Heidenheimer Zeitung

Basiskonto wird immer teurer

Eigentlich ist es für Geringverd­iener gedacht. Aber viele Banken und Sparkassen verlangen hohe Gebühren.

- Dieter Keller

Berlin. Eigentlich ist das Basiskonto ein Erfolgsges­chichte: Seit dem Start vor fünf Jahren haben rund 761 500 Menschen, die vorher kein Girokonto hatten, auf diesem Weg Zugang zu einer Bank bekommen. Niemandem wird inzwischen mehr ein Konto verweigert. Trotzdem verzweifel­t Michael Findeisen, pensionier­ter Beamter im Bundesfina­nzminister­ium und einer der Väter des Basiskonto­s: „Der Anspruch auf ein Konto existiert mitunter nur noch auf dem Papier.“Denn Banken und Sparkassen drehen immer stärker an der Gebührensc­hraube. Bis zu 250 Euro verlangen sie im Jahr, beklagt Julian Merzbacher von der Bürgerbewe­gung Finanzwend­e, oft ist das deutlich mehr als fürs normale Girokonto.

Ob fürs Gehalt, die Rente oder die Miete – ohne Bankkonto ist eine Teilnahme am Alltagsleb­en kaum möglich. Doch viele Kreditinst­itute verweigert­en Einkommens­schwachen die Eröffnung eines Girokontos. Daher wurden alle per Gesetz verpflicht­et, das

Kritiker: Bankenaufs­icht schreitet nicht ein, obwohl sie dazu berechtigt ist.

Basiskonto anzubieten. Darauf hat jeder Anspruch, auch Sozialhilf­eempfänger, Wohnungslo­se oder Geflüchtet­e. Eine Kontoüberz­iehung ist nicht möglich, und es gibt keine Kreditkart­e.

Gratis ist dieses Angebot nur noch bei wenigen Banken online, ergab eine Umfrage der Stiftung Warentest im Dezember. Die Führung des Kontos in einer Filiale koste dagegen immer Geld. Nur 38 Banken verlangten weniger als 100 Euro, die Mehrzahl deutlich mehr. Angesichts generell steigender Gebühren befürchtet Merzbacher, dass es weiter nach oben geht.

In anderen Ländern sieht das anders aus: In Frankreich und Großbritan­nien dürfen die Banken gar kein Geld verlangen, in Österreich je nach Bedürftigk­eit maximal 40 bis 80 Euro im Jahr.

Das wäre auch für Findeisen die Obergrenze. Das Problem: Im Gesetz steht nur , die Entgelte müssten „angemessen“sein, ein schwammige­r Begriff. Er sieht die Politik in der Pflicht, dies genauer zu definieren. Zudem nehme die Finanzaufs­icht Bafin ihre Missstands­aufsicht nicht ausreichen­d wahr: Sie könne eingreifen und Institute anweisen, ihr Entgelt zu senken, tue das aber nicht.

Als einziges Kreditinst­itut musste sich bisher die Deutsche Bank vom Bundesgeri­chtshof sagen lassen, dass 9 Euro im Monat zu viel sind. Sie verlangt jetzt 6,90 Euro.

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Foto: ©lzf/shuttersto­ck.com Selbst auf dem Berg können manche Menschen nicht von ihrem Tablet lassen. Kommentar

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