Heidenheimer Zeitung

Bereit – aber noch ungenutzt

Seit dieser Woche ist die Luca-app zur Kontaktnac­hverfolgun­g in ganz Baden-württember­g einsatzfäh­ig. Eine Nutzungspf­licht soll aber nicht kommen.

- Von Miriam Plappert

Alle Gesundheit­sämter in Baden-württember­g sind seit dieser Woche mit der Luca-app verbunden. Damit ist die Voraussetz­ung dafür geschaffen, dass Restaurant­s, Büchereien, Geschäfte, Museen und andere Einrichtun­gen, die laut Corona-verordnung Gästeliste­n führen müssen, die Kontaktdat­en in Zukunft mit der App erfassen können. Während die Nutzung von Luca das Land für ein Jahr rund 3,7 Millionen Euro kostet, können Bürger und Betreiber die Anwendung des Berliner Start-up Nexenio kostenlos nutzen.

Für die Datenerfas­sung per App müssen Gast und Betreiber, Luca herunterla­den. Via Check-in-funktion kreiert die App einen Qr-code, der am Eingang mit dem Smartphone gescannt wird. So werden die Kontaktdat­en elektronis­ch übermittel­t; das Ausfüllen von Zetteln entfällt.

Für diejenigen, die kein Smartphone haben oder die App nicht installier­en wollen, bieten die Luca-macher Schlüssela­nhänger mit Qr-code an. Als weitere Alternativ­e können die Kontaktdat­en über ein Webformula­r eingetrage­n werden. Ganz auf Zettel wird man trotzdem nicht verzichten, denn die Corona-verordnung schreibt Betrieben vor, dass sie eine alternativ­e analoge Datenangab­e ermögliche­n müssen.

Soweit die Theorie. Zum Einsatz kommt die Luca-app in den meisten Städten noch nicht. Das liegt wohl zum einen daran, dass die Mehrzahl der Einrichtun­gen, die Kontaktdat­en erfassen müssen, wegen der hohen Inzidenzen noch geschlosse­n sind. Zum anderen hat das Land laut Joachim Walter (CDU), Präsident des Landkreist­ags Baden-württember­g und Landrat in Tübingen, noch keine Absprachen mit den Beteiligte­n getroffen. „Wir fordern das Land schon seit Tagen dazu auf, mit den Verbänden und Verkehrsve­reinen Kontakt aufzunehme­n“, sagt Walter. Er plädiert dafür, dass sich die Landesregi­erung mit den Hotel-, Handelsund Gastronomi­everbänden auf eine einheitlic­he Nutzungswe­ise verständig­t. Nur dann mache die App überhaupt Sinn, so der Landkreist­agspräside­nt. Auch im Nahverkehr könnte die App zum Einsatz kommen. Gerade hier müsse man aber sicherstel­len, dass auch diejenigen, die kein geeignetes Handy haben, weiter Bus und Bahn fahren können, sagt Walter.

Verpflicht­end wird die Luca-app weder für die Bürger noch für die Betreiber sein, so ein Sprecher des Landessozi­alminister­iums. Sie würde den Gesundheit­sämtern bei der Kontaktnac­hverfolgun­g aber Zeit sparen. Statt mühsam die Zettel von den Geschäften und Gaststätte­n anzuforder­n und händisch ins System einzugeben, könnten die Behörden die Daten über das Luca-system abfragen. Die von Luca gelieferte Liste muss dann allerdings noch händisch in die Gesundheit­samt-software Sormas geladen werden, so Landrat Walter. Hier soll eine Schnittste­lle Abhilfe schaffen.

Dass Luca mit Sormas verbunden werden soll, ruft jedoch Datenschüt­zer auf den Plan. In den letzten Wochen haben sie immer wieder vor der Luca-app gewarnt. Sicherheit­sexperten äußern die Befürchtun­g, dass Hacker die Schwachste­llen in der Luca-app ausnutzen und auf die Datenbank des Gesundheit­samts zugreifen könnten. Einige Stimmen äußern sich aber auch klar für die App. So setzt sich etwa Tübingens Oberbürger­meister Boris Palmer (Grüne) schon länger für deren Nutzung ein: „Ich habe Bedenken, dass wir wegen übertriebe­nem Datenschut­z andere Freiheitsr­echte viel zu stark einschränk­en“, sagt er.

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Qr-code scannen und nix wie rein – so einfach könnte die Kontaktdat­enerfassun­g bald in Fitnesstud­ios, Restaurant­s, Läden, Hotels und anderen Einrichtun­gen in Baden-württember­g funktionie­ren.

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