„Wir müssen nun alle Register ziehen“
Die Fechtabteilung muss überraschend auf eine bislang jährlich geleistete Großspende der Firma Voith verzichten und steht dadurch vor der wohl größten Herausforderung ihres Bestehens.
Voith ist allgegenwärtig. Ob als größter Heidenheimer Arbeitgeber. Als Unterstützer der Opernfestspiele, der Dualen Hochschule oder des Kunstvereins. Auch im Sport hat Voith einen enormen Einfluss: Beim Fußball-zweitligisten 1. FC Heidenheim, den Heideköpfen, dem amtierenden deutsche Baseball-meister – oder aber auch bei den Fechtern des HSB. Diese tragen zum Beispiel den Voith-schriftzug auf ihren Fechtanzügen und -masken. Und bei den internationalen Heidenheimer Fechtertagen ist die Voithbandenwerbung nicht wegzudenken. Außerdem wird der Nationen-weltcup im Rahmen der Fechtertage als Voith-cup ausgerichtet.
Was die Firma Voith dazu sagt
Sein finanzielles Engagement bei den Fechtern hat Voith nun allerdings heruntergefahren. „Voith wird auch künftig sein Sponsorship für die Heidenheimer Fechter in unverminderter Form aufrechterhalten. Gleichzeitig haben wir uns dazu entschlossen, die in der Vergangenheit zusätzlich zu diesem umfangreichen Engagement geleistete Spende vorerst nicht mehr weiterzuführen“, schreibt Katrin Sulzmann, bei Voith für die Unternehmenskommunikation zuständig („Senior Vice President Group Communications“).
Entsprechend reagiert auch die Fechtabteilung in einem offiziellen Statement: „Wir sind Voith sehr dankbar für die langjährige Treue zum Fechtsport in Heidenheim und freuen uns sehr, dass das umfangreiche Sponsoring-engagement unvermindert weitergeführt wird. Voith ist für uns ein langjähriger wichtiger Partner und wir haben vollstes Verständnis für die unternehmerische Entscheidung, die zusätzliche Spende ruhen zu lassen“, so Bernd Engelhart, Leiter der Hellenstein Sportmarketing Gmbh und somit verwaltungsseitiger Leiter des
Fechtzentrums (Thomas Zimmermann ist sportlicher Leiter).
Ein konkreter Grund, warum die Spende, für die es keine Vertragsbasis gibt, vorerst entfällt, wird nicht genannt. „Wir überprüfen kontinuierlich unser Spenden- und Sponsoring-engagement und nehmen immer wieder Anpassungen vor. In Summe halten wir unser Engagement am Standort Heidenheim jedoch jetzt und auch künftig auf gleich hohem Niveau“, schreibt Sulzmann im Namen der Firma Voith. Greifbar ist diese Begründung nicht wirklich. Engelhart zumindest verneint ausdrücklich inhaltliche Irritationen.
Wie hoch ist die Spende?
Auch wollen beide Seiten keine konkreten Summen nennen. Dem Vernehmen nach soll die Spende allerdings im mittleren fünfstelligen Bereich liegen. Engelhart sagt nur so viel: „Für uns ist es eine riesige Hausnummer, mehr als nur signifikant. Um den finanziellen Verlust zu kompensieren, haben wir ganz gewaltige Hausaufgaben zu machen und müssen alle Register ziehen.“
Zum einen wandte sich die Fechtabteilung vor einiger Zeit mit einem Hilferuf an ihre bisherigen finanziellen Unterstützer und warb um eine Erhöhung des finanziellen Engagements und um
Sonderbeiträge – für eine Sicherung des Fechtsports in Heidenheim.
„Wir wollen auf zusätzliche potenzielle Sponsoren zugehen und mit Hilfe unserer Wirtschaftspartner mehr Türen öffnen“, sagt Engelhart gegenüber der HZ. „Für dieses Jahr sind wir auf einem sehr guten Weg.“Die größte Herausforderung sei es aber, den Wegfall der Voith-großspende auch für die kommenden Jahre aufzufangen.
„Es kam alles geballt“, sagt Engelhart und meint damit auch die Streichung der Fechtertage in diesem Jahr aufgrund der Corona-pandemie. „Sie sind unser Brot-und-butter-geschäft des Jahres, unsere größte prominente Veranstaltung.“Dieses wichtige finanzielle Standbein könne die Hsb-abteilung aber beeinflussen, so Engelhart. Wenn sie denn wieder ausgetragen werden kann.
Beiträge sollen stärker steigen
Auch die Mitgliedsbeiträge hat die Fechtabteilung selbst in der Hand. „Wir wollen sie aber nicht über Gebühr nach oben schrauben“, betont Engelhart. Aufgrund der Coronavirus-pandemie habe die Abteilung eine Erhöhung jedoch rausgezögert. „Über kurz oder lang“werde es aber eine geben. Und zwar werde diese Erhöhung höher als ursprünglich geplant ausfallen, sagt Engelhart.
Ein wichtiges Thema werden auch die Turniere sein. Zum einen hat die Fechtabteilung durch den Ausfall der Wettbewerbe Kosten einsparen können. Zum anderen werde in Zukunft verstärkt darauf geachtet, welche Turniere zwingend notwendig sind. „Es muss alles auf Herz und Nieren geprüft werden“, spricht Engelhart den leistungsorientierten Gedanken an.
Der 50-Jährige betont, dass sich niemand in der Abteilung hängen lässt. „Alle ziehen voll mit und bemühen sich nach Kräften. Wir wollen mit mehreren zusätzlichen Partnern aus der Situation hervorgehen“, sagt Engelhart im Hinblick auf die Risikostreuung, was Sponsoren angeht. „Unser Ziel ist es insgesamt, mit neuem Schwung aus der Pandemie-krise zu kommen.“
Es kam alles geballt.
Bernd Engelhart