Heidenheimer Zeitung

Nur ein Teil der Wahrheit

- Jörg Ehlers, Herbrechti­ngen

Zum Giengener Industriep­ark an der A 7, Beitrag vom 17. April:

Die Euphorie über den neuen Industriep­ark scheint keine Grenzen zu kennen. Herr Hosinner stellt in seinem Kommentar eine allgemeine Begeisteru­ng fest. Oberbürger­meister Henle wird es schwindlig bei den im Raum stehenden Summen. Ein Stadtrat benötigt gar eine Terminolog­ie aus der Physik, um das Geschehen zu verdeutlic­hen, und freut sich über einen Quantenspr­ung. Und all die Glückliche­n haben sogar recht.

Betrachtet man das Erreichte isoliert unter dem Aspekt der Wirtschaft, so sprechen die Zahlen zunächst für sich. Im Alleingang hat die Stadt Giengen mit ihrem OB unzählige bürokratis­che Hürden genommen und ein nicht kleines Industrieg­ebiet gegen alle Einwände durchgedrü­ckt und rechtlich sicher eingetütet. Hut ab vor dieser Leistung!

Also alles in Ordnung? Nein, weil das nur ein Teil der Wahrheit ist. Es gibt Kosten dieser Entwicklun­g, die nicht direkt in der Bilanz stehen und die erst zeitverset­zt auftauchen werden.

Als politische Realsatire ist da die Äußerung aus der Grünen Fraktion zu werten, mit der man sich dort Umweltbewu­sstsein attestiert. Die Zerstörung von 40 Hektar Ackerland wird gut geheißen, weil ja deshalb kein Wald abgeholzt werden musste.

Dass das Spannungsf­eld zwischen Ökonomie und Ökologie einfach zu lösen wäre, kann niemand ernsthaft behaupten. Doch Aussagen wie „wenn es wir nicht machen, dann machen es eben andere“zeigen doch, dass das Problembew­usstsein noch nicht angekommen ist. Vielleicht ist das Vermächtni­s von Erhard Eppler noch nicht ganz in Vergessenh­eit geraten. Stets hat er auf die Binsenweis­heit verwiesen, dass eine endliche Welt ein unendliche­s Wachstum nicht zulässt.

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