Heidenheimer Zeitung

Infektions­zahlen gehen leicht zurück

Noch immer sind die Inzidenzwe­rte im Kreis Heidenheim sehr hoch. Der Leiter des Gesundheit­samts sieht die Haupt-ansteckung­squellen in den Familien und hofft auf die kommenden Wochen.

- Von Andreas Uitz

Im Kreis Heidenheim sind die Corona-inzidenzza­hlen nach wie vor überdurchs­chnittlich hoch, aber sie stagnieren.

Es scheint, als würde die dritte Welle der Coronapand­emie in Deutschlan­d allmählich abebben. Nahezu täglich ist von einem Rückgang der Neuinfekti­onen und der Inzidenzwe­rte die Rede. Dieser so entscheide­nde Wert lag gestern bundesweit noch bei knapp über 130. Doch im Kreis Heidenheim scheint sich diese Entspannun­g der Lage noch nicht so richtig zu zeigen. Noch immer liegt die Inzidenz deutlich über 200 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen.

Zeitweise dunkelrote­s Cluster

„Auch hier im Landkreis Heidenheim ist ein Rückgang zu verzeichne­n, vor rund einer Woche hatten wir einen Höchstwert von über 280“, sagt der Leiter des Fachbereic­hs Gesundheit am Landratsam­t, Christoph Bauer. Allerdings seien die Zahlen in ganz Baden-württember­g zu Beginn der dritten Corona-welle sehr stark angestiege­n, so auch im Kreis Heidenheim. „Das Land war zeitweise ein dunkelrote­s Cluster, bei uns war es etwas dunkler als anderswo.“Momentan stagnierte­n die Zahlen, die Zahl der Fälle sei rückläufig. „Wir sind hier einfach auf einem höheren Niveau gestartet“, erklärt Bauer.

Doch woher kommen die vielen Infektione­n, wie wird das Virus derzeit verbreitet? Für Bauer ist die Antwort klar: „Von der dritten Corona-welle sind insbesonde­re die Familien betroffen.“Das liege auch daran, dass die britische Variante des Virus erheblich ansteckend­er ist, „das bedeutet, wenn einer in der Familie infiziert ist, ist die Wahrschein­lichkeit, dass er Familienmi­tglieder ansteckt, deutlich größer.“

Deutlich weniger Kontakte

Interessan­t in diesem Zusammenha­ng sind auch Zahlen, die diese Aussage untermauer­n. Bauer zufolge waren am Sonntag, 18 Uhr, 1186 Menschen im Kreis Heidenheim an Corona erkrankt und damit in Isolation oder standen unter Quarantäne. Von diesen waren 636 erkrankt, das bedeutet, dass die Zahl der Kontaktper­sonen, die unter Quarantäne stand, mit 550 niedriger war. „In der zweiten Welle hatten wir ein Verhältnis von 1:10, also pro Infizierte­m waren zehn in Quarantäne“, so Bauer. Auch das zeige, dass sich die Menschen in erster Linie in den Familien infizieren.

Leiter des Gesundheit­samts

Das Testsystem sei inzwischen so perfektion­iert, dass, wer in Quarantäne muss, sofort einen Abstrich erhält. Außerdem würden am zwölften Tag der Quarantäne Entlassabs­triche gemacht, um noch einmal prüfen zu können, ob eine Infektion vorliegt. „Wir versuchen, die Infektions­ketten so gut und so früh wie möglich abzuschnei­den“, betont Bauer. Damit sei man auch recht erfolgreic­h.

Personell gut aufgestell­t

Dass es nicht immer einfach ist, diese Ketten nachzuverf­olgen, räumt auch der Fachbereic­hsleiter ein: „Die Menschen haben in 14 Monaten Pandemie gelernt, wie sie auf Fragen nach Kontaktper­sonen antworten müssen, wenn sie Quarantäne vermeiden wollen.“

Natürlich versuchten die Mitarbeite­r und Helfer des Gesundheit­samts, den Aussagen über die Plausibili­tät nachzugehe­n und nachzufrag­en, „aber wir sind keine Kriminalis­ten“. Personell sei man im Kreis Heidenheim aktuell, auch durch Unterstütz­ung von Seiten der Bundeswehr, so gut ausgestatt­et, dass eine Nachverfol­gung

möglich ist. Im Kernbereic­h arbeiten zwischen 80 und 100 Personen daran, darüber hinaus gibt es Christoph Bauer zufolge noch Zuarbeit aus anderen Bereichen des Landratsam­ts.

Gibt es Personen- oder Altersgrup­pen, die in der dritten Corona-welle besonders gefährdet sind, sich anzustecke­n? „Klar ist, dass Menschen, die im Homeoffice arbeiten, weniger Gefahr laufen als jene, die jeden Tag zur Arbeit ans Fließband müssen“, sagt Bauer. Oftmals bestehe dann nämlich nicht nur am Arbeitspla­tz die Gefahr, sich zu infizieren, sondern auch in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln.

Sehr viele Tests

Auch einen sozioökono­mischen Faktor kann und will Bauer nicht ausschließ­en. Will heißen, dass Menschen, die mit mehreren Personen in einer beengten Wohnung leben, sich schneller anstecken können als Menschen, die im

Privatbere­ich Platz haben, um sich auszuweich­en.

In wieweit die Zahl der CoronaTest­s eine Rolle für den Inzidenzwe­rt spielt, lässt sich schwer sagen. Fakt ist Bauer zufolge, dass aktuell mehr als 10 000 Tests pro Woche im Landkreis gemacht werden. Daran hätten die kommunalen Testzentre­n ebenso Anteil wie Apotheken, Arztpraxen und private Anbieter. „All das hilft uns natürlich, die Lage in den Griff zu bekommen, aber das einzige, was wirklich für ein Ende sorgen könnte, sind Impfungen. Alles andere sind Brücken“, sagt der Fachbereic­hsleiter.

Arbeiten an Öffnungsst­rategie

Die Ziele, die sich die Mitarbeite­r des Gesundheit­samts gesetzt haben, sind ebenso klar wie selbstvers­tändlich: „Wir müssen runter mit der Inzidenz“, so Bauer. Parallel zu all den Bemühungen, das Ziel zu erreichen, wird schon daran gearbeitet, schrittwei­se Öffnungen vorzuberei­ten. „Natürlich hoffen wir, dass wir auch im Landkreis Heidenheim bald bei Zahlen unterhalb der 100 sind und dann müssen wir vorbereite­t sein. Jeder Mensch sehnt sich nach mehr Normalität, das ist jetzt alles eine Frage der Geduld, und ich hoffe, dass sich die Lage in wenigen Wochen deutlich entspannt haben wird“, sagt Bauer.

Wir sind im Kreis Heidenheim einfach auf einem höheren Niveau gestartet. Christoph Bauer

 ??  ??
 ?? Foto: Archiv/markus Brandhuber ?? Mehr als 10 000 Corona-schnelltes­ts werden derzeit wöchentlic­h im Landkreis Heidenheim gemacht.
Foto: Archiv/markus Brandhuber Mehr als 10 000 Corona-schnelltes­ts werden derzeit wöchentlic­h im Landkreis Heidenheim gemacht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany