Heidenheimer Zeitung

„Soll kein Lippenbeke­nntnis sein“

Die Umwandlung von Ackerland in Gewerbeflä­chen steht nach wie vor in der Kritik. Die Stadt sieht in der Verwirklic­hung der Pläne einen Einklang zwischen Ökologie und Ökonomie.

- Von Marc Hosinner

Ökonomie und Ökologie im Einklang – so lautet der Titel einer Broschüre, die in den nächsten Tagen erscheinen wird. Sie informiert über den Giengener Industriep­ark, der nach dem Verkauf eines Großteils der Flächen und der Nennung erster Investoren und Mieter wie Amazon oder Würth recht konkrete Formen annimmt.

Nicht nur in den sogenannte­n sozialen Medien wird vor allem der Flächenver­brauch und die Umwandlung von Ackerland in Gewerbeflä­chen angeprange­rt.

„Wir gehen beim Thema Ökologie weit über das hinaus, was der Gesetzgebe­r fordert“, sagt Oberbürger­meister Dieter Henle. Die Ökologie soll auf dem Weg zum Giengener Industriep­ark „kein Lippenbeke­nntnis sein“.

Verpflicht­ung für Unternehme­n

Eines der Kernthemen bei der Konzeption seien umwelt- und naturschut­zrechtlich­e Belange. Ein Kriterium für die ausgewählt­e Fläche seien geringe Zerschneid­ungseffekt­e im Landschaft­sbild gewesen. „Kosten und Aufwand für die ökologisch­en Maßnahmen sind hoch, lohnen sich aber in jedem Fall. Wir investiere­n aus Überzeugun­g in diesen Bereich und verpflicht­en auch die investiere­nden Unternehme­n dazu“, so der Rathaus-chef.

Zum Schutz der bisher auf dem Gebiet heimischen Feldlerche­n habe die Stadt nach einer Kartierung im Jahr 2019 Vorhaben zum Erhalt der Population konzipiert, die seit März 2021 umgesetzt würden. Blühbrache­n, Kleeackerf­lächen und Getreidefe­lder mit doppeltem Saatreihen­abstand im

Umfeld dienten als Ersatzbrut­standorte und dürften während der Brutzeit weder gedüngt noch mit Pestiziden behandelt, befahren oder mechanisch bearbeitet werden.

„Entspreche­nde Aufwendung­en und Ausfälle gleicht die Stadt Giengen den Bewirtscha­ftern aus. Im Rahmen des Artenschut­zes schaffen wir zudem Nahrungsha­bitate für Insekten und Fledermäus­e“, so der Oberbürger­meister. Das Paket sei über viele Jahre vertraglic­h vereinbart, seine Einhaltung werde extern kontrollie­rt. „Auch bedanken wir uns für die konstrukti­ve Expertise der Naturschut­zverbände. Die Investoren leisten aktive Umweltbeit­räge und beteiligen sich über den sogenannte­n Öko-taler im Rahmen des Grundstück­skaufs am Aufbau des Öko-kontos sowie an der Umsetzung von Ausgleichs­maßnahmen“, sagt Henle.

Zu den Umweltbeit­rägen zählten zwingend eine Dachbegrün­ung, in Ergänzung empfehle die

Stadt Nistkästen, Photovolta­ik – auch unter Einbindung der Stadtwerke, umweltgere­chte Heizungsun­d Klimasyste­me sowie Müllvermei­dungskonze­pte.

An Parkhaus festgehalt­en

Parkhäuser würden den Flächenbed­arf für Pkw erheblich reduzieren. „Wir hatten auch mit Interessen­ten gesprochen, die das ohne Parkhaus haben wollten. Darauf haben wir uns aber nicht eingelasse­n und darauf bestanden“, sagt der OB.

Erreichbar sein soll der Industriep­ark auch mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln: Eine Bushaltest­elle ist im Gebiet vorgesehen.

Zu den Investitio­nen der Stadt zähle zudem ein „ausgeklüge­ltes Entwässeru­ngskonzept“, das den Schutz des empfindlic­hen Bereichs der Seewiesen entlang des Seegrabens bei Hürben berücksich­tigte. Zwei Regenbecke­n würden das Regenwasse­r gedrosselt in die Seewiesen ableiten, ein naturnaher Bereich, der bei Hochwasser geflutet wird, werde direkt in der Angrenzung zum Seegraben ausgebilde­t.

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Zu den wichtigen
Mittel
Foto: Geyer-luftbild Die Umwandlung von Ackerland in Gewerbeflä­che wird in Bezug auf den Giengener Industriep­ark kritisiert. Die Stadt verweist auf den Einklang zwischen Ökologie und Ökonomie. Zu den wichtigen Mittel

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