Raum für Verbesserung
Der Anteil von Salz, Zucker und Fett in Fertigprodukten wird geringer, aber es gibt noch viel zu tun, wie eine wissenschaftliche Untersuchung zeigt.
Quetschprodukte für Kleinkinder liegen voll im Trend. Kein Wunder, Obst und Gemüse scheinen gesunde Lebensmittel zu sein, dazu ist es für die Kinder einfach zu verzehren – einfach auf den Beutel drücken. Aber ist es wirklich empfehlenswert, den Kleinsten diese Produkte zu kaufen? Das hat die Bundesregierung im Zuge ihrer Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Salz und Fett untersuchen lassen. Das Ergebnis: Quetschprodukte weisen mit durchschnittlich 10,4 Gramm Zucker pro 100 Gramm ähnliche Werte auf wie Fruchtsäfte, also auch unbearbeitetes Obst und Gemüse.
Klingt erst einmal beruhigend, aber Vorsicht ist geboten: Gut zehn Prozent der Frucht- und Gemüsequetschbeutel enthalten zugesetzten Zucker in Form von Haushalts- oder Traubenzucker. Das ist unnötig, findet Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner (CDU): „Zugesetzter Zucker für Kinder hat in Quetschprodukten nichts zu suchen.“Sie will sich auf der Eu-ebene dafür einsetzen, dass das verboten wird – eine nationale Regelung sei hier nicht möglich.
Nicht nur Quetschprodukte sind praktisch, das gilt für Fertiglebensmittel insgesamt – deswegen sind sie auch ein fester Bestandteil in der Ernährung vieler. Doch viele der Produkte erhalten zu viel Zucker, Salz und Fett. In der Untersuchung der Inhaltsstoffe, die vom Max-rubner-institut (MRI) durchgeführt wird, lässt sich allerdings durchaus ein Rückgang feststellen. Mri-präsident Prof. Pablo Steinberg sagt: „Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es eine positive Entwicklung bei der Reduktion von Salz, Zucker
und Fett.“Entscheidend für eine gesunde Ernährung sei nicht der Verzehr einzelner Lebensmittel, betont Steinberg, sondern das Ernährungsmuster – also das, was wir insgesamt an Lebensmitteln im Alltag zu uns nehmen. Deswegen untersucht sein Institut auch jeweils neue Produkte und vergleicht deren Werte für Zucker & Co mit denen aus dem Jahr 2016. In verpackten Brot und Gebäck ist der Salzanteil um vier Prozent gesunken, bei Toastbrot ist der Wert sogar mehr als doppelt so hoch.
Auch Riegel haben sich die Wissenschaftler genauer angeschaut: Nuss-riegel enthalten durchschnittlich 15,8 Prozent weniger Zucker, Müsli-riegel mit Schokolade 10,9 Prozent, Fruchtschnitten 5,9. Bei Fleischprodukten ist Salz oft nicht nur Geschmacksgeber, sondern auch für die gewohnte Konsistenz und Haltbarkeit wichtig. Entsprechend wichtig, aber auch schwierig gestaltet sich die Reduktion. In Snack-salami wurde der Salzanteil im Vergleich zu 2016 um 10,6 Prozent reduziert, bei vorgegarten Frikadellen sind es 15 Prozent.
Klöckner: „Die Richtung stimmt, aber es gibt noch Luft nach oben.“
Generell habe die Regierung aus Sicht von Klöckner mit ihrer Strategie in kurzer Zeit sehr viel erreicht, aber das reiche ihr noch nicht. „Einige Zahlen sind noch nicht zufriedenstellend.“Die Hersteller würden nicht aus der Verantwortung entlassen werden, so Klöckner.
Doch Kritiker bemängeln, dass Freiwilligkeit nicht ausreiche, um Übergewicht und ungesunde Ernährung im großen Stil zu bekämpfen. „Ein paar Gramm weniger Zucker in Müsli-riegeln sind keine Strategie gegen die Adipositas-epidemie“, argumentiert der Verbraucherverein Foodwatch. Entgegen dem Rat ihrer eigenen Berater würde Klöckner mit dem Verzicht auf Zwang wirksame Maßnahmen gegen den gesundheitsgefährdenden Zuckerrausch der Lebensmittelindustrie verhindern, sagt Foodwatch. Eine Limonaden-steuer nach britischem Vorbild und Beschränkungen der Junkfood-werbung an Kinder seien seit Jahren überfällig.