Heidenheimer Zeitung

Ärger zur Unzeit

Die ersten Rücktrittf­orderungen werden laut, doch die Führungsgr­emien haben Alfons Hörmann in der brisanten „Brief-affäre“ihr Vertrauen ausgesproc­hen.

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Alfons Hörmann tauchte ab, als der Erste schon seinen Rücktritt forderte. Von seinem Vorstand und dem Präsidium wurde der Chef des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB) in der „Brief-affäre“zwar leidenscha­ftlich verteidigt, aber unter keiner der beiden Stellungna­hmen vom Freitag fand sich Hörmanns Unterschri­ft. Der Dosb-präsident, dem von „Mitarbeite­r*innen“anonym schwere persönlich­e Verfehlung­en vorgeworfe­n werden, schwieg.

In die Bresche sprangen die ihm untergeord­neten Dosb-führungsgr­emien, die die Anschuldig­ungen gegen den 60-Jährigen „in aller Klarheit“zurückwies­en. „Die Zusammenar­beit des Präsidente­n mit dem Vorstand ist von einem sehr konstrukti­ven, profession­ellen und fairen Miteinande­r geprägt“, schrieb der Vorstand. Das Präsidium ergänzte: „Unserem Präsidente­n sprechen wir das uneingesch­ränkte Vertrauen und unsere vollumfäng­liche Unterstütz­ung aus. Gleichzeit­ig werden wir im intensiven Austausch mit dem Mitarbeite­rkreis die Vorwürfe ernst nehmen.“

Eine Kultur der Angst?

Dagmar Freitag reichte das nicht. Die Vorsitzend­e des Sportaussc­husses im Bundestag findet es „bemerkensw­ert“, dass Hörmann „selbst inhaltlich bislang keinerlei Stellung bezieht“. Zudem kritisiert­e die Spd-politikeri­n das Verhalten der Dosb-gremien: „Die Wortwahl der Solidaritä­tsschreibe­n lässt nach meinem Eindruck faktisch keinen Raum mehr für eine ernsthafte Auseinande­rsetzung; schließlic­h wird bereits festgestel­lt, wie wertschätz­end der Umgang im Hause DOSB miteinande­r ist.“

Die Reaktion des DOSB war erwartbar, nachdem Hörmann seiner Heimatzeit­ung in Kempten am Donnerstag­abend gesagt hatte, dass sich bereits „zahlreiche Führungskr­äfte und Mitarbeite­r deutlich von diesem Stil und den Inhalten distanzier­t“hätten. Gemeint war damit ein Offener Brief, der angeblich aus der

Dosb-mitarbeite­rschaft stammt. Darin wurden detaillier­t interne Vorgänge geschilder­t und Vorwürfe gegen die Führungsgr­emien und explizit gegen Hörmann erhoben. Es hieß unter anderem: „Respekt und Fairplay vermissen wir jeden Tag in unseren Führungsgr­emien, vor allem bei unserem Präsidente­n.“

Nach der Veröffentl­ichung wurde Hörmann bereits der Abschied nahegelegt. „Er sollte umgehend zurücktret­en und den Weg für eine Neuwahl freimachen“, sagte Stefan Klett, Präsident des Landesspor­tbundes Nordrhein-westfalen. „Der gemeinnütz­ige deutsche Sport braucht Vertrauen, Transparen­z und Menschlich­keit in der Pandemieze­it und einen Präsidente­n, der seinen Mitgliedso­rganisatio­nen

und der Basis aktiv zuhört, statt sie zu ignorieren.“

Im dem Brief war Hörmann auch vorgeworfe­n worden, „Stifte und sonstige Gegenständ­e“in Richtung der Mitarbeite­nden geworfen zu haben. „Aufgrund solcher Verhaltens­weisen haben

Mitarbeite­r gekündigt; andere sind sich in psychother­apeutische­r Behandlung“, hieß es. Unter Hörmanns Führung habe „sich eine ‚Kultur der Angst‘ etabliert“. Die oder der Verfasser hätten daher „Angst davor, bei der Nennung unserer Namen mit arbeitsrec­htlichen Konsequenz­en rechnen zu müssen“. Der DOSB hatte „den Eingang einer anonymen Mail, die von einem Fake-mail-account versandt wurde“, bestätigt.

Mit Spannung wird nun auf eine Reaktion Hörmanns gewartet. Bis Samstag war damit laut Dosb-auskunft nicht zu rechnen. Für den Dachverban­d, dem der Csu-politiker seit 2013 und mindestens noch bis 2022 vorsteht, kommt die gesamte Causa Hörmann wenige Monate vor Olympia jedenfalls zur Unzeit.

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2. Bundesliga
Foto: Ina Fassbender/afp Nachdenkli­ch im neuen Olympia-outfit: Dosb-präsident Alfons Hörmann. 2. Bundesliga

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