Vom Korn zum Laib
Nattheim hat jetzt einen Dorfbackofen. Organisiert von den Landfrauen, soll die Einrichtung nicht nur ein Ort zum Brotbacken, sondern auch fürs gesellige Miteinander werden. Bis es losgeht, wird es aber noch etwas dauern.
Über Brot streitet sich der Deutsche gerne. Ob Weizen oder Roggen, Dinkel oder Vollkorn – wie ein Laib Brot zu schmecken hat, dazu hat so ziemlich jeder eine Meinung. In Nattheim gibt es bald eine ganz neue Möglichkeit, über Brotbeschaffenheiten zu diskutieren. Denn seit wenigen Tagen steht in der Alten Schlosserei ein Dorfbackofen.
Früher wurden in diesem Gebäude Heizungen, Traktoren und dergleichen repariert. Nun soll es zum einen zum Backen genutzt werden, zum anderen soll die Alte Schlosserei, wenn es nach den Nattheimer Landfrauen geht, ein Ort der Begegnung werden.
Die Landfrauen haben das Projekt an Land beziehungsweise nach Nattheim gezogen. Über das Förderprogramm „Gemeinsam: Schaffen“des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz konnte der Dorfbackofen finanziert werden. „Die Idee dazu hatten wir aber schon, bevor wir von dem Programm erfahren haben“, berichtet Petra Rößler von den Landfrauen.
Öffentliche Backtage
Allerdings sei die Finanzierung zunächst unklar gewesen, ergänzt Mariska Wekemann, ebenfalls Teil der Nattheimer Landfrauen. „Gemeinsam:schaffen“sei da gerade zum rechten Zeitpunkt gekommen. „Also haben wir uns beworben. Mehr wie Nein sagen konnten sie ja nicht“, so Wekemann. Konnten sie nicht – und haben sie auch nicht. Im Oktober vergangenen Jahres erhielten die Landfrauen die Nachricht: Der Dorfbackofen kann kommen.
Ganz im Sinne der alten Tradition soll es in Nattheim künftig ein bis zwei Mal im Monat einen öffentlichen Backtag geben. Wer Interesse hat, kann dann die eigenen Backzutaten mitbringen und im geselligen Zusammensein zuschauen, wie der Teig aufgeht. „Da es sich dabei um einen Holzbackofen handelt, hat er, wenn wir einheizen, anfangs etwa 300 Grad“, erklärt Wekemann. Viel zu heiß für einen gewöhnlichen Laib Brot natürlich. Es dauert eben eine Weile, bis der Ofen genug abgekühlt hat. Und bis darin das Brot fertig gebacken ist, braucht es ebenfalls Zeit. Genau diese Zeit soll von den Hobbybäckern genutzt werden, um zu werkeln, sich auszutauschen – kurzum: um miteinander zu sein.
„Ein paar schwarze Brote“
„Die Idee ist, dass man von morgens bis abends den ganzen Tag lang backen kann“, sagt Mariska Wekemann. „Bei jedem Backdurchgang verliert der Ofen an Hitze. Die Restwärme kann man zum Beispiel nutzen, um Obst zu dörren oder Kräuter zu trocknen.“Als Kommunikationsort sei die Lage der Alten Schlosserei ideal. „Wir sind unter anderem in de Nähe der Schule und des Seniorenheims. Das ganze Dorf kann vorbeikommen.“
Auch wenn die Einweihung erst für Oktober angedacht ist, so wollen die Nattheimer Landfrauen die nächsten Monate nutzen, um sich in den Dorfbackofen einzuarbeiten. „Eventuell werden dabei ein paar schwarze Brote herauskommen“, sagt Wekemann mit einem Augenzwinkern.
Wenn Corona es irgendwann zulässt, wollen die Landfrauen auch Backkurse in der Alten Schlosserei geben. Ein wichtiger Aspekt sei die Nutzung des Ofens fürs Kinderferienprogramm. „Wir wollen damit einen Erzeuger-verbraucher-dialog starten. Die Kinder sollen den Vorgang vom Korn bis zum Laib Brot kennenlernen“, erzählt Petra Rößler.