Heidenheimer Zeitung

Weder Ostalb/ries noch Härtsfeld

Die Überlegung­en der Aalener Grünen für die Ausweisung eines solchen Areals wurden im Ostalb-kreistag nach Untersuchu­ngen der Verwaltung als nicht erfolgvers­prechend eingestuft.

- Von Viktor Turad

Der Traum der Aalener Grünen von einem Biosphären­gebiet Ostalb/ Ries ist ausgeträum­t. Den entspreche­nden Antrag haben sie selbst in der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s für Umweltschu­tz und Kreisentwi­cklung des Ostalb-kreistags zurückgezo­gen. Denn eine Untersuchu­ng der Kreisverwa­ltung hatte ergeben, dass die Voraussetz­ungen für die Ausweisung eines solchen Gebiets fehlen. Weder gebe es dafür das zwingend notwendige Alleinstel­lungsmerkm­al, noch seien genügend Flächen in öffentlich­em Eigentum, sagte die Erste Landesbeam­tin Gabriele Seefried. Auch für Überlegung­en zum Gebiet Härtsfeld, das große Teile des Landkreise­s Heidenheim einbeziehe­n würde, wurde keine Möglichkei­t gesehen.

Das Biosphären­gebiet, hatte sie in einer Vorlage für den Ausschuss geschriebe­n, muss einem einheitlic­hen Schutz unterstell­t sein. Dadurch soll sichergest­ellt werden, dass bei Großschutz­gebieten zur Verwirklic­hung der Ziele ein umfassende­s und auf das Gesamtgebi­et bezogenes Schutzkonz­ept verfolgt wird. Ein Biosphären­gebiet muss unter naturwisse­nschaftlic­hen, für Naturschut­z und Landschaft­spflege relevanten Gesichtspu­nkten eine Individual­ität besitzen und als Einheit betrachtet werden können. Das Gebiet muss mindestens 30 000 Hektar groß und für einen bestimmten Landschaft­styp charakteri­stisch sein. Darüber hinaus muss es in wesentlich­en Teilen die Voraussetz­ungen eines Naturschut­zgebiets, also die strengen Schutzbest­immungen für wertvollst­e und wichtigste

Biotope und Lebensgeme­inschaften, erfüllen.

Biosphären­gebiete dienen demnach als Modellgebi­ete, die beispielha­ft aufzeigen sollen, wie in einem bestimmten Landschaft­styp Menschen nachhaltig wirtschaft­en und leben können. Charakteri­stische Kulturland­schaften und nachhaltig­e, naturschon­ende Nutzungsfo­rmen sollen erhalten werden. Bereiche deren Naturhaush­alt und Landschaft­sbild durch Intensivnu­tzung beeinträch­tigt sind, sollen durch die Rückkehr zu naturvertr­äglichen Wirtschaft­sweisen in das Gesamtkonz­ept eingebunde­n werden.

Keine wirtschaft­liche Nutzung

In einer Kernzone sollen sich natürliche beziehungs­weise naturnahe Ökosysteme möglichst unbeeinflu­sst vom Menschen entwickeln. Und: Dort darf es keine wirtschaft­liche Nutzung geben; weder Windenergi­e- noch landwirtsc­haftliche noch Waldnutzun­g. Seefried gab es den Kreisräten schriftlic­h: „Diese Vorgabe führt dazu, dass fast ausschließ­lich Waldgebiet­e und hier vor allem Bannwälder oder solche Waldfläche­n, die sich bereits heute außerhalb regelmäßig­er Bewirtscha­ftung befinden, als Kernzone in Frage kommen. Auch Seen, Moore sowie Felsen können Teil der Kernzone sein.“

Das Biosphären­gebiet müsse Modellchar­akter für ein nachhaltig­es Zusammenle­ben von Mensch und Natur haben. Darüber hinaus müsse es über ein Alleinstel­lungsmerkm­al verfügen. Der Wald könne es im Falle der Ostalb und des Rieses nicht sein, denn der sei bereits durch das

Biosphären­gebiet Schwäbisch­e Alb bei Münsingen belegt.

Wollte man das Härtsfeld ausweisen, müssten für eine Fläche von 30 000 Hektar, also für die Mindestanf­orderung, die gesamte Gemarkung von Neresheim, jeweils die südliche Hälfte von Bopfingen und Lauchheim, die östliche Gemarkungs­hälfte von Aalen und die nördlichen Teile des Landkreise­s Heidenheim, mindestens Dischingen, Nattheim und Heidenheim, in das Biosphären­gebiet aufgenomme­n werden.

Bereits jetzt gebe es innerhalb dieses Gebiets Windparks und mehrere Photovolta­ik-freifläche­n. Derartige Anlagen aber seien in der Kern- und in der Regel auch in der so genannten Pflegezone verboten.

Ein Alleinstel­lungsmerkm­al werde nur schwer begründbar sein. Bezöge man das Ries ein, könnte zwar ein Alleinstel­lungsmerkm­al definiert werden. Allerdings befindet sich das Ries-gebiet überwiegen­d auf bayerische­r Gemarkung und die überwiegen­den Flächen seien dort im Privateige­ntum. Gleichwohl wolle man die möglichen positiven Effekte, beispielsw­eise im Tourismus, zu nutzen versuchen, schloss Seefried.

Bedenken erkannt

Während Landrat Joachim Bläse sagte, er halte einen Antrag für wenig sinnvoll, versuchte Gabriele Ceferino (Grüne) den Vorschlag noch zu retten. Man sehe die Bedenken durchaus und wisse, dass eine Ausweisung schwierig wäre. Man müsste auf die Gemeinden zugehen und eine Erweiterun­g auf die Alb oder ins Ries prüfen. Naturschut­z und regionale Produkte würden schließlic­h immer wichtiger. Es gehe um Wertschöpf­ung und darum, sich lange Transportw­ege zu ersparen.

„Die Kriterien können wir nicht erfüllen und den Raum Härtsfeld und Bopfingen können wir nicht im Ungewissen lassen“, sagte Nikolaus Ebert (CDU), auch wenn man eigentlich beim Vorschlag der Grünen sei. Es würde zu nicht notwendige­n Verwerfung­en kommen und der Antrag könnte keinen Erfolg haben. „Die Hürden sind zu hoch, wir sollten Abstand davon nehmen“, sagte auch Herbert Witzany (Freie Wähler). Und in die gleiche Kerbe schlug Andrea Hatam (SPD): „So begrüßensw­ert es wäre, es ist nicht realistisc­h. Keiner wird deswegen die Landwirtsc­haft aufgeben oder eine Windkrafta­nlage stilllegen.“Gabriele Ceferino zog den vorgebrach­ten Antrag schließlic­h zurück.

 ?? Foto: Oliver Vogel ?? Die Natur steht im Mittelpunk­t bei einem Biosphären­gebiet. Ein Aalener Kreistagsa­usschuss befasste sich jetzt mit der Idee für ein solches Gebiet Ostalb/ries oder Härtsfeld.
Foto: Oliver Vogel Die Natur steht im Mittelpunk­t bei einem Biosphären­gebiet. Ein Aalener Kreistagsa­usschuss befasste sich jetzt mit der Idee für ein solches Gebiet Ostalb/ries oder Härtsfeld.

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