Liebe Impfdrängler,
Ihr werdet, wie wir wissen, was wir an Deutschland zu schätzen haben: Keine herausragende Politik gegen Corona, mehr Hü und Hott als in fast allen anderen europäischen Staaten, dazu eine oft wehleidige, maulende Bevölkerung, die der Pandemie das Argument entgegensetzt, es mache ihr jetzt halt keinen Spaß mehr.
Aber: Wir haben sofort neue Wörter für neue Phänomene. „Impfdrängler“ist eines davon. Wir kennen keine Entsprechung auf Englisch, Spanisch oder Französisch. Gleichzeitig das Impfen dringlich anzuraten und die zu verurteilen, die sich um eine Impfung bemühen, ist etwas schizophren. Deutschland schafft aber auch das.
Nun sind wir wenigstens beim Testen ungefähr da, wo zum Beispiel die USA beim Impfen sind: Geht an jeder Ecke, geht sogar aus dem Auto auf Parkplätzen. In den USA das Impfen, bei uns das Testen. Und schon merken wir: Mit dem steigenden Angebot sinkt der teutonische Neid, das Wort „Testdrängler“gibt es nicht.
Oder noch nicht. Denn diese Woche hat uns ein aufmerksamer Leser aus Schnaitheim das heutige Bild zukommen lassen, aufgenommen an der Teststation am dortigen „Real“-markt. Und was wir sehen, lässt uns schaudern. Wenn nun schon Enten zum Schnelltest anstehen (übrigens ganz korrekt an der Linie, das schaffen Menschen oft nicht), dann ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis Tiere jeder Art sich auch mal impfen lassen wollen, oder? Und dann? Natürlich werden wir Schäferhunde vorlassen und wuschelige Katzen, Pandas werden im eigenen Gehege geimpft. Aber wir ahnen, dass der Kleintierzüchter es gar nicht einsehen wird, dass sein Lieblingsrammler nur Astrazeneca bekommen soll.
Und sicher wird es einige Leute geben, die ihre Meerschweinchen weder impfen noch testen lassen wollen, weil das Tierquälerei ist. Als „Meerdenker“werden sie zu Demos einladen. Vergessen die Zeit, da man als Ente in Schnaitheim einfach so zum Testen anstehen konnte . . . Aber Ihr lest das ja eh nicht.