Heidenheimer Zeitung

Lyrische Kritik an der Macht der Männer

Mit dem neuen Album von London Grammar rückt Frontfrau Hannah Reid noch stärker in den Vordergrun­d.

- Jennifer Weese

Berlin. Was wäre London Grammar ohne Frontsänge­rin Hannah Reid? Vermutlich nicht annähernd so erfolgreic­h, denn Reids einzigarti­ge Stimme ist das Aushängesc­hild der Band. Mal erwachsen und tief, mal glockenhel­l und klar, mal kraftvoll und dann wieder säuselnd – immer wieder zieht Reid die Fans in ihren Bann. Mit dem neuen Album „California­n Soil“, das am Freitag (16. April) veröffentl­icht wird, rückt Hannah Reid (31) noch mehr in den Vordergrun­d.

Schon das Debütalbum des Trios „If You Wait“erreichte 2013 Platz zwei der Uk-charts. Mit ihrem zweiten Album „Truth Is A Beautiful Thing“im Jahr 2017 schafften sie es in ihrer Heimat sogar auf Platz eins, in Deutschlan­d immerhin in die Top Ten. In den vergangene­n Jahren musste die Sängerin nach eigener Darstellun­g immer wieder spüren, was es bedeutet, eine Frau in der immer noch von Männern dominierte­n Musikindus­trie zu sein. Diese Erfahrunge­n haben das neue Album stark beeinfluss­t. Der Song „Lord It‘s a Feeling“startet etwa mit der Zeile „I saw the way you made her feel like she should be somebody else“, zu Deutsch: „Ich habe gesehen, wie du ihr das Gefühl gegeben hast, sie sollte jemand anderes sein.“Es ist vor allem eine Kritik an der Musikindus­trie, die Reid mit ihrer sanften Stimme hervorbrin­gt.

Die Branche sei zwar auf dem Weg in eine neue Generation, sagt Reid. Aber die alte Generation sei immer noch mächtig. „Wenn du eine Sängerin mit einer zarten Stimme bist, geht diese alte Schule immer noch davon aus, dass die

Jungs sich um alles andere kümmern müssen.“Mit diesem Album gehe es ihr darum, selber die Macht über ihr Leben zu bekommen, so Reid.

Mit dem dritten Album „California­n Soil“ist dem Trio jetzt ein rundes, stimmiges Werk gelungen. Der klassische Synthesize­r-sound steht zwar noch immer im Mittelpunk­t, die Band wollte allerdings stärker experiment­ieren. Damit enttäusche­n sie nicht. Herausgeko­mmen sind zwölf Songs (plus ein sphärische­s Intro), die mal stark an die Vorgängera­lben erinnern, mal ungewohnt poppig daherkomme­n.

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Foto: A. Waespi/universal Music/dpa Das Trio London Grammar.

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