Entschuldigung für Tränen an der Kasse
Wie Kaufland und andere Handelsriesen mit Kunden umgehen, denen Cent-beträge fehlen
München. Ein Twittereintrag, der es in sich hat: Die Supermarktkette Kaufland hat emotional auf die Beschwerde einer Kundin reagiert, die ihrem Ärger im Kurznachrichtendienst Luft gemacht hatte. „Miriam“aus Bremen hatte gefragt, wem das Aufrunden an der Kasse denn eigentlich zugute komme. Sie wies darauf hin, dass manche Kunden kleine Centbeträge aufrunden oder das Rückgeld in kleine Schälchen an der Kasse geben. Sie habe 2 Cent zu wenig dabei gehabt und ihre Jagdwurst für 99 Cent wieder zurückgeben müssen – eine erniedrigende Situation, die sie zum Weinen gebracht habe. Die Blicke der anderen Kunden seien schmerzhaft gewesen, berichtete die „tz“.
Bei Kaufland reagierten die Verantwortlichen schnell. Sie baten die Kundin um eine Privatnachricht und schrieben: „Wegen uns sollte niemand weinen – das tut beim Lesen weh. Fühl dich nachträglich erst einmal von uns gedrückt.“Auf Anfrage sagte eine Kaufland-sprecherin: „Wir haben den Sachverhalt im persönlichen Kontakt mit der Kundin einvernehmlich geklärt. Die Kundin hat als Entschuldigung einen Warengutschein erhalten.“Grundsätzlich gelte: „In den seltenen Einzelfällen, in denen einem Kunden ein oder zwei Cent fehlen, handeln wir selbstverständlich im Sinne unserer Kunden.“
Bei Rewe gebe es keine technische Lösung im Kassensystem für einen solchen Sachverhalt, sagt ein Pressesprecher. „Darüber hinaus tritt dieses ,Problem’ immer seltener auf, weil der Anteil der bargeldlosen Zahlungen Jahr für Jahr steigt und schon jetzt mehr als die Hälfte ausmacht.“
Darauf verweist auch eine Aldi-sprecherin. Man wolle selbstverständlich die Kunden zufriedenstellen. „Wir bieten ihren deshalb das gesamte Spektrum an Bezahloptionen an. Sollte das Bargeld einmal nicht ausreichen, können die Kunden auch mit der Kreditkarte (VISA, Mastercard, American Express), Girocard oder einem NFC fähigem Smartphone bezahlen – und das auch kontaktlos.“Das sei nicht nur schnell und bequem, sondern in der aktuellen Situation ebenso hygienisch ein Vorteil.
Am ausführlichsten äußert sich der Discounter Penny. Die Kassenkräfte seien grundsätzlich dazu angehalten, den exakten Betrag zu kassieren, sagt ein Sprecher „Andernfalls kämen wir in die Grauzone der Einzelfallentscheidung: also praktische Fragen wie, ab welcher Höhe und Frequenz.“Das führe prinzipiell zu Ungerechtigkeiten und einer Ungleichbehandlung der Kunden. Hinzu komme, dass die Kassiererinnen nicht einfach Kassendifferenzen situativ wieder ausgleichen könnten, zum Beispiel, wenn ein Kunde die fehlende Differenz später begleichen wolle.