Auf dem Weg zum Fahrradland
Die Regierung investiert so viel wie noch nie in den Ausbau. So soll Radfahren sicherer und bequemer werden.
Berlin. Die Sonne strahlt, die Tage werden länger, der eisige Wind seltener – schon sind sie wieder auf den Straßen: Radfahrer. Pünktlich zum Start der Saison hat das Bundesverkehrsministerium einen Nationalen Radverkehrsplan für die kommenden zehn Jahre ausgearbeitet. Am Mittwoch hat ihn das Kabinett abgesegnet. Die Pläne von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sehen vor, mehr Verkehrssicherheit und lückenlose Radverkehrsnetze zu gewährleisten.
Die Notwendigkeit zu handeln, wurde insbesondere im Pandemie-jahr deutlich. Das Fahrrad ist einer der wenigen Gewinner der Coronakrise. Viele Pendler sattelten von Bus und Bahn aufs Rad um. 2020 wurden nach Angaben des Zweirad-industrie-verbands 5,04 Millionen Räder und E-bikes verkauft. Das sind rund 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Trotzdem ist Radfahren gefährlich: 2020 starben 430 Radler auf deutschen Straßen. Das sind zwar 15 Personen
weniger als 2019, allerdings gab es im Corona-jahr auch wesentlich weniger Verkehr.
Zum ersten Mal überhaupt wurde deshalb das Rad in den Fokus der Politik genommen. „Mit unserem neuen Radverkehrsplan machen wir Deutschland zum Fahrradland“, sagte Bundesverkehrsminister Scheuer. Dem Kabinettsbeschluss war ein zweijähriger Prozess vorangegangen, bei dem Bürger befragt wurden. Über 2000 Ideen sammelte das Ministerium und wertete sie mit den Ländern, der Industrie und Verbänden aus. Die Befragten kritisierten vor allem die mangelhafte Infrastruktur und ein hohes Unfallrisiko.
Mehr und längere Wege
Damit Radfahren sicherer und bequemer wird, investiert die Bundesregierung 1,46 Milliarden Euro – eine Rekordsumme. Mit dem Geld sollen Schnellradwege gefördert werden. Wege sollen künftig so geplant werden, dass die Infrastruktur von Rad und Autos
möglichst getrennt ist. Kommunen sollen schrittweise Platz für den Radverkehr schaffen, indem sie Parkplätze für Pkw umwandeln. Zugleich erarbeitet die Bundesregierung ein Programm für Radparkhäuser an Bahnhöfen.
Das übergeordnete Ziel: Insgesamt sollen mehr und weitere Weg mit dem Rad zurückgelegt werden, erläuterte Scheuer. Die Anzahl der Wege soll sich bis 2030 pro Jahr von 120 auf 180 Wege pro Person erhöhen. Zudem sollen Radler mithilfe der Maßnahmen dazu animiert werden, längere Strecken zu fahren. Hier ist das Ziel eine Steigerung von einer durchschnittlichen Streckenlänge von 3,7 auf sechs Kilometer. Bei den Plänen gehe es nicht darum, einen Konkurrenzkampf zwischen dem Auto und Rad aufzumachen, erläuterte Scheuer. „Es geht nicht um ein Gegeneinander, sondern ein Miteinander“, sagte Scheuer. Es gehe darum, den Straßenraum anders aufzuteilen – zugunsten der Radfahrer.