Persönlichkeit statt Prozess
Dampf ablassen oder Wunden lecken dürfte je nach Temperament derzeit die Hauptbeschäftigung der Markus-söder-fans in der Union sein. Aber auch von den Armin-laschet-unterstützern müssen sich viele wohl noch einige Tage von dem Schrecken erholen, den die Eskalation der vergangenen Woche ausgelöst hatte. Die Union hat jetzt zwar einen Kanzlerkandidaten, aber auch noch ein paar Aufräumarbeiten vor sich.
Nun wollen die C-parteien aus dem Schaden klug werden und ähnlichen Verheerungen ein für alle Mal vorbeugen. Bundestagsfraktionschef Ralph Brinkhaus beispielsweise wünscht sich für die Zukunft ein klares Verfahren beziehungsweise „einen Prozess“. Und er leitet den Arbeitsauftrag auch gleich konkret weiter: „Das ist die Aufgabe der Generalsekretäre.“Das klingt natürlich verlockend: Mit einem schriftlich fixierten Plan künftige K-fragen-desaster verhindern.
Doch realistisch ist das nicht. Es müsste ja nicht nur die eine Unionspartei die entsprechenden Beschlüsse fassen, sondern auch die andere – und die müssten sich dann auch noch miteinander verschränken. Zudem ist die Forderung für den gerade erst gekürten Kandidaten heikel, trägt sie doch zu der Lesart der Söder-ultras bei, dass nicht nur Laschet selbst, sondern auch die Art seiner Nominierung irgendwie zweifelhaft ist. Es wird auch in Zukunft weniger auf Paragraphen als auf Persönlichkeiten ankommen: Die CDU beispielsweise war ja schon vor einer Woche überzeugt, ein nach allen Regeln der Kunst gemaltes Meinungsbild pro Laschet vollendet zu haben. Dass es auch anders geht – man muss es nochmal kurz erwähnen – haben die Grünen vorgemacht. Ganz ohne festgelegtes Verfahren.