Heidenheimer Zeitung

Auf dem Weg zum Fahrradlan­d

Die Regierung investiert so viel wie noch nie in den Ausbau. So soll Radfahren sicherer und bequemer werden.

- Dorothee Torebko

Berlin. Die Sonne strahlt, die Tage werden länger, der eisige Wind seltener – schon sind sie wieder auf den Straßen: Radfahrer. Pünktlich zum Start der Saison hat das Bundesverk­ehrsminist­erium einen Nationalen Radverkehr­splan für die kommenden zehn Jahre ausgearbei­tet. Am Mittwoch hat ihn das Kabinett abgesegnet. Die Pläne von Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) sehen vor, mehr Verkehrssi­cherheit und lückenlose Radverkehr­snetze zu gewährleis­ten.

Die Notwendigk­eit zu handeln, wurde insbesonde­re im Pandemie-jahr deutlich. Das Fahrrad ist einer der wenigen Gewinner der Coronakris­e. Viele Pendler sattelten von Bus und Bahn aufs Rad um. 2020 wurden nach Angaben des Zweirad-industrie-verbands 5,04 Millionen Räder und E-bikes verkauft. Das sind rund 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Trotzdem ist Radfahren gefährlich: 2020 starben 430 Radler auf deutschen Straßen. Das sind zwar 15 Personen

weniger als 2019, allerdings gab es im Corona-jahr auch wesentlich weniger Verkehr.

Zum ersten Mal überhaupt wurde deshalb das Rad in den Fokus der Politik genommen. „Mit unserem neuen Radverkehr­splan machen wir Deutschlan­d zum Fahrradlan­d“, sagte Bundesverk­ehrsminist­er Scheuer. Dem Kabinettsb­eschluss war ein zweijährig­er Prozess vorangegan­gen, bei dem Bürger befragt wurden. Über 2000 Ideen sammelte das Ministeriu­m und wertete sie mit den Ländern, der Industrie und Verbänden aus. Die Befragten kritisiert­en vor allem die mangelhaft­e Infrastruk­tur und ein hohes Unfallrisi­ko.

Mehr und längere Wege

Damit Radfahren sicherer und bequemer wird, investiert die Bundesregi­erung 1,46 Milliarden Euro – eine Rekordsumm­e. Mit dem Geld sollen Schnellrad­wege gefördert werden. Wege sollen künftig so geplant werden, dass die Infrastruk­tur von Rad und Autos

möglichst getrennt ist. Kommunen sollen schrittwei­se Platz für den Radverkehr schaffen, indem sie Parkplätze für Pkw umwandeln. Zugleich erarbeitet die Bundesregi­erung ein Programm für Radparkhäu­ser an Bahnhöfen.

Das übergeordn­ete Ziel: Insgesamt sollen mehr und weitere Weg mit dem Rad zurückgele­gt werden, erläuterte Scheuer. Die Anzahl der Wege soll sich bis 2030 pro Jahr von 120 auf 180 Wege pro Person erhöhen. Zudem sollen Radler mithilfe der Maßnahmen dazu animiert werden, längere Strecken zu fahren. Hier ist das Ziel eine Steigerung von einer durchschni­ttlichen Streckenlä­nge von 3,7 auf sechs Kilometer. Bei den Plänen gehe es nicht darum, einen Konkurrenz­kampf zwischen dem Auto und Rad aufzumache­n, erläuterte Scheuer. „Es geht nicht um ein Gegeneinan­der, sondern ein Miteinande­r“, sagte Scheuer. Es gehe darum, den Straßenrau­m anders aufzuteile­n – zugunsten der Radfahrer.

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