Kleiner Chip, große Wirkung
Bei der Playstation 5 gibt es seit langem Lieferschwierigkeiten. Auch ein neues ipad Pro dürfte davon betroffen sein. Wie kommt es dazu?
Wenn alle einmal totgesagten Geräte tatsächlich verschwunden wären, würden wir vermutlich wieder auf mechanischen Schreibmaschinen hacken. PCS? Völlig überflüssig, übernehmen Laptops, hieß es vor Jahren. Laptops? Auch überflüssig, für was gibt es die schlankeren und leichteren Tablets? Und Tablets? Keine Verwendung mehr, schließlich werden Handys immer größer. Und die Handy-funktionen verschwinden in Brillen und Kontaktlinsen.
Aber es kam anders. Im Frühjahr 2021 wuchert immer noch der Wildwuchs verschiedener Digitalgeräte. Wie begehrt sie sind, zeigt sich aktuell an der Spielkonsole Playstation 5 und dem Tablet ipad Pro von Apple. Vom ipad soll vermutlich die Version 2021 auf den Markt kommen – wird gemunkelt. Nichts Genaues weiß man vorab wie immer nicht bei Apple. Das Unternehmen versteht es, Gerüchte zu befeuern. Etwa durch eine Einladung auf seiner Webseite für den „Spring Loaded“-event für Dienstag, 20. April. Die geschwungene Form eines Bildes könnte ein verborgener Hinweis auf das neue ipad Pro sein. Oder doch nicht?
In den vergangenen Wochen tauchten geheime Bilder vermeintlicher Modelle auf und wurden von den Apple-jüngern heiß diskutiert. Weil die Verbesserungen des 2020er-modells enttäuschend waren, hoffen sie auf ein großes Ding – zumindest einen neuen Prozessor, vielleicht sogar eine Mini-led-hintergrundbeleuchtung, die einen höheren Kontrast und bessere Farben zeigen soll. Schwarz wird damit viel schwärzer sein, heißt es.
Doch für den Mini-led-bildschirm, der anscheinend nur im größeren 12,9-Zoll-modell eingebaut werden soll, gibt es allem Anschein nach Lieferschwierigkeiten. Einer der Lieferanten hat eine Pause einlegen müssen, um seine Produktion neu zu kalibrieren, berichtet ein Insider. Weil es eine neue Technologie ist, gebe es einen erhöhten Ausschuss.
Weltweit Halbleiter-mangel
Möglicherweise könnte der neue Prozessor A14 Bionic das Gerät antreiben, der bereits im kleineren ipad Air verbaut ist. Auch mit Chips dürfte es Probleme geben. Die weltweiten Lieferengpässe von Mikrochips und anderen Komponenten wirken sich auch auf Apple aus, berichtet die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei Asia. Zwar werde es keine Lieferschwierigkeiten beim iphone geben, die Produktion des ipads und des Laptops Macbook sei jedoch beeinträchtigt. Ob der A14 Bionic davon betroffen ist, bleibt unklar, Apple äußert sich nicht.
Seit einigen Monaten leiden Unternehmen weltweit unter dem Halbleiter-mangel. Autohersteller etwa mussten ihre Produktion drosseln, Kurzarbeit anordnen und sogar Werke für einige Zeit stilllegen. Viele tausende Autos können deshalb nicht produziert werden.
Ein Grund dafür ist laut dem Lbbw-autospezialisten Gerhard Wolf die geringe Lagerhaltung. Die unerwartet hohe Nachfrage nach Autos, PCS, Smartphones und Medizintechnik und Ausfälle von Rohsilizium in China aufgrund von Trockenheit führten zu Lieferschwierigkeiten. Die Bauteile kommen von einigen wenigen Herstellern vor allem in Südkorea und Taiwan. Maschinen zur Herstellung von Chips sollen laut dem Nachrichtendienst Nikkei Asia unter Berufung auf Zulieferquellen nicht gebaut werden können – weil die Chips für ihre eigene Herstellung fehlen.
Ohne Prozessoren und Grafikchips funktionieren Computer nicht. Betroffen sind auch Spielkonsolen. So ist die seit November angebotene Playstation 5 von Sony immer wieder ausverkauft. Am 24. Dezember gab es viele enttäuschte Gesichter unterm Weihnachtsbaum, weil Eltern den Wunsch nach der neuen Konsole nicht erfüllen konnten.
Die Verbraucherzentrale Sachsen verklagt Mediamarkt und Saturn. Die beiden Elektromärkte sollen mehr Playstations verkauft haben, als sie liefern konnten. Sony-chef Jim Ryan entschuldigte sich und machte Produktionsprobleme und Verzögerungen beim Chip-hersteller AMD und dem Zulieferer TSMC dafür verantwortlich.
Es gibt noch weitere Gründe für die Engpässe auch bei Grafikkarten. So ist das Schürfen von Kryptowährung wie Bitcoin mit Computern lukrativ. Bei dem komplizierten Prozess hilft möglichst schnelle Hardware. Außerdem kaufen in Netzwerken organisierte sogenannte Scalper möglichst viele begehrte Produkte auf – um sie zu völlig überhöhten Preisen weiter zu verkaufen. Statt 700 Dollar kostet eine Playstation dadurch auch mal 2000 Dollar.