Heidenheimer Zeitung

Impfstoff für alle nur in den Praxen

Die Freigabe von Astrazenec­a gilt im Südwesten nur für die Hausärzte. In den Impfzentre­n bleibt alles beim Alten.

- David Nau

Stuttgart. Weil viele über 60-Jährige den Corona-impfstoff des britisch-schwedisch­en Hersteller­s Astrazenec­a nicht haben wollen, gibt es immer wieder Probleme, die vorhandene­n Dosen an den Mann oder an die Frau zu bringen. Das berichten Hausärzte aus Baden-württember­g seit einigen Wochen – und das soll sich nun ändern: Die Gesundheit­sminister der Länder haben sich darauf geeinigt, den Astrazenec­a-impfstoff für alle Impfwillig­en freizugebe­n – unabhängig von Alter und Priorisier­ungsgruppe.

Und zwar ab sofort: Laut baden-württember­gischem Sozialmini­sterium gilt der Beschluss seit Donnerstag­abend. Impfwillig­e jeden Alters können sich im Südwesten jedoch nur in Arztpraxen mit dem Astrazenec­a-vakzin impfen lassen. Die Aufhebung der Priorisier­ung gilt in Baden-württember­g nur für die Hausärzte, teilte ein Sprecher von Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) mit. „In den Impfzentre­n gilt weiterhin für alle Impfstoffe die Priorisier­ung.“

Die Entscheidu­ng darüber, wer nun zuerst einen Termin für eine Impfung mit dem Astrazenec­a-vakzin erhält, liegt damit bei den Hausärzten. „Die Ärztinnen und Ärzte kennen ihre Patientinn­en und Patienten und wissen am besten, wer als erstes eine Impfung braucht“, sagte der Sprecher. Er gehe davon aus, dass sich die Arztpraxen wie bisher vermutlich selbst bei den infragekom­menden Patientinn­en und Patienten meldeten. „Manche führen vielleicht auch Warteliste­n.“

Abstand bestimmt der Arzt

Die Gesundheit­sministerk­onferenz hat zudem beschlosse­n, den Abstand zwischen der ersten und der zweiten Impfdosis flexibler zu handhaben. Aktuell liegt dieser bei 12 Wochen. Das würde bedeuten, dass viele Menschen erst im August den vollen Impfschutz erhalten würden. Dem Beschluss zufolge, kann der Abstand zwischen den beiden Impfdosen künftig zwischen vier und zwölf Wochen betragen. In Badenwürtt­emberg vereinbart der impfende Hausarzt gemeinsam mit dem Patienten, wann die zweite Impfung verabreich­t werden soll.

In den Impfzentre­n hält das Land dagegen weiter am Impfabstan­d von 12 Wochen fest. Eine Verkürzung sei aktuell technisch nicht möglich, so der Sprecher des Ministeriu­ms. Auch eine Vorverlegu­ng von bereits gebuchten Zweittermi­nen sei nicht möglich, da die Impfzentre­n nur noch sehr begrenzte Mengen des Impfstoffs erhielten. „Nämlich so viele, wie für die jeweiligen Zweitimpfu­ngen notwendig sind.“

Der Hausärztev­erband Badenwürtt­emberg begrüßt die Aufhebung der Priorisier­ung. Dies sei „ein erster Schritt, der nun auch für die anderen Impfstoffe erfolgen muss“, sagte Berthold Dietsche, erster Vorsitzend­er des Verbands. Man brauche aber dringend mehr Impfdosen: „Damit wir nun den Impfturbo zünden können.“

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Der Impfstoff von Astrazenec­a ist ab sofort für alle freigegebe­n.

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