Holprige Fahrt durchs Corona-jahr
Das Technologieunternehmen mit Standorten unter anderem in Biberach, Ehingen, Ulm und Kirchdorf meldet einen dramatischen Gewinnrückgang. Für das aktuelle Jahr ist die Auftragslage aber gut.
Auch wenn die Zahlen von einem deutlichen Rückgang von Umsatz und Gewinn zeugen, die Verantworten der Liebherr International AG sind stolz darauf, das herausfordernde Jahr 2020 gut gemeistert zu haben. „Zufriedenstellend“nennt der Verwaltungsrat die Ergebnisse des vergangenen Jahres, trotz des Minus in den Büchern.
Die Firmengruppe Liebherr hat 2020 einen Umsatz von 10,34 Milliarden Euro erzielt. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete das Unternehmen damit einen Rückgang um 1,4 Milliarden Euro, das sind 12 Prozent weniger. Laut Pressemitteilung lag das Jahresergebnis bei 7 Millionen Euro. 2019 waren es 429 Millionen Euro Ergebnis nach Steuern.
Trotz des deutlichen Umsatzrückgangs blieb die Mitarbeiterzahl stabil. Zum Jahresende beschäftigte Liebherr weltweit 47 925 Mitarbeiter, 124 weniger als 2019. Das war laut Verwaltungsratsmitglied Patricia Rüf unter anderem möglich, weil Kurzarbeit genutzt und Arbeitszeiten vorübergehend gekürzt wurden. Einzelne Mitarbeiter seien auch in andere Abteilungen oder an andere Standorte versetzt worden.
Das Familienunternehmen, das aus mehr als 140 Gesellschaften weltweit besteht, hat unter anderem große Standorte in Ehingen, Biberach an der Riss, Kirchdorf, Ochsenhausen, Lindenberg, Kempten und Bad Schussenried – sowie eine kleinere Hausgeräte-vertriebsund Service Gmbh in Ulm.
Die Umsätze der Firmengruppe waren mit Ausnahme der Sparte Kühl- und Gefriergeräte rückläufig. Mit diesen erzielte das Unternehmen erstmals in der Firmengeschichte einen Netto-umsatz von knapp über einer Milliarde Euro. Den größten Umsatzrückgang gab es im Bereich Aerospace und Verkehrstechnik mit einem Minus von 31 Prozent und bei Materialumschlagmaschinen mit 24 Prozent minus. Turmdrehkräne verloren gut 18 Prozent.
Die Umsätze brachen vor allem innerhalb der EU ein, besonders in Deutschland und Frankreich. In Österreich und Polen entwickelten sie sich dagegen positiv. Die Geschäfte in den Nicht-euländern wie auch in Nordamerika
nahmen ebenfalls ab, teilt das Unternehmen mit.
„Wir haben die Situation schnell in den Griff bekommen“, sagt Isolde Liebherr, Vizepräsidentin
des Verwaltungsrates der Liebherr-international AG. „Die dezentrale Struktur unserer Firmengruppe hat sich wieder einmal als Vorteil herausgestellt“, erklärt sie. „Wir konnten auf zentraler Ebene steuern und gleichzeitig unseren Gesellschaften Freiraum geben.“
Auch Verwaltungsratsmitglied Patricia Rüf stellt fest, dass man gelernt habe, dass Unvorhergesehenes
ganz schnell alles auf den Kopf stellen könne. Aber: „Wir haben auch gesehen, dass wir in der Lage sind, solche Situationen zu meistern.“Denn Liebherr sei ein stabiles, finanziell unabhängiges und wandlungsfähiges Unternehmen.
Ein Entwicklungsschwerpunkt, der durch die Pandemie beschleunigt wurde, ist auch bei Liebherr die Digitalisierung. „Es war großartig, wie erstmals ein Hafenmobilkran in Argentinien durch ein Monteurteam von Deutschland aus über eine digitale Service-app aufgebaut wurde“, nennt Patricia Rüf als Beispiel für die Fortschritte.willi Liebherr geht nun davon aus, dass das aktuelle Geschäftsjahr besser wird. „Unsere Umsatzprognosen sehen vielversprechend aus.“Die erfreuliche Entwicklung des Auftragseingangs im ersten Quartal 2021 deute auf eine „signifikante Steigerung des Absatzes hin“. Auch wenn es weiterhin Unsicherheiten gebe.
Wir haben die Situation schnell in den Griff bekommen.
Isolde Liebherr
Vizepräsidentin des Verwaltungsrates