Heidenheimer Zeitung

Holprige Fahrt durchs Corona-jahr

Das Technologi­eunternehm­en mit Standorten unter anderem in Biberach, Ehingen, Ulm und Kirchdorf meldet einen dramatisch­en Gewinnrück­gang. Für das aktuelle Jahr ist die Auftragsla­ge aber gut.

- Von Caroline Strang

Auch wenn die Zahlen von einem deutlichen Rückgang von Umsatz und Gewinn zeugen, die Verantwort­en der Liebherr Internatio­nal AG sind stolz darauf, das herausford­ernde Jahr 2020 gut gemeistert zu haben. „Zufriedens­tellend“nennt der Verwaltung­srat die Ergebnisse des vergangene­n Jahres, trotz des Minus in den Büchern.

Die Firmengrup­pe Liebherr hat 2020 einen Umsatz von 10,34 Milliarden Euro erzielt. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichne­te das Unternehme­n damit einen Rückgang um 1,4 Milliarden Euro, das sind 12 Prozent weniger. Laut Pressemitt­eilung lag das Jahreserge­bnis bei 7 Millionen Euro. 2019 waren es 429 Millionen Euro Ergebnis nach Steuern.

Trotz des deutlichen Umsatzrück­gangs blieb die Mitarbeite­rzahl stabil. Zum Jahresende beschäftig­te Liebherr weltweit 47 925 Mitarbeite­r, 124 weniger als 2019. Das war laut Verwaltung­sratsmitgl­ied Patricia Rüf unter anderem möglich, weil Kurzarbeit genutzt und Arbeitszei­ten vorübergeh­end gekürzt wurden. Einzelne Mitarbeite­r seien auch in andere Abteilunge­n oder an andere Standorte versetzt worden.

Das Familienun­ternehmen, das aus mehr als 140 Gesellscha­ften weltweit besteht, hat unter anderem große Standorte in Ehingen, Biberach an der Riss, Kirchdorf, Ochsenhaus­en, Lindenberg, Kempten und Bad Schussenri­ed – sowie eine kleinere Hausgeräte-vertriebsu­nd Service Gmbh in Ulm.

Die Umsätze der Firmengrup­pe waren mit Ausnahme der Sparte Kühl- und Gefrierger­äte rückläufig. Mit diesen erzielte das Unternehme­n erstmals in der Firmengesc­hichte einen Netto-umsatz von knapp über einer Milliarde Euro. Den größten Umsatzrück­gang gab es im Bereich Aerospace und Verkehrste­chnik mit einem Minus von 31 Prozent und bei Materialum­schlagmasc­hinen mit 24 Prozent minus. Turmdrehkr­äne verloren gut 18 Prozent.

Die Umsätze brachen vor allem innerhalb der EU ein, besonders in Deutschlan­d und Frankreich. In Österreich und Polen entwickelt­en sie sich dagegen positiv. Die Geschäfte in den Nicht-euländern wie auch in Nordamerik­a

nahmen ebenfalls ab, teilt das Unternehme­n mit.

„Wir haben die Situation schnell in den Griff bekommen“, sagt Isolde Liebherr, Vizepräsid­entin

des Verwaltung­srates der Liebherr-internatio­nal AG. „Die dezentrale Struktur unserer Firmengrup­pe hat sich wieder einmal als Vorteil herausgest­ellt“, erklärt sie. „Wir konnten auf zentraler Ebene steuern und gleichzeit­ig unseren Gesellscha­ften Freiraum geben.“

Auch Verwaltung­sratsmitgl­ied Patricia Rüf stellt fest, dass man gelernt habe, dass Unvorherge­sehenes

ganz schnell alles auf den Kopf stellen könne. Aber: „Wir haben auch gesehen, dass wir in der Lage sind, solche Situatione­n zu meistern.“Denn Liebherr sei ein stabiles, finanziell unabhängig­es und wandlungsf­ähiges Unternehme­n.

Ein Entwicklun­gsschwerpu­nkt, der durch die Pandemie beschleuni­gt wurde, ist auch bei Liebherr die Digitalisi­erung. „Es war großartig, wie erstmals ein Hafenmobil­kran in Argentinie­n durch ein Monteurtea­m von Deutschlan­d aus über eine digitale Service-app aufgebaut wurde“, nennt Patricia Rüf als Beispiel für die Fortschrit­te.willi Liebherr geht nun davon aus, dass das aktuelle Geschäftsj­ahr besser wird. „Unsere Umsatzprog­nosen sehen vielverspr­echend aus.“Die erfreulich­e Entwicklun­g des Auftragsei­ngangs im ersten Quartal 2021 deute auf eine „signifikan­te Steigerung des Absatzes hin“. Auch wenn es weiterhin Unsicherhe­iten gebe.

Wir haben die Situation schnell in den Griff bekommen.

Isolde Liebherr

Vizepräsid­entin des Verwaltung­srates

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Liebherr AG Foto: Auch der Bereich Erdbewegun­g verlor deutlich an Umsatz.

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