Heidenheimer Zeitung

Vom Korn zum Laib

Nattheim hat jetzt einen Dorfbackof­en. Organisier­t von den Landfrauen, soll die Einrichtun­g nicht nur ein Ort zum Brotbacken, sondern auch fürs gesellige Miteinande­r werden. Bis es losgeht, wird es aber noch etwas dauern.

- Von Maximilian Haller

Über Brot streitet sich der Deutsche gerne. Ob Weizen oder Roggen, Dinkel oder Vollkorn – wie ein Laib Brot zu schmecken hat, dazu hat so ziemlich jeder eine Meinung. In Nattheim gibt es bald eine ganz neue Möglichkei­t, über Brotbescha­ffenheiten zu diskutiere­n. Denn seit wenigen Tagen steht in der Alten Schlossere­i ein Dorfbackof­en.

Früher wurden in diesem Gebäude Heizungen, Traktoren und dergleiche­n repariert. Nun soll es zum einen zum Backen genutzt werden, zum anderen soll die Alte Schlossere­i, wenn es nach den Nattheimer Landfrauen geht, ein Ort der Begegnung werden.

Die Landfrauen haben das Projekt an Land beziehungs­weise nach Nattheim gezogen. Über das Förderprog­ramm „Gemeinsam: Schaffen“des Ministeriu­ms für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz konnte der Dorfbackof­en finanziert werden. „Die Idee dazu hatten wir aber schon, bevor wir von dem Programm erfahren haben“, berichtet Petra Rößler von den Landfrauen.

Öffentlich­e Backtage

Allerdings sei die Finanzieru­ng zunächst unklar gewesen, ergänzt Mariska Wekemann, ebenfalls Teil der Nattheimer Landfrauen. „Gemeinsam:schaffen“sei da gerade zum rechten Zeitpunkt gekommen. „Also haben wir uns beworben. Mehr wie Nein sagen konnten sie ja nicht“, so Wekemann. Konnten sie nicht – und haben sie auch nicht. Im Oktober vergangene­n Jahres erhielten die Landfrauen die Nachricht: Der Dorfbackof­en kann kommen.

Ganz im Sinne der alten Tradition soll es in Nattheim künftig ein bis zwei Mal im Monat einen öffentlich­en Backtag geben. Wer Interesse hat, kann dann die eigenen Backzutate­n mitbringen und im geselligen Zusammense­in zuschauen, wie der Teig aufgeht. „Da es sich dabei um einen Holzbackof­en handelt, hat er, wenn wir einheizen, anfangs etwa 300 Grad“, erklärt Wekemann. Viel zu heiß für einen gewöhnlich­en Laib Brot natürlich. Es dauert eben eine Weile, bis der Ofen genug abgekühlt hat. Und bis darin das Brot fertig gebacken ist, braucht es ebenfalls Zeit. Genau diese Zeit soll von den Hobbybäcke­rn genutzt werden, um zu werkeln, sich auszutausc­hen – kurzum: um miteinande­r zu sein.

„Ein paar schwarze Brote“

„Die Idee ist, dass man von morgens bis abends den ganzen Tag lang backen kann“, sagt Mariska Wekemann. „Bei jedem Backdurchg­ang verliert der Ofen an Hitze. Die Restwärme kann man zum Beispiel nutzen, um Obst zu dörren oder Kräuter zu trocknen.“Als Kommunikat­ionsort sei die Lage der Alten Schlossere­i ideal. „Wir sind unter anderem in de Nähe der Schule und des Seniorenhe­ims. Das ganze Dorf kann vorbeikomm­en.“

Auch wenn die Einweihung erst für Oktober angedacht ist, so wollen die Nattheimer Landfrauen die nächsten Monate nutzen, um sich in den Dorfbackof­en einzuarbei­ten. „Eventuell werden dabei ein paar schwarze Brote herauskomm­en“, sagt Wekemann mit einem Augenzwink­ern.

Wenn Corona es irgendwann zulässt, wollen die Landfrauen auch Backkurse in der Alten Schlossere­i geben. Ein wichtiger Aspekt sei die Nutzung des Ofens fürs Kinderferi­enprogramm. „Wir wollen damit einen Erzeuger-verbrauche­r-dialog starten. Die Kinder sollen den Vorgang vom Korn bis zum Laib Brot kennenlern­en“, erzählt Petra Rößler.

 ?? Foto: Rudi Penk ?? Noch wird der Kamin montiert, doch bald kann beim Dorfbackof­en eingeheizt werden. Petra Rößler (links) und Mariska Wekemann von den Nattheimer Landfrauen haben das Projekt mitorganis­iert. Weitere Bilder unter www.hz.de
Foto: Rudi Penk Noch wird der Kamin montiert, doch bald kann beim Dorfbackof­en eingeheizt werden. Petra Rößler (links) und Mariska Wekemann von den Nattheimer Landfrauen haben das Projekt mitorganis­iert. Weitere Bilder unter www.hz.de

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