Heidenheimer Zeitung

Großes Herz

Warum sich Markus „Popeye“Bugger im Tierschutz engagiert

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1,83 Meter groß, 103 Kilo schwer und am ganzen Körper tätowiert. In der harten Schale des Muskelpake­ts Markus „Popeye“Bugger steckt allerdings ein weicher Kern: Seit vielen Jahren engagiert sich der gebürtige Göppinger im Tierschutz – seiner Krebserkra­nkung zum Trotz. Und auf Vox ist er regelmäßig in der Tv-sendung „Harte Hunde“zu sehen.

Sein erstes Tattoo hat ihm ein Kumpel gestochen. Das war mit 16. Was war es denn? „Ein Name“, sagt Markus Bugger, den alle nur „Popeye“nennen. Der Name einer Frau? „Neeeeiiiin“, sagt er lachend und zieht die Vokale in die Länge. „Es war Rambo.“Zu sehen ist der Tattoo-eigenversu­ch auf dem Oberarm heute allerdings nicht mehr. Ein profession­eller Tätowierer hat ihn überstoche­n. Und nicht nur das Wort „Rambo“ist nicht mehr da – auch freie Hautstelle­n sind mittlerwei­le Mangelware.

Wie viele Tattoos seinen Körper heute zieren, kann „Popeye“nicht sagen. „Ich habe aufgehört, zu zählen. Ein paar freie Stellen gibt es aber schon noch. Zum Beispiel in der Kniekehle oder auf dem Oberschenk­el. Die kommen auch noch dran.“Und welche Stelle war beim Tätowieren besonders schmerzhaf­t? „Alles entlang der Wirbelsäul­e“, sagt er und legt gleich nach: „Das kann man aber schon aushalten.“Für die Tribals und Totenköpfe auf seinem Rücken sei er allerdings zwölf Stunden am Stück unter der Nadel gelegen. „Das war schon anstrengen­d und extrem.“

Etwas extrem wirken für manche wohl auch die Tattoos in seinem Gesicht. Warum dort/da? „Warum nicht?“, fragt er zurück. „Einige Leute haben mich gewarnt und meinten, dass ich das bereuen werde“, sagt „Popeye“. „Aber das ist meine Sache und die Tattoos gehören zu mir. Es ist meine Lebensgesc­hichte auf meinem Körper.“Auf seiner Stirn prangen etwa Symbole des Buddhismus. Der Grund: Vor sieben Jahren ist er zum Buddhismus konvertier­t. „Das ist eine sehr freie Religion und der Glaube und das

Meditieren geben mir viel Energie und Kraft“, sagt der 48-Jährige.

Vor Muskelkraf­t strotzt der Mann jedenfalls ganz offensicht­lich. Früh begann er mit Kickboxen, wechselte zum Bodybuildi­ng und übte dann die asiatische Kampfkunst Muay Thai aus. „Popeye“ist 1,83 Meter groß und wog zu seinen Bodybuildi­ng-zeiten 128 Kilo, derzeit sind es 103. Wie hoch ist denn der Fettanteil? „Da ist kein Fett, das sind alles Muskeln“, sagt der gebürtige Göppinger. Wohl auch wegen seiner Statur hat er viele Jahre als Türsteher in Discotheke­n und Clubs der Region gearbeitet. Vor fünf Jahren zog er nach Aalen, mittlerwei­le hat es ihn aber nach Rostock verschlage­n. Der Liebe wegen. „Ich habe viele Freunde in Göppingen, Aalen und Heidenheim. Und sie fehlen mir auch. Aber ich brauchte einfach einen Neuanfang und bin heute glücklich über diesen Schritt.“

Der ersehnte Neuanfang hat auch mit einer schlimmen Diagnose zu tun, die „Popeye“vor etwa sechs Jahren erhalten hat. Wegen eines vermeintli­chen Leistenbru­chs ging er zum Arzt. Nur wenige Tage später war aber klar: Es ist kein Leistenbru­ch. Es ist Lymphknote­nkrebs.

Die Diagnose erschütter­te ihn. „Ich und Krebs? Das konnte ich überhaupt nicht glauben“, sagt „Popeye“. Aber damit nicht genug. Es folgte eine weitere schlechte Nachricht. Der Krebs hatte bereits im Bauchraum gestreut. Unterkrieg­en lassen wollte er sich davon aber nicht. Über ein Jahr verteilt lief die Chemothera­pie, teilweise bekam er aufgrund der starken Schmerzen Morphium. „Der Krebs wurde kleiner, aber die Chemo hat mich sehr belastet“, beschreibt er. „Ich war nicht mehr ich selbst, habe mich zurückgezo­gen, wollte niemanden mehr sehen und konnte nichts essen.“Er entschied, die Chemothera­pie abzubreche­n. Heute geht es ihm dennoch einigermaß­en gut. „Man darf nie aufgeben und muss weiterkämp­fen. Wenn man hinfällt, steht man wieder auf. Das ist meine Devise, durchs Leben zu gehen.“

Und „Popeye“kämpft nicht nur für sich, sondern auch für Tiere in Not. In der Tierschutz-doku „Harte Hunde – Ralf Seeger greift ein“bei Vox sind muskelbepa­ckte, tätowierte Männer im Einsatz. Ob die Renovierun­g eines in die Jahre gekommenen Stallgebäu­des, die Errichtung einer Quarantäne­station für beschlagna­hmte Hundewelpe­n oder der Bau eines Katzenhaus­es auf einem Gnadenhof – die außergewöh­nliche Helfertrup­pe unterstütz­t Tierschutz-projekte in der gesamten Republik und darüber hinaus.

Aber wie kam er überhaupt zu den „Harten Hunden“? „Ralf und ich kennen uns schon ewig, er ist mein Seelenbrud­er“, sagt „Popeye“. „Ralf war immer mein Vorbild, weil er sich für Menschen und Tiere einsetzt.“Die Entscheidu­ng, vor sieben Jahren bei den „Harten Hunden“mitzumache­n, fiel ihm daher auch sehr leicht. „Ralf hat mich damals gefragt, ob ich mithelfen will, in Ungarn ein Tierheim aufzubauen und da hab ich natürlich gleich Ja gesagt.“

„Popeyes“Großeltern hatten einen Bauernhof, so kam er schon früh mit vielen Tieren in Berührung und entdeckte seine Liebe für sie. Und schon vor seinem Engagement bei den „Harten Hunden“setzte er sich im Tierschutz ein und unterstütz­te in seiner Heimatregi­on Gnadenhöfe und Tierheime. „Jedes Lebewesen, das ein schlagende­s Herz hat, hat ein Recht auf ein gutes und würdevolle­s Leben“, begründet er. „Ich hatte es im Leben nicht immer leicht. Vielleicht habe ich deshalb auch ein Händchen für Tiere, die es schwer hatten.“

Wie die Spezies Mensch mit vielen Tieren umgeht, sei für ihn oft schwer zu ertragen, so „Popeye“. Aufgrund der Zustände in der sogenannte­n Nutztierha­ltung hörte er vor zwölf Jahren auf, Fleisch zu essen und ernährt sich seitdem vegetarisc­h. „Menschen haben kein Recht, Tiere zu quälen oder zu misshandel­n.“Natürlich könne er mit seinem Einsatz nicht alle retten. „Aber ich will denen, die nicht gehört werden, zumindest meine Stimme geben. Kein Tier soll leiden.“Und „Popeye“hat nicht nur ein großes Herz für Tiere. Er unterstütz­t auch krebskrank­e Kinder und Obdachlose. „Ich will für die kämpfen, die sich nicht wehren können.“

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 ??  ?? Untätowier­te Hautstelle­n sind auf „Popeyes“Körper Mangelware. Er sagt: „Das ist meine Lebensgesc­hichte, die auf meinem Körper steht.“
Untätowier­te Hautstelle­n sind auf „Popeyes“Körper Mangelware. Er sagt: „Das ist meine Lebensgesc­hichte, die auf meinem Körper steht.“
 ??  ?? Vor etwa sechs Jahren hat „Popeye“die Diagnose Lymphknote­nkrebs erhalten. Aber auch davon ließ sich der 48-Jährige nicht unterkrieg­en.
Vor etwa sechs Jahren hat „Popeye“die Diagnose Lymphknote­nkrebs erhalten. Aber auch davon ließ sich der 48-Jährige nicht unterkrieg­en.
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 ??  ?? „Popeye“ist praktizier­ender Buddhist (oben). Seit mehreren
Jahren ist er in der Tierschutz­doku „Harte Hunde – Ralf Seeger greift ein“bei Vox zu sehen
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„Popeye“ist praktizier­ender Buddhist (oben). Seit mehreren Jahren ist er in der Tierschutz­doku „Harte Hunde – Ralf Seeger greift ein“bei Vox zu sehen (beide Fotos links).
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