„Besser als Urwald“
Für den Präsidenten
der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, Hans-georg von der Marwitz, steht im Moment die Klimaprämie im Mittelpunkt. Aber er weiß aus eigener Erfahrung, der Wald braucht einen langen Atem.
Die Holzpreise sind gestiegen. Sind das also goldene Zeiten für Waldbesitzer?
Hans-georg von der Marwitz:
Von wegen. Das Geld kommt nicht bei den Waldbauern an. Wir mussten in den letzten Jahren das Schadholz für ein Spottgeld verkaufen. Es war viel zu viel Holz auf dem Markt. Der Festmeter Holz musste teilweise für 15 statt für 60, 70 oder 120 Euro je nach Qualität verkauft werden. Jetzt sind die Preise gestiegen, aber auf ein immer noch viel zu niedriges Niveau. Für die derzeit aufgerufenen Preise werfen viele die Motorsäge gar nicht erst an.
Naturschützer finden ohnehin, dass die beste Waldentwicklung, die ohne menschliches Zutun ist. Sie schütteln den Kopf...
Erstens weil bewirtschafteter Wald mehr CO2 bindet als sich selbst überlassener. Zweitens brauchen wir neben der Klimaschutzleistung auch den Rohstoff Holz, der uns in bewirtschafteten Wäldern qualitativ und mengenmäßig mehr zur Verfügung steht als in einem sich selbst überlassenen Wald. In Deutschland entnehmen wir dem Wald deutlich weniger als nachwächst. Unsere Forstwirtschaft beruht auf dem Nachhaltigkeitsprinzip. Wir bewirtschaften den Wald doch schon nach ökologischen, ökonomischen und sozialen Grundsätzen. Wenn das Holz nicht aus unseren nachhaltig bewirtschafteten Wäldern kommt, wird der Bedarf aus problematischen Regionen dieser Welt gedeckt, sei es aus der Taiga oder aus den Urwäldern Brasiliens. Wollen wir das?
Aber müssen es Plantagenwälder sein?
Wo soll es diese denn geben? Das ist ein ideologischer Begriff. Mehr als 75 Prozent der deutschen Wälder sind mittlerweile Mischwälder oder Laubwälder. Und in der nächsten Waldgeneration stehen nur noch 10 Prozent in Reinkultur. Die Waldeigentümer und Waldbauern sind seit Jahrzehnten aktiv im Waldumbau tätig, aber das braucht auch seine Zeit.
Seit 1948 stehen an der Spitze Ihres Verbandes Adelige. Gibt es dafür eine vernünftige Erklärung?
Nein, denn es steht nicht in den Statuten, dass es so sein muss. Übrigens hat die Mehrheit der Vorsitzenden unserer Landesverbände keinen Stolperstein zwischen Vor- und Nachnamen…