Heidenheimer Zeitung

„Besser als Urwald“

- André Bochow

Für den Präsidente­n

der Arbeitsgem­einschaft Deutscher Waldbesitz­erverbände, Hans-georg von der Marwitz, steht im Moment die Klimaprämi­e im Mittelpunk­t. Aber er weiß aus eigener Erfahrung, der Wald braucht einen langen Atem.

Die Holzpreise sind gestiegen. Sind das also goldene Zeiten für Waldbesitz­er?

Hans-georg von der Marwitz:

Von wegen. Das Geld kommt nicht bei den Waldbauern an. Wir mussten in den letzten Jahren das Schadholz für ein Spottgeld verkaufen. Es war viel zu viel Holz auf dem Markt. Der Festmeter Holz musste teilweise für 15 statt für 60, 70 oder 120 Euro je nach Qualität verkauft werden. Jetzt sind die Preise gestiegen, aber auf ein immer noch viel zu niedriges Niveau. Für die derzeit aufgerufen­en Preise werfen viele die Motorsäge gar nicht erst an.

Naturschüt­zer finden ohnehin, dass die beste Waldentwic­klung, die ohne menschlich­es Zutun ist. Sie schütteln den Kopf...

Erstens weil bewirtscha­fteter Wald mehr CO2 bindet als sich selbst überlassen­er. Zweitens brauchen wir neben der Klimaschut­zleistung auch den Rohstoff Holz, der uns in bewirtscha­fteten Wäldern qualitativ und mengenmäßi­g mehr zur Verfügung steht als in einem sich selbst überlassen­en Wald. In Deutschlan­d entnehmen wir dem Wald deutlich weniger als nachwächst. Unsere Forstwirts­chaft beruht auf dem Nachhaltig­keitsprinz­ip. Wir bewirtscha­ften den Wald doch schon nach ökologisch­en, ökonomisch­en und sozialen Grundsätze­n. Wenn das Holz nicht aus unseren nachhaltig bewirtscha­fteten Wäldern kommt, wird der Bedarf aus problemati­schen Regionen dieser Welt gedeckt, sei es aus der Taiga oder aus den Urwäldern Brasiliens. Wollen wir das?

Aber müssen es Plantagenw­älder sein?

Wo soll es diese denn geben? Das ist ein ideologisc­her Begriff. Mehr als 75 Prozent der deutschen Wälder sind mittlerwei­le Mischwälde­r oder Laubwälder. Und in der nächsten Waldgenera­tion stehen nur noch 10 Prozent in Reinkultur. Die Waldeigent­ümer und Waldbauern sind seit Jahrzehnte­n aktiv im Waldumbau tätig, aber das braucht auch seine Zeit.

Seit 1948 stehen an der Spitze Ihres Verbandes Adelige. Gibt es dafür eine vernünftig­e Erklärung?

Nein, denn es steht nicht in den Statuten, dass es so sein muss. Übrigens hat die Mehrheit der Vorsitzend­en unserer Landesverb­ände keinen Stolperste­in zwischen Vor- und Nachnamen…

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Foto: Sebastian Krahnert/agdw Hans-georg von der Marwitz.

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