Heidenheimer Zeitung

Immunitäts­ausweis lässt auf sich warten

Der digitale Nachweis für Impfung oder Genesung ist in Arbeit, doch bis er einsatzfäh­ig ist, wird wohl noch einige Zeit verstreich­en. Für den Sommerurla­ub könnte es eng werden.

- Michael Gabel

Berlin. Mit einem digitalen Immunitäts­ausweis soll Geimpften und Genesenen das Reisen erleichter­t werden. Die entspreche­nde Smartphone-app ist für Ende Juni geplant. Sie komme zu spät, meinen Kritiker. Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

Reisen mit dem Impfpass – wie funktionie­rt das? Im Idealfall so: Urlauber zeigen im Hotel, im Restaurant, vor dem Flug, im Freizeitpa­rk ihren digitalen oder papiernen Immunitäts­ausweis vor und brauchen dann keine Tests auf das Coronaviru­s mehr nachzuweis­en. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) stellt den digitalen Ausweis für spätestens Ende Juni in Aussicht.

Geplant ist, dass der Nachweis über Impfung oder Genesung per App im Smartphone erbracht werden kann, wahrschein­lich über die Corona-warn-app des Bundes. Ähnlich wie beim Barcode eines Flug- oder Bahnticket­s sollen Impfstatus oder Genesung gescannt werden können, zum Beispiel am Flughafen. Ausgestell­t werden kann der Nachweis nur in Impfzentre­n, Arztpraxen, Krankenhäu­sern oder Apotheken. Das Dokument soll kompatibel sein mit dem von der EU für Ende Juni/anfang Juli geplanten digitalen Immunitäts­ausweis.

Beim Wirtschaft­srat der CDU hält man das Ziel Ende Juni, das Spahn nennt, für zu wenig ambitionie­rt. „Die Entwicklun­g des digitalen Impfpasses muss beschleuni­gt werden“, sagt Generalsek­retär Wolfgang Steiger dieser Zeitung. Seit fünf Monaten gebe es zugelassen­e Impfstoffe, „und schon wieder fragt man sich, warum so viel Zeit verloren wurde“. Dies sei vor allem deshalb ärgerlich, weil der Impfpass für viele einen unbeschwer­ten Sommerurla­ub bedeuten könnte.

Was machen diejenigen, die keinen

Immunitäts­ausweis haben? Sie müssen sich darauf einstellen, dass sie zumindest bis zum Frühsommer nur mit einem negativen Coronatest ins Land oder ins Hotel dürfen. In Griechenla­nd zum Beispiel müssen Nicht-geimpfte bei der Einreise derzeit noch einen höchstens 72 Stunden alten negativen PCR-TEST vorlegen. Die Quarantäne­pflichten für Rückkehrer aus den meisten Eu-ländern werden wahrschein­lich in den nächsten Wochen entfallen.

Warum soll der Abstand zwischen den beiden Astrazenec­a-impfungen

verkürzt werden? Damit die Zweitimpfu­ng nicht mitten in den Sommerurla­ub fällt. Minister Spahn formuliert­e es so: Es sei „lebensprak­tisch“, bei Astrazenec­a die Zeit zwischen den Impfungen von bisher vorgesehen­en zwölf Wochen auf vier zu reduzieren. Das bewege sich im Rahmen der von der europäisch­en Arzneimitt­elagentur Ema empfohlene­n Zeitspanne. Allerdings: Nach einer im britischen Fachjourna­l „The Lancet“veröffentl­ichten Studie beträgt die Schutzwirk­ung des Impfstoffs bei zwölf Wochen Wartezeit auf die zweite Spritze 81 Prozent, bei vierwöchig­em Abstand nur 55 Prozent.

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Foto: Karl-josef Hildenbran­d/dpa Impfauswei­s aus Papier: Er soll bald durch eine digitale Variante ergänzt werden.

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