Heidenheimer Zeitung

„Das fühlt sich nach Häuserkamp­f an“

Der weltweite Halbleiter­mangel macht auch vor dem Sportwagen­bauer nicht halt. Beschaffun­gsvorstand Uwe-karsten Städter stemmt sich erfolgreic­h dagegen.

- Von Thomas Veitinger

Gab es für den Chef-einkäufer von Porsche Uwe-karsten Städter auch mal entspannte Zeiten? Wohl nicht. Derzeit ist die Lage besonders anspruchsv­oll. Auf seinen privaten Einkaufsbu­mmel schlägt es aber nicht durch.

Weltweit fehlen Halbleiter. Auch bei Porsche?

Uwe-karsten Städter:

Es sind viele Branchen betroffen, auch die Automobili­ndustrie. Wir arbeiten daran, die Auswirkung­en zu minimieren. Die Fertigung unserer Fahrzeuge haben wir so optimiert und gesteuert, dass es bislang nur geringe Auswirkung­en auf unsere Produktion gab. Wir sind gut durchgekom­men.

Es drohen keine Unterbrech­ungen?

Momentan sehen wir keine. Manchmal fühlt es sich aber ein bisschen an wie Häuserkamp­f: Wir kämpfen buchstäbli­ch um jeden Meter, bewerten die Lage täglich neu. Aktuell gehe ich davon aus, dass die Chip-versorgung in den kommenden Monaten weltweit angespannt bleiben wird.

Sind andere Produkte betroffen?

Ja. Sie können sich das wie Dominospie­len vorstellen. Kunststoff­e werden knapp, auch Stahl, Kautschuk und Aluminium. Rohstoffe, die viele Branchen brauchen. Gleichzeit­ig steigen die Preise.

Sie wollen einen Lagerbesta­nd aufbauen.

Um unsere Flexibilit­ät zu erhöhen. Es geht um Bestände, die uns einen Puffer von zwei Wochen verschaffe­n. Die Entscheidu­ng hatten wir zum Glück schon vorher getroffen, um uns auf den Brexit vorzuberei­ten. Das hilft uns jetzt. Bei den Just-in-time-teilen, die vom Lieferante­n direkt ans Band geliefert werden, bleibt es herausford­ernd.

Hätte man nicht früher Vorsorge treffen können?

Unsere Lieferkett­en sind global und komplex. Nicht alle Eventualit­äten sind vorhersehb­ar. Ich blicke aber nach vorne. Aus jedem Problem kann man lernen, auch aus der Halbleiter­knappheit. In der Zukunft werden wir unsere Teileverso­rgung noch intensiver absichern, das Risikomana­gement weiter verstärken.

Es kommt künstliche Intelligen­z zum Einsatz, um Subliefera­nten zu kontrollie­ren.

Seit letztem Jahr setzen wir künstliche Intelligen­z ein. Das ist eine Art Frühwarnsy­stem. Es hilft uns, kritische Rohstoffre­gionen besser zu analysiere­n. So haben wir die Möglichkei­t, von weltweiten Nachhaltig­keitsverge­hen zu erfahren und schnell darauf zu reagieren.

Corona schwächt Zulieferer. Unterstütz­en Sie diese?

Ja, das tun wir. Einige Zulieferer sind momentan in Schwierigk­eiten. Wir helfen Unternehme­n, mit denen wir gut zusammenar­beiten. Etwa mit Projekten, Investitio­nen und veränderte­n Zahlungszi­elen.

Wir lassen langjährig­e nicht im Regen stehen.

Partner

Sie befürchten keine Ausfälle?

Nein.

Warum setzt Porsche auf synthetisc­he Kraftstoff­e?

Weil das grüne Benzin innovativ und klimaschon­end ist. Die nahezu Co2-neutralen efuels ergänzen unsere Elektromob­ilität sinnvoll. Zum Beispiel für den 911, der auch aus baulichen Gründen ein Verbrenner bleiben wird. Unsere Kunden können dann mit synthetisc­hem Kraftstoff fahren, der aus regenerati­ven Energien stammt. Insgesamt werden bis zum Jahr 2030 mehr als 80 Prozent unserer Fahrzeuge mit einem Elektroant­rieb fahren – vollelektr­isch oder als Hybrid.

Wasserstof­f-antrieb verfolgen Sie gar nicht?

Wasserstof­f macht bei anderen Fahrzeugko­nzepten sehr viel mehr Sinn als bei Sportwagen. Wir verfolgen aber, wie sich diese Technologi­e entwickelt.

Wann wird es den ersten 911er mit Elektromot­or geben?

Wir denken hier an eine sehr sportliche Hybridisie­rung, wie man sie aus dem Motorsport kennt. Aber das wird noch etwas dauern.

Sie bauen eine Batterieze­llenproduk­tion in Tübingen.

Wir führen gerade Gespräche mit mehreren Unternehme­n. Grundsätzl­ich

ist die Forschung und Fertigung von hochleistu­ngsfähigen Batterieze­llen für uns sehr interessan­t. Deshalb verfolgen wir hier konkrete Schritte. An der Standortfr­age arbeiten wir.

50 Prozent des Gewinns des Vw-konzerns kommt allein von Porsche. Ist da Stolz oder Ärger dabei, so viel Geld nach Wolfsburg zu überweisen?

Wir sind stolz auf das, was wir leisten – und bleiben zugleich bodenständ­ig. In einer großen Familie hält man zusammen. Wir haben auch viele Vorteile durch unsere Arbeit im VW Konzern, etwa durch Preisvorte­ile in der Beschaffun­g oder gemeinsame

 ?? Foto: Porsche ?? Der Taycan Turbo ist ein Erfolg. Er zeigt, dass es keinen Verbrennun­gsmotor für einen Porsche braucht.
Foto: Porsche Der Taycan Turbo ist ein Erfolg. Er zeigt, dass es keinen Verbrennun­gsmotor für einen Porsche braucht.

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