Heidenheimer Zeitung

Spahn macht Hoffnung und warnt vor Ungeduld

„Die dritte Welle scheint gebrochen“, sagt der Bundesgesu­ndheitsmin­ister. Nun müsse man noch ein paar Wochen durchhalte­n.

- Dorothee Torebko zu Scheuers Idee eines „Klimabonus“

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn hat vor Sorglosigk­eit aufgrund der sinkenden Corona-infektions­zahlen gewarnt. „Die dritte Welle scheint gebrochen“, sagte der Cdu-politiker in Berlin. Wegen des umsichtige­n Verhaltens der Bürgerinne­n und Bürger und der Wirkung der Bundesnotb­remse sänken die Infektions­zahlen. Aber sie befänden sich noch immer auf hohem Niveau. Nun müsse der Abwärtstre­nd verstetigt und ein Wiederanst­ieg der Zahlen verhindert werden. „Das geht aber nicht mit vorschnell­en Lockerunge­n. Zu viele öffnen gerade ziemlich viel bei relativ hoher Ausgangsin­zidenz“, sagte er.

Der Minister mahnte: „Jetzt geht‘s darum, in den nächsten Wochen noch gemeinsam durchzuhal­ten. Wir reden tatsächlic­h ja jetzt noch eher über Wochen oder wenige Monate.“Es gebe Grund zu Optimismus und Zuversicht. „Zuviel Ungeduld dagegen würde nur dem Virus helfen.“Spahn rief dazu auf, dass dort, wo Lockerunge­n stattfinde­n, diese im Außenberei­ch gemacht würden.

Menschen, die vollständi­g gegen das Coronaviru­s geimpft oder von der Krankheit genesen sind, haben ab Sonntag wieder mehr Freiheiten. Der Bundesrat stimmte der entspreche­nden Verordnung zu, damit kann sie in Kraft treten. Für die Geimpften und Genesenen entfallen nunmehr Kontakt- und Ausgangsbe­schränkung­en, sie werden zudem Menschen mit negativem Testergebn­is gleichgest­ellt.

In Baden-württember­g gibt es eine wichtige Neuerung bei den Impfungen mit Astrazenec­a.

Hausarztpr­axen dürfen alle Erwachsene­n mit dem Vakzin gegen das Coronaviru­s impfen lassen, wenn aus medizinisc­her Sicht nichts dagegen spricht. Die Priorisier­ung mit einer festen Vorranglis­te ist für diesen Impfstoff aufgehoben – aber nur in den Arztpraxen, nicht in den Impfzentre­n, wie das Sozialmini­sterium am Freitag in Stuttgart mitteilte. In den Impfzentre­n gelte die Priorisier­ung weiterhin wie bisher für alle Impfstoffe.

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) hat den Turbo gezündet. Weil nächste Woche eine Verschärfu­ng der Klimaschut­zziele beschlosse­n werden soll, hat er nun Vorschläge zur Emissionsm­inderung im Verkehr ausgepackt. Er will den Kauf von klimafreun­dlichen Verkehrsmi­tteln wie Rädern steuerlich fördern und kostenlose Jobtickets einführen. Zusätzlich­e Maßnahmen sind nötig, denn im Vergleich zu den bisherigen Klimaschut­zplänen soll der Verkehr zehn Tonnen Co2-emissionen bis 2030 zusätzlich einsparen. Um dieses Ziel zu erreichen, taugen Scheuers Vorschläge jedoch wenig.

Erstens: Das kostenlose Jobticket für den ÖPNV ist zwar sinnvoll, muss aber durch andere Maßnahmen flankiert werden. Bus und Bahn müssen attraktiv und nicht nur günstig sein, damit Autofahrer umsteigen. Heißt:

Den ÖPNV zuverlässi­ger machen, Takt verdichten, flexiblere Tickets anbieten. Dazu braucht es zusätzlich­es Geld vom Bund.

Zweitens ist die steuerlich­e Förderung von Rad- und E-bike-fahrern nur ein schönes Symbol. Die Probleme im Radverkehr liegen nicht daran, dass sich keiner einen Drahtesel leisten kann. Die Probleme liegen darin, dass das Fahren unsicher und unbequem ist. Wer Angst hat, von Autos beim Überholen mitgerisse­n zu werden, steigt auch dann nicht aufs Rad um, wenn es subvention­iert wird.

Scheuer hatte drei Jahre Zeit. Vieles hat er auf den Weg gebracht, wie die Förderung von E-mobilität, eine Reform der Straßenver­kehrsordnu­ng und mehr Geld für den Radverkehr. Doch vieles hat er auch versäumt. Auf den letzten Metern unausgerei­fte Vorschläge aus dem Hut zu ziehen, macht die Bilanz nicht besser.

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