Nur ein Teil der Wahrheit
Zum Giengener Industriepark an der A 7, Beitrag vom 17. April:
Die Euphorie über den neuen Industriepark scheint keine Grenzen zu kennen. Herr Hosinner stellt in seinem Kommentar eine allgemeine Begeisterung fest. Oberbürgermeister Henle wird es schwindlig bei den im Raum stehenden Summen. Ein Stadtrat benötigt gar eine Terminologie aus der Physik, um das Geschehen zu verdeutlichen, und freut sich über einen Quantensprung. Und all die Glücklichen haben sogar recht.
Betrachtet man das Erreichte isoliert unter dem Aspekt der Wirtschaft, so sprechen die Zahlen zunächst für sich. Im Alleingang hat die Stadt Giengen mit ihrem OB unzählige bürokratische Hürden genommen und ein nicht kleines Industriegebiet gegen alle Einwände durchgedrückt und rechtlich sicher eingetütet. Hut ab vor dieser Leistung!
Also alles in Ordnung? Nein, weil das nur ein Teil der Wahrheit ist. Es gibt Kosten dieser Entwicklung, die nicht direkt in der Bilanz stehen und die erst zeitversetzt auftauchen werden.
Als politische Realsatire ist da die Äußerung aus der Grünen Fraktion zu werten, mit der man sich dort Umweltbewusstsein attestiert. Die Zerstörung von 40 Hektar Ackerland wird gut geheißen, weil ja deshalb kein Wald abgeholzt werden musste.
Dass das Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie einfach zu lösen wäre, kann niemand ernsthaft behaupten. Doch Aussagen wie „wenn es wir nicht machen, dann machen es eben andere“zeigen doch, dass das Problembewusstsein noch nicht angekommen ist. Vielleicht ist das Vermächtnis von Erhard Eppler noch nicht ganz in Vergessenheit geraten. Stets hat er auf die Binsenweisheit verwiesen, dass eine endliche Welt ein unendliches Wachstum nicht zulässt.