Heidenheimer Zeitung

Entschuldi­gung für Tränen an der Kasse

Wie Kaufland und andere Handelsrie­sen mit Kunden umgehen, denen Cent-beträge fehlen

- Caroline Strang

München. Ein Twitterein­trag, der es in sich hat: Die Supermarkt­kette Kaufland hat emotional auf die Beschwerde einer Kundin reagiert, die ihrem Ärger im Kurznachri­chtendiens­t Luft gemacht hatte. „Miriam“aus Bremen hatte gefragt, wem das Aufrunden an der Kasse denn eigentlich zugute komme. Sie wies darauf hin, dass manche Kunden kleine Centbeträg­e aufrunden oder das Rückgeld in kleine Schälchen an der Kasse geben. Sie habe 2 Cent zu wenig dabei gehabt und ihre Jagdwurst für 99 Cent wieder zurückgebe­n müssen – eine erniedrige­nde Situation, die sie zum Weinen gebracht habe. Die Blicke der anderen Kunden seien schmerzhaf­t gewesen, berichtete die „tz“.

Bei Kaufland reagierten die Verantwort­lichen schnell. Sie baten die Kundin um eine Privatnach­richt und schrieben: „Wegen uns sollte niemand weinen – das tut beim Lesen weh. Fühl dich nachträgli­ch erst einmal von uns gedrückt.“Auf Anfrage sagte eine Kaufland-sprecherin: „Wir haben den Sachverhal­t im persönlich­en Kontakt mit der Kundin einvernehm­lich geklärt. Die Kundin hat als Entschuldi­gung einen Warengutsc­hein erhalten.“Grundsätzl­ich gelte: „In den seltenen Einzelfäll­en, in denen einem Kunden ein oder zwei Cent fehlen, handeln wir selbstvers­tändlich im Sinne unserer Kunden.“

Bei Rewe gebe es keine technische Lösung im Kassensyst­em für einen solchen Sachverhal­t, sagt ein Pressespre­cher. „Darüber hinaus tritt dieses ,Problem’ immer seltener auf, weil der Anteil der bargeldlos­en Zahlungen Jahr für Jahr steigt und schon jetzt mehr als die Hälfte ausmacht.“

Darauf verweist auch eine Aldi-sprecherin. Man wolle selbstvers­tändlich die Kunden zufriedens­tellen. „Wir bieten ihren deshalb das gesamte Spektrum an Bezahlopti­onen an. Sollte das Bargeld einmal nicht ausreichen, können die Kunden auch mit der Kreditkart­e (VISA, Mastercard, American Express), Girocard oder einem NFC fähigem Smartphone bezahlen – und das auch kontaktlos.“Das sei nicht nur schnell und bequem, sondern in der aktuellen Situation ebenso hygienisch ein Vorteil.

Am ausführlic­hsten äußert sich der Discounter Penny. Die Kassenkräf­te seien grundsätzl­ich dazu angehalten, den exakten Betrag zu kassieren, sagt ein Sprecher „Andernfall­s kämen wir in die Grauzone der Einzelfall­entscheidu­ng: also praktische Fragen wie, ab welcher Höhe und Frequenz.“Das führe prinzipiel­l zu Ungerechti­gkeiten und einer Ungleichbe­handlung der Kunden. Hinzu komme, dass die Kassiereri­nnen nicht einfach Kassendiff­erenzen situativ wieder ausgleiche­n könnten, zum Beispiel, wenn ein Kunde die fehlende Differenz später begleichen wolle.

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Kein Geld in der Börse: Tränen statt Wurst.

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