Bereit – aber noch ungenutzt
Seit dieser Woche ist die Luca-app zur Kontaktnachverfolgung in ganz Baden-württemberg einsatzfähig. Eine Nutzungspflicht soll aber nicht kommen.
Alle Gesundheitsämter in Baden-württemberg sind seit dieser Woche mit der Luca-app verbunden. Damit ist die Voraussetzung dafür geschaffen, dass Restaurants, Büchereien, Geschäfte, Museen und andere Einrichtungen, die laut Corona-verordnung Gästelisten führen müssen, die Kontaktdaten in Zukunft mit der App erfassen können. Während die Nutzung von Luca das Land für ein Jahr rund 3,7 Millionen Euro kostet, können Bürger und Betreiber die Anwendung des Berliner Start-up Nexenio kostenlos nutzen.
Für die Datenerfassung per App müssen Gast und Betreiber, Luca herunterladen. Via Check-in-funktion kreiert die App einen Qr-code, der am Eingang mit dem Smartphone gescannt wird. So werden die Kontaktdaten elektronisch übermittelt; das Ausfüllen von Zetteln entfällt.
Für diejenigen, die kein Smartphone haben oder die App nicht installieren wollen, bieten die Luca-macher Schlüsselanhänger mit Qr-code an. Als weitere Alternative können die Kontaktdaten über ein Webformular eingetragen werden. Ganz auf Zettel wird man trotzdem nicht verzichten, denn die Corona-verordnung schreibt Betrieben vor, dass sie eine alternative analoge Datenangabe ermöglichen müssen.
Soweit die Theorie. Zum Einsatz kommt die Luca-app in den meisten Städten noch nicht. Das liegt wohl zum einen daran, dass die Mehrzahl der Einrichtungen, die Kontaktdaten erfassen müssen, wegen der hohen Inzidenzen noch geschlossen sind. Zum anderen hat das Land laut Joachim Walter (CDU), Präsident des Landkreistags Baden-württemberg und Landrat in Tübingen, noch keine Absprachen mit den Beteiligten getroffen. „Wir fordern das Land schon seit Tagen dazu auf, mit den Verbänden und Verkehrsvereinen Kontakt aufzunehmen“, sagt Walter. Er plädiert dafür, dass sich die Landesregierung mit den Hotel-, Handelsund Gastronomieverbänden auf eine einheitliche Nutzungsweise verständigt. Nur dann mache die App überhaupt Sinn, so der Landkreistagspräsident. Auch im Nahverkehr könnte die App zum Einsatz kommen. Gerade hier müsse man aber sicherstellen, dass auch diejenigen, die kein geeignetes Handy haben, weiter Bus und Bahn fahren können, sagt Walter.
Verpflichtend wird die Luca-app weder für die Bürger noch für die Betreiber sein, so ein Sprecher des Landessozialministeriums. Sie würde den Gesundheitsämtern bei der Kontaktnachverfolgung aber Zeit sparen. Statt mühsam die Zettel von den Geschäften und Gaststätten anzufordern und händisch ins System einzugeben, könnten die Behörden die Daten über das Luca-system abfragen. Die von Luca gelieferte Liste muss dann allerdings noch händisch in die Gesundheitsamt-software Sormas geladen werden, so Landrat Walter. Hier soll eine Schnittstelle Abhilfe schaffen.
Dass Luca mit Sormas verbunden werden soll, ruft jedoch Datenschützer auf den Plan. In den letzten Wochen haben sie immer wieder vor der Luca-app gewarnt. Sicherheitsexperten äußern die Befürchtung, dass Hacker die Schwachstellen in der Luca-app ausnutzen und auf die Datenbank des Gesundheitsamts zugreifen könnten. Einige Stimmen äußern sich aber auch klar für die App. So setzt sich etwa Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) schon länger für deren Nutzung ein: „Ich habe Bedenken, dass wir wegen übertriebenem Datenschutz andere Freiheitsrechte viel zu stark einschränken“, sagt er.