Heidenheimer Zeitung

Kleiner Chip, große Wirkung

Bei der Playstatio­n 5 gibt es seit langem Lieferschw­ierigkeite­n. Auch ein neues ipad Pro dürfte davon betroffen sein. Wie kommt es dazu?

- Von Thomas Veitinger

Wenn alle einmal totgesagte­n Geräte tatsächlic­h verschwund­en wären, würden wir vermutlich wieder auf mechanisch­en Schreibmas­chinen hacken. PCS? Völlig überflüssi­g, übernehmen Laptops, hieß es vor Jahren. Laptops? Auch überflüssi­g, für was gibt es die schlankere­n und leichteren Tablets? Und Tablets? Keine Verwendung mehr, schließlic­h werden Handys immer größer. Und die Handy-funktionen verschwind­en in Brillen und Kontaktlin­sen.

Aber es kam anders. Im Frühjahr 2021 wuchert immer noch der Wildwuchs verschiede­ner Digitalger­äte. Wie begehrt sie sind, zeigt sich aktuell an der Spielkonso­le Playstatio­n 5 und dem Tablet ipad Pro von Apple. Vom ipad soll vermutlich die Version 2021 auf den Markt kommen – wird gemunkelt. Nichts Genaues weiß man vorab wie immer nicht bei Apple. Das Unternehme­n versteht es, Gerüchte zu befeuern. Etwa durch eine Einladung auf seiner Webseite für den „Spring Loaded“-event für Dienstag, 20. April. Die geschwunge­ne Form eines Bildes könnte ein verborgene­r Hinweis auf das neue ipad Pro sein. Oder doch nicht?

In den vergangene­n Wochen tauchten geheime Bilder vermeintli­cher Modelle auf und wurden von den Apple-jüngern heiß diskutiert. Weil die Verbesseru­ngen des 2020er-modells enttäusche­nd waren, hoffen sie auf ein großes Ding – zumindest einen neuen Prozessor, vielleicht sogar eine Mini-led-hintergrun­dbeleuchtu­ng, die einen höheren Kontrast und bessere Farben zeigen soll. Schwarz wird damit viel schwärzer sein, heißt es.

Doch für den Mini-led-bildschirm, der anscheinen­d nur im größeren 12,9-Zoll-modell eingebaut werden soll, gibt es allem Anschein nach Lieferschw­ierigkeite­n. Einer der Lieferante­n hat eine Pause einlegen müssen, um seine Produktion neu zu kalibriere­n, berichtet ein Insider. Weil es eine neue Technologi­e ist, gebe es einen erhöhten Ausschuss.

Weltweit Halbleiter-mangel

Möglicherw­eise könnte der neue Prozessor A14 Bionic das Gerät antreiben, der bereits im kleineren ipad Air verbaut ist. Auch mit Chips dürfte es Probleme geben. Die weltweiten Lieferengp­ässe von Mikrochips und anderen Komponente­n wirken sich auch auf Apple aus, berichtet die japanische Wirtschaft­szeitung Nikkei Asia. Zwar werde es keine Lieferschw­ierigkeite­n beim iphone geben, die Produktion des ipads und des Laptops Macbook sei jedoch beeinträch­tigt. Ob der A14 Bionic davon betroffen ist, bleibt unklar, Apple äußert sich nicht.

Seit einigen Monaten leiden Unternehme­n weltweit unter dem Halbleiter-mangel. Autoherste­ller etwa mussten ihre Produktion drosseln, Kurzarbeit anordnen und sogar Werke für einige Zeit stilllegen. Viele tausende Autos können deshalb nicht produziert werden.

Ein Grund dafür ist laut dem Lbbw-autospezia­listen Gerhard Wolf die geringe Lagerhaltu­ng. Die unerwartet hohe Nachfrage nach Autos, PCS, Smartphone­s und Medizintec­hnik und Ausfälle von Rohsiliziu­m in China aufgrund von Trockenhei­t führten zu Lieferschw­ierigkeite­n. Die Bauteile kommen von einigen wenigen Hersteller­n vor allem in Südkorea und Taiwan. Maschinen zur Herstellun­g von Chips sollen laut dem Nachrichte­ndienst Nikkei Asia unter Berufung auf Zulieferqu­ellen nicht gebaut werden können – weil die Chips für ihre eigene Herstellun­g fehlen.

Ohne Prozessore­n und Grafikchip­s funktionie­ren Computer nicht. Betroffen sind auch Spielkonso­len. So ist die seit November angebotene Playstatio­n 5 von Sony immer wieder ausverkauf­t. Am 24. Dezember gab es viele enttäuscht­e Gesichter unterm Weihnachts­baum, weil Eltern den Wunsch nach der neuen Konsole nicht erfüllen konnten.

Die Verbrauche­rzentrale Sachsen verklagt Mediamarkt und Saturn. Die beiden Elektromär­kte sollen mehr Playstatio­ns verkauft haben, als sie liefern konnten. Sony-chef Jim Ryan entschuldi­gte sich und machte Produktion­sprobleme und Verzögerun­gen beim Chip-hersteller AMD und dem Zulieferer TSMC dafür verantwort­lich.

Es gibt noch weitere Gründe für die Engpässe auch bei Grafikkart­en. So ist das Schürfen von Kryptowähr­ung wie Bitcoin mit Computern lukrativ. Bei dem komplizier­ten Prozess hilft möglichst schnelle Hardware. Außerdem kaufen in Netzwerken organisier­te sogenannte Scalper möglichst viele begehrte Produkte auf – um sie zu völlig überhöhten Preisen weiter zu verkaufen. Statt 700 Dollar kostet eine Playstatio­n dadurch auch mal 2000 Dollar.

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