Heidenheimer Zeitung

3500 Jahre alte Funde bei Stockach

Auf dem Bauplatz eines Gewächshau­ses werden Siedlungsr­este aus der Bronzezeit freigelegt.

- Petra Walheim

Stockach. Der Bau eines 1,5 Hektar großen Gewächshau­ses auf einer Fläche im Stockacher Ortsteil Wahlwies (Kreis Konstanz) muss warten. Noch haben die Archäologe­n Vorrang. Für den Bauherrn und den Kreisarchä­ologen Jürgen Hald kommt die Bauverzöge­rung nicht überrasche­nd. Das Gelände liegt nahe bei einem Gewässer, an einem leichten Südhang mit gutem Ackerboden. „Wenn so gute prähistori­sche Siedlungsb­edingungen vorliegen, gehen bei uns alle Alarmglock­en für mögliche archäologi­sche Siedlungsf­unde an“, sagt der Kreisarchä­ologe.

Es war kein Fehlalarm. In den gut acht Wochen, die die Archäologe­n auf der Fläche arbeiten, haben sie 550 Einzelfund­stelle entdeckt und dokumentie­rt. Dabei handelt es sich vor allem um Verfärbung­en im Boden, die darauf hinweisen, dass dort Fundamentg­ruben für die Pfosten von Häusern waren. „Die Leute damals haben für die Pfosten Löcher gegraben, die Pfosten in die Löcher gestellt und mit Boden wieder aufgefüllt“, erklärt Jürgen Hald. So seien verschiede­ne Bodenarten vermischt worden.

Scherben aus der Bronzezeit

„Die Mehrzahl der Siedlungsf­unde dürfte anhand der gefundenen Keramiksch­erben in die mittlere bis späte Bronzezeit gehören“, sagt Hald. Das sei die Zeit um 1500 vor Christus. „Damit haben wir die bisher ältesten Siedlungsf­unde von Wahlwies entdeckt.“Für den Kreisarchä­ologen sind die Funde für den Landkreis durchaus von Bedeutung. Einige Gruben mit römischen Dachziegel­n deuten außerdem darauf hin, dass das Gelände im 2./.3. Jahrhunder­t n. Chr. von römischen Siedlern genutzt worden ist. In einer 95 Meter langen und 32 Meter breiten Grabenstru­ktur kamen auch jüngere Siedlungsr­este zutage. Zu den Funden gehört auch eine 11,65 Gramm schwere Bleikugel. Das Kaliber des Geschosses passe zu Pistolen, die im Dreißigjäh­rigen Krieg benutzt wurden, sagt Hald. Das müsse aber noch geprüft werden.

Noch etwa zwei Wochen sind die Experten der Kreisarchä­ologie und des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege auf dem Gelände beschäftig­t. Anfang Mai kann mit dem Bau des Gewächshau­ses begonnen werden.

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Archäologe Hald hält eine Kugel – womöglich stammt sie aus dem Dreißigjäh­rigen Krieg.

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