Heidenheimer Zeitung

Die Qual der Wahl

Michael Jung untermauer­t mit seinem Sieg in Marbach auf Chipmunk seine Olympiaamb­itionen. Dabei hat steht noch ein Anwärter für Tokio in seinem Stall.

- Von Jörn Rebien

Michael Jung hat sich schon wieder in die Rekordbüch­er der Reiterei eingetrage­n. Der dreimalige Olympiasie­ger aus dem Horber Stadtteil Altheim hat innerhalb von fünf Tagen den Großen Preis der Springreit­er in Mannheim und die Marbacher Vielseitig­keit gewonnen. Beides Vier-sterne-events und bestens besetzt. Nach seinem Siegesritt über die 34 Hinderniss­e des Geländepar­cours hatte es der 38-Jährige ganz eilig. Die Fahrt führte direkt in die Klinik, wo er Ehefrau Faye und den Neugeboren­en Lio umarmen wollte.

Schließlic­h war dieser Sieg kein Selbstläuf­er. Zunächst setzte sich der Reitmeiste­r an die Spitze der Dressur, zu der sich rekordverd­ächtige 85 Teilnehmer in die Starterlis­te dieser hochkaräti­gen Vielseitig­keitsprüfu­ng eingetrage­n haben. Mit dem 13-jährigen Hannoveran­er Wallach Chipmunk begannen die Vorbereitu­ngen auf die Olympia in Tokio. Beide lieferten: 22,50 Strafpunkt­e waren ein geglückter Start. Bundestrai­ner Hans Melzer sah sogar Steigerung­spotenzial: „Bei einer internatio­nalen Jury kommt Michi mit 19 Punkten aus dem Dressurvie­reck.“Damit wäre er in dem Bereich, der Championat­e entscheide­t.

Deshalb sagte Jung zum Stand seiner Olympiavor­bereitung: „Wir sind komplett im Plan.“Jetzt geht es im Drei-wochen-rhythmus weiter: Zunächst ins polnische Barbarovka, und dann steht Luhmühlen auf dem Plan. „Danach werden wir nominieren“, sagte der Bundestrai­ner, der vier Reiter nach Japan mitnehmen kann, wobei nur drei starten dürfen. Am 11. Juli findet der abschließe­nde Lehrgang statt, am 19. Juli sollen die Pferde die Reise antreten und schon am 26. Juli wird die Verfassung vor Ort überprüft.

Für Michael Jung ist ganz klar Chipmunk das Pferd seiner Wahl für Japan. Auch wenn der neunjährig­e Wild Wave schon einige Erfolge aufzuweise­n hat. Mit ihm startete Jung 2019 in Tokio beim vorolympis­chen Wettbewerb und gewann diesen sogar. „Das ist vielleicht ein kleiner Vorteil für ihn“, wägt der Reiter ab. Auch Bundestrai­ner Melzer hat den

Youngster noch auf der Rechnung: „Der kennt das Gefühl des Fliegens schon und auch die Geländestr­ecke, aber mit Chipmunk kann Michi einige Dressur-punkte mehr holen.“

An der Hackordnun­g im Altheimer Stall änderten auch die ärgerliche­n 5,20 Strafpunkt­e für einen Abwurf und Überschrei­tung der erlaubten Zeit im Parcours am Freitag nichts. „Die erlaubte Zeit war der Hauptfakto­r“, sagte der Bundestrai­ner zu den Schwierigk­eiten der Marbacher Geländeprü­fung, die witterungs­bedingt auf Sonntag verschoben werden musste: „Wichtig ist auch, dass in Marbach schnell geritten werden kann, das gibt nochmal einen richtigen Konditions­schub“.

Den hatte Michael Jung überhaupt nicht nötig. Denn er war einer von nur zwei Teilnehmer­n, die innerhalb der Zeitvorgab­e über die Ziellinie galoppiert­en. Und er hatte sogar noch drei Sekunden Spielraum. „Vielleicht war es ein kleiner Vorteil, dass ich zuvor schon mit zwei Pferden geritten bin“, begründete Jung sein Zeitpolste­r. Im Sommer in Tokio soll es auch ohne diesen Vorteil reichen.

 ?? Foto: imago/rene Schulz ?? Siegreich nach flotter Geländerun­de in Marbach an der Lauter: Michael Jung auf Chipmunk.
Foto: imago/rene Schulz Siegreich nach flotter Geländerun­de in Marbach an der Lauter: Michael Jung auf Chipmunk.

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