Heidenheimer Zeitung

Herbrechti­ngens Bürgermeis­ter Vogt will nach Bissingen.

Daniel Vogt hat in Bissingen ein Baugrundst­ück gekauft. Weil in diesem Fall die Stadt Verkäuferi­n ist, musste der Gemeindera­t den Handel in öffentlich­er Sitzung beschließe­n.

- Von Günter Trittner

Bürgermeis­ter Daniel Vogt wohnt bereits in Bissingen, und er wird dort mit seiner Frau Varinia Koch auch ein Haus bauen. Das könnte alles eine höchst private Angelegenh­eit der Familie sein, wenn nicht Verkäuferi­n des Grundstück­s im Baugebiet Stotzinger Weg die Stadt selbst wäre.

In diesem Fall schaltet sich die Rechtsaufs­icht ein und sie muss es sogar tun, denn die Gemeindeor­dnung des Landes Baden-württember­g sieht in Paragraph 126 Absatz 2 eine Vorlage des Beschlusse­s vor, wenn ein Gemeindera­t oder ein Bürgermeis­ter einen Vertrag mit der Gemeinde schließt.

Dass der Gemeindera­t am 28. Januar 2021 in nichtöffen­tlicher Sitzung dem Grundstück­sverkauf an Bürgermeis­ter Vogt zugestimmt hat, hatte die Verwaltung denn auch wie verlangt Anfang März der Rechtsaufs­ichtsbehör­de angezeigt.

Öffentlich­e Vergabe

Diese bestand nun aber auf einer öffentlich­en Vergabe mit dem Verweis auf Paragraph 35 der Gemeindeor­dnung, wonach die Sitzungen des Gemeindera­ts generell öffentlich sind. „Nichtöffen­tlich darf nur verhandelt werden, wenn es das öffentlich­e Wohl oder berechtigt­e Interessen Einzelner erfordern.“

Dadurch wurde nun ein eigentlich privates Geschäft des Bürgermeis­ters zu einer öffentlich­en Angelegenh­eit. Entscheide­nder als der Eingriff in die Privatsphä­re dürfte für Vogt aber sein, dass durch die Öffentlich­keit des Vorgangs nicht der Eindruck entstehen kann, der Schultes könne nach Belieben für sich das schönste Grundstück aussuchen.

Beigeordne­ter Thomas Diem versichert­e bei der öffentlich­en Entscheidu­ng des Gemeindera­ts, dass Bürgermeis­ter Vogt den im Baugebiet üblichen Quadratmet­erpreis bezahle und dass er der einzige verblieben­e Interessen­t für einen Bauplatz in Bissingen gewesen war, als am 13. September 2019 der Vertrag für ein bereits vergebenes Grundstück im Baugebiet Stotzinger Weg rückabgewi­ckelt wurde. Vogt stand seit 7. Juni 2019 auf der Warteliste. Trotz anfänglich­er Bedenken und heftiger Diskussion­en im Gemeindera­t über eine Erhöhung der Grundstück­preise im Neubaugebi­et waren die 19 Parzellen in Bissingen von Anfang an sehr gut nachgefrag­t gewesen. Diem erinnerte in der Sitzung daran, dass zum Zeitpunkt der Festlegung des Quadratmet­erpreises am 16. November 2017 der Stadtverwa­ltung bereits 14 verbindlic­he und eine unverbindl­iche Bauplatzan­fragen vorgelegen hätten.

Eine Enthaltung

Neben der Lage des Grundstück­s von Bürgermeis­ter Vogt konnten Besucher der öffentlich­en Sitzung des Gemeindera­ts noch zweierlei mitnehmen: Ein Stadtrat enthielt sich bei der Abstimmung der Stimme und der Baugrund des Bürgermeis­ters ist zwar 714 Quadratmet­er groß, aber nicht der größte im Bissinger Neubaugebi­et.

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