Eric Burdon feiert seinen 80. Geburtstag
Heute feiert der Mann, der „The House of the Rising Sun“sang, seinen 80. Geburtstag. 2015 ist er in Heidenheim aufgetreten. Bei dieser Gelegenheit begegneten fünf Hz-leser hautnah einer lebenden Legende.
Vor sechs Jahren trat der „Animals“-frontmann in Heidenheim auf. Fünf Hz-leser durften die Legende damals persönlich treffen.
Dieses Jahr wird es in Heidenheim kein Brenzpark-festival geben. So wie im vergangenen Jahr auch. Zum zweiten Mal hintereinander wird der Sommer wegen Corona und den Folgen des Virus ohne Open-air ins Land gehen. Nun kann man Konzerte verschieben. Das Älterwerden jedoch nicht. Weil das so ist, wird Eric Burdon heute 80. Und knapp sechs Jahre ist es her, dass er in Heidenheim war.
Eric Burdon: Nie wurde ein größerer Name beim Brenzpark-festival aufgerufen. Heidenheim erlebte damals eine lebende Legende. Deren Name übrigens, als die Legende begann, irgendwie auch schon mit Heidenheim verknüpft war. Mit dessen Opernfestspielen. Denn als deren Geschichte am 6. September mit der ersten Schloss-serenade ihren Lauf nahm, standen justament Eric Burdon und seine Band „The Animals“auf Platz eins der Us-charts. Mit „The House of the Rising Sun“, einem uralten Folk-song, den sie im Mai 1964 in Liverpool in einer Blues-version aufgenommen hatten.
Der moderne Sisyphos
Es war der Anfang. Und es war gleichzeitig die Fortsetzung der sogenannten British Invasion der USA in Sachen Musik. Deren Speerspitzen und gewichtigste Vertreter waren die Beatles, die Animals, die Stones. Drunter ging viel. Drüber ging nichts. Und Eric
Burdon war dabei. Es fing gut an für den Mann aus Newcastle upon Tyne, wo er Hafenarbeiter gewesen war und sich im Bergwerk verdingt hatte.
Als er nach Heidenheim kam, hatte Eric Burdon freilich das meiste schon hinter sich. Er war ganz oben gewesen und hatte mit weißem Soul die schwarzen Amerikaner in deren ureigener Disziplin das Fürchten gelehrt. Und er war ganz unten gewesen. Immer wieder. Auf und ab. Dazwischen gab’s eigentlich nichts. „I used to be an Animal“lautet der doppelt, dreifach, vierfach, zigfach zu deutende Titel seiner ersten Autobiographie. Und der moderne Sisyphos der Musikgeschichte und
Kumpel von Jimi Hendrix wurde bei seiner Plackerei sinnigerweise auch zu einem Wegbereiter des Rock, dessen Geburtsstunde ebenfalls einst im Mai schlug, als Keith Richards 1965 in einer schlaflosen Nacht der Gitarrenriff zu „Satisfaction“eingegeben wurde.
Die Krallen des Löwen
Gerade 74 geworden war Eric Burdon, als er am 19. Mai 2015 im Brenzpark auftauchte. Ganz in Schwarz, weiß das Haar, hätte er an jenem Freitag auch als der etwas jüngere Bruder von Karl Lagerfeld durchgehen können. Nur 1000 Besucher standen vor der Bühne. Vielleicht wollten sich die, die nicht da waren, den Schwanengesang eines alternden Stars ersparen oder sich ihre ganz eigenen Erinnerungen an das Tier von einst nicht kaputtmachen lassen.
Tja, wären sie nur mal gekommen! Denn der alte Löwe hatte noch Krallen, die er auch mordsmäßig zeigte. Das Konzert jedenfalls geriet zur regelrechten Offenbarung. Und das Beste daran waren überraschenderweise nicht die großen Hits wie „Spill the Wine“, „We gotta get out of this place““oder „The House oft he Rising Sun“, das er augenzwinkernd selbstironisch mit der Betonung auf „. . . not to do what I have done“brachte, sondern tatsächlich die Songs seiner neuesten CD „Till your river runs dry“. Gut gebrüllt, Löwe. Vor allem quicklebendig.
Auf Tuchfühlung
Auch hinter der Bühne übrigens, wo seine junge Frau Marianna freundlich, aber bestimmt die Fäden in der Hand hielt. Und wo drei Leserinnen und zwei Leser der Heidenheimer Zeitung die exklusive Chance wahrnahmen, der lebenden Legende Auge in Auge gegenübertreten zu können. Obwohl die Zeit etwas drängte, weil der Zeitplan des Konzertabends ein wenig durcheinandergeraten war. Man war in Verzug – und Eric Burdon sollte halbwegs pünktlich auf die Bühne.
Und er war, als die Gruppe ihn beinahe erreicht hatte, ausgerechnet auf dem Weg zur Toilette, was noch einmal ein wenig Zeit von der Uhr nahm. Allerdings: Wer kann schon von sich behaupten, dass er Eric Burdon in einem Chemieklo hat verschwinden sehen!
Woraus er selbstverständlich auch wieder auftauchte. Gut gelaunt, wenn auch leider mit ein bisschen wenig Zeit. Damals schüttelte man sich noch die Hände: „Hello, I’m Eric“, sagte der in jedem einzelnen Fall. Und weil man damals auch noch keinen Abstand hielt, ging man fürs Erinnerungsfoto ganz eng auf Tuchfühlung. Das ist noch keine sechs Jahre her – und klingt doch schon wie aus einer anderen Welt.