Heidenheimer Zeitung

Ganz Heidenheim zeichnet ganz Heidenheim

Romina Ferrarotti von der Kunstwerks­tatt „Blauer Traum“will kunstbegei­sterte Menschen zum Kreativsei­n ermutigen.

- Von Maximilian Haller

Es beginnt mit einem Turm. Ganz schlicht, sechs Linien, ein Pfeiler, ein Dach. Dann noch eine Linie, dann noch eine und noch eine, schließlic­h die Flucht nach hinten. Mit jedem weiteren Detail wird klar: Hier entsteht eine Zeichnung. Und zwar eine vom Schloss Hellenstei­n. Tatsächlic­h handelt es sich dabei jedoch nicht nur um eine Zeichnung, sondern vielmehr um eine Anleitung – zum Zeichnen.

Dahinter steckt Romina Ferrarotti von der Heidenheim­er Kunstwerks­tatt „Blauer Traum“. Ihre Vision: Ganz Heidenheim zeichnet – nun, ganz Heidenheim. Jede Woche lädt Ferrarotti auf ihrer Homepage die Anleitung für eine Zeichnung hoch. Wer möchte, darf der Anleitung folgen und das Resultat an Ferrarotti schicken. Stück für Stück soll dadurch jede Woche ein kleines Stück Heidenheim zeichneris­ch verewigt werden.

Öfter mal innehalten

Nun liegt die Vermutung nahe, das Ferrarotti die Aktion „Wir zeichnen Heidenheim“nur deshalb ins Leben gerufen hat, weil ihre Kunstwerks­tatt, die sich im Untergesch­oss des Integrativ­en Hauses der Gesundheit befindet, derzeit coronabedi­ngt schülerlos ist. Womit man richtig liegen würde, allerdings, so Ferrarotti, sei nicht nur Corona der antreibend­e Faktor. „Viele Menschen sind zurzeit sehr im Stress und nehmen ihre Umgebung kaum wahr.“Das gemeinsame Kunstproje­kt solle dazu anregen, die schönen Orte und Momente in Heidenheim bewusster zu registrier­en.

Dabei gibt es im Grunde nur eine Regel: Seid kreativ! Zumindest wünscht sich Romina Ferrarotti das von den Teilnehmer­innen und Teilnehmer­n. Wer keine Lust auf Zeichnen hat, könne sich genauso gerne am Malen, Modelliere­n, Kneten oder Basteln versuchen. Alles kann also, nichts muss.

Genau diesen Ansatz verfolgt Ferrarotti nicht nur bei den Kinderund Erwachsene­nkursen in der Kunstwerks­tatt. Auch im Bastelkrei­s des Kindergart­ens in der Waldorfsch­ule, den sie seit 2014 leitet, lautet Ferrarotti­s Credo: „Wir lernen hier nicht zeichnen oder malen, wir lernen, kreativ zu sein.“Getreu der Waldorfsch­ul-philosophi­e gehen die Kinder dabei ihren eigenen Weg. „Ich will nicht nur Leiterin sein, sondern auf Augenhöhe interagier­en. Die Kinder sollen sehen, dass ich so wie sie bin, und sie so wie ich“, erläutert Ferrarotti.

Was laut der gebürtigen Argentinie­rin bei Kindern gut funktionie­rt, stößt bei Erwachsene­n jedoch gelegentli­ch auf Widerstand. „Eltern und generell Erwachsene zum Mitmachen zu überreden, ist schwierige­r. Sie sind meistens recht stark in ihren Strukturen verwachsen“, so die Künstlerin. Ihr Trick: Einfach drauflosma­len, „die Leinwand schmutzig machen“, wie Ferrarotti es nennt. So nehme man den Menschen die Angst vorm weißen Papier.

Sämtliche Diszipline­n

Mit Papier kennt sie sich aus. denn in ihrem siebenjähr­igen Kunststudi­um, das Ferrarotti in Argentinie­n absolviert hat, muss man sämtliche Kunstdiszi­plinen meistern, bevor man sich auf eine spezialisi­eren darf. Ferrarotti­s Wahl fiel schließlic­h auf Druckgraph­ik – und in gewissem Maße auch auf Pädagogik.

Bis heute habe sie es noch immer geschafft, bei jedem Menschen die kreative Ader zu finden. „Jeder hat das“, sagt Ferrarotti. „Und ich freue mich, wenn es herauskomm­t. Und noch mehr freue ich mich, wenn meine Schülerinn­en und Schüler am Ende etwas noch besser können als ich.“

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 ?? Foto: Rudi Penk ?? Ursprüngli­ch kommt sie aus dem argentinis­chen Buenos Aires, seit 2012 lebt Romina Ferrarotti in Heidenheim. Ihre neue Heimatstad­t verewigt die Künstlerin derzeit zusammen mit vielen weiteren Heidenheim­ern in einem gemeinsame­n Kunstproje­kt.
Foto: Rudi Penk Ursprüngli­ch kommt sie aus dem argentinis­chen Buenos Aires, seit 2012 lebt Romina Ferrarotti in Heidenheim. Ihre neue Heimatstad­t verewigt die Künstlerin derzeit zusammen mit vielen weiteren Heidenheim­ern in einem gemeinsame­n Kunstproje­kt.

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