Heidenheimer Zeitung

Weltweiter Aufschrei nach Gründung der Super League

Die Uefa droht den beteiligte­n Klubs, das Bündnis Pro-fans spricht von einer Horrorvisi­on. Bayern München und Borussia Dortmund wollen nicht mitmachen.

-

Der größte Machtkampf in der Geschichte des europäisch­en Club-fußballs eskaliert und könnte sogar bereits bei der EM im Sommer einschneid­ende Konsequenz­en haben. Die Uefa konterte die Super-league-pläne der zwölf Abtrünnige­n mit ihrer weitreiche­nden Reform der Champions League und sprach eine beispiello­se Drohung aus. „Die Spieler, die in diesen Teams spielen, die vielleicht in einer geschlosse­nen Liga spielen, werden von der Weltmeiste­rschaft und Europameis­terschaft ausgeschlo­ssen“, sagte Uefa-präsident Aleksander Ceferin am Montag.

Wann dies geschehen werde, ließ der Slowene noch offen. „Es geht um Gier, Eigennutz und Narzissmus einiger Personen. Wir stehen gemeinsam gegen dieses Nonsens-projekt. Alle 55 Verbände sind gegen die zynischen Pläne“, sagte Ceferin und griff die abtrünnige­n Klubs an. „Solidaritä­t ist etwas, das für immer steht. Das einzige, was für sie zählt, ist ihre eigene Tasche.“Er wolle die Vereine nicht „dreckiges Dutzend“nennen – und impliziert­e mit seinen anderen Worten doch das.

Trotz der angekündig­ten Abspaltung von einem Dutzend Topklubs

mit Real, dem FC Liverpool und Juventus Turin beschloss das Uefa-exekutivko­mitee die bei Fans umstritten­e Reform der Champions League (siehe nebenstehe­nder Artikel).

Der Beschluss wurde allerdings durch die Pläne von zwölf europäisch­en Spitzenver­einen aus England, Spanien und Italien für eine unabhängig­e, internatio­nale Liga überschatt­et – deutsche Klubs gehören derzeit nicht dazu. Dem Dutzend reichen die zu erwartende­n Einnahmen aus der Uefa-reform nicht, zudem fehlt ihnen die absolute Sicherheit, internatio­nal dabei zu sein. Die neue Liga soll jeweils in der Wochenmitt­e spielen und steht damit in direkter Konkurrenz zur Königsklas­se der Uefa. Heftige Kritik kam von Fans und etlichen nationale Ligen, Verbänden und Vereinen. „Eine geschlosse­ne Gesellscha­ft ist ein Verbrechen am Fußball“, sagte Bayer Leverkusen­s Sportchef Rudi Völler. Das Bündnis Pro-fans sprach von einer Horrorvisi­on.

Bayern München und Borussia Dortmund wollen offenbar nicht mitmachen. BVB-BOSS Hans-joachim Watzke verwies darauf, dass die Mitglieder der Europäisch­en Klub-vereinigun­g ECA diese Pläne abgelehnt hätten. Bayerns Vorstandsc­hef Karl-heinz Rummenigge rief zu Solidaritä­t auf und versichert­e, dass sich die Münchner nicht an den Planungen beteiligt hätten: „Wir sind davon überzeugt, dass die aktuelle Statik im Fußball eine seriöse Basis garantiert.“

Finanziert werden soll die neue Liga maßgeblich von der Us-großbank JP Morgan. Für die Gründungsv­ereine sollen zunächst 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Dies würde die Einnahmen aus der Champions League deutlich übersteige­n. In einigen Ländern hat der Streit eine politische Ebene erreicht. „Schädlich“nannte der britische Premiermin­ister Boris Johnson die Super-league-pläne. „Die Entscheidu­ng droht den englischen Fußball zu spalten“, schrieb die englische Daily Mail. Der Deutsche Fußball-bund (DFB) und die Deutsche Fußball-liga (DFL) haben die Gründung der Super League „mit großer Erschütter­ung“aufgenomme­n. „Es ist verantwort­ungslos und nicht hinnehmbar, das gewachsene Miteinande­r aufs Spiel zu setzen.“

Ein Fall für die Gerichte?

Weitere drei ungenannte Klubs sollen die Super League ebenfalls mitgründen, fünf Vereine können sich pro Saison qualifizie­ren. Gespielt werden soll mit insgesamt 20 Mannschaft­en in zwei Zehnergrup­pen, danach im K.o.-system mit Hin- und Rückspiele­n in Viertelund Halbfinals sowie einem Endspiel an neutralem Ort.

Die Super League dürfte dabei die Gerichte beschäftig­en. Die zwölf Klubs haben der rechtliche Schritte eingeleite­t, um die internatio­nalen Verbände Uefa und Fifa an einer Einmischun­g zu hindern. Auch Uefa will nicht vor juristisch­en Maßnahmen zurückschr­ecken.

 ?? Foto: Marco Bertorello/afp ?? Im europäisch­en Klubfußbal­l knallt es derzeit gewaltig.
Foto: Marco Bertorello/afp Im europäisch­en Klubfußbal­l knallt es derzeit gewaltig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany