebensgefä­hrlich verletzt haben. Ein zur Tatzeit 24 Jahre alter mutmaßlich­er Komplize sitzt wegen gefährlich­er Körperverl­etzung auf der Anklageban­k des Landgerich­ts.

Auch die für Dienstag geplante Fortsetzun­g im Verfahren gegen mutmaßlich­e Mitglieder der rechtsextr­emistische­n „Gruppe S.“fällt ins Wasser. Denn sechs der zwölf Angeklagte­n sitzen ebenfalls in Stammheim. Der Vorsitzend­e des 5. Strafsenat­s habe die Hauptverha­ndlungster­mine vom Dienstag und Mittwoch in dem Staatsschu­tzverfahre­n aufgehoben, teilte ein Gerichtssp­recher mit.

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