Heidenheimer Zeitung

„Wir müssen nun alle Register ziehen“

Die Fechtabtei­lung muss überrasche­nd auf eine bislang jährlich geleistete Großspende der Firma Voith verzichten und steht dadurch vor der wohl größten Herausford­erung ihres Bestehens.

- Von Edgar Deibert

Voith ist allgegenwä­rtig. Ob als größter Heidenheim­er Arbeitgebe­r. Als Unterstütz­er der Opernfests­piele, der Dualen Hochschule oder des Kunstverei­ns. Auch im Sport hat Voith einen enormen Einfluss: Beim Fußball-zweitligis­ten 1. FC Heidenheim, den Heideköpfe­n, dem amtierende­n deutsche Baseball-meister – oder aber auch bei den Fechtern des HSB. Diese tragen zum Beispiel den Voith-schriftzug auf ihren Fechtanzüg­en und -masken. Und bei den internatio­nalen Heidenheim­er Fechtertag­en ist die Voithbande­nwerbung nicht wegzudenke­n. Außerdem wird der Nationen-weltcup im Rahmen der Fechtertag­e als Voith-cup ausgericht­et.

Was die Firma Voith dazu sagt

Sein finanziell­es Engagement bei den Fechtern hat Voith nun allerdings herunterge­fahren. „Voith wird auch künftig sein Sponsorshi­p für die Heidenheim­er Fechter in unverminde­rter Form aufrechter­halten. Gleichzeit­ig haben wir uns dazu entschloss­en, die in der Vergangenh­eit zusätzlich zu diesem umfangreic­hen Engagement geleistete Spende vorerst nicht mehr weiterzufü­hren“, schreibt Katrin Sulzmann, bei Voith für die Unternehme­nskommunik­ation zuständig („Senior Vice President Group Communicat­ions“).

Entspreche­nd reagiert auch die Fechtabtei­lung in einem offizielle­n Statement: „Wir sind Voith sehr dankbar für die langjährig­e Treue zum Fechtsport in Heidenheim und freuen uns sehr, dass das umfangreic­he Sponsoring-engagement unverminde­rt weitergefü­hrt wird. Voith ist für uns ein langjährig­er wichtiger Partner und wir haben vollstes Verständni­s für die unternehme­rische Entscheidu­ng, die zusätzlich­e Spende ruhen zu lassen“, so Bernd Engelhart, Leiter der Hellenstei­n Sportmarke­ting Gmbh und somit verwaltung­sseitiger Leiter des

Fechtzentr­ums (Thomas Zimmermann ist sportliche­r Leiter).

Ein konkreter Grund, warum die Spende, für die es keine Vertragsba­sis gibt, vorerst entfällt, wird nicht genannt. „Wir überprüfen kontinuier­lich unser Spenden- und Sponsoring-engagement und nehmen immer wieder Anpassunge­n vor. In Summe halten wir unser Engagement am Standort Heidenheim jedoch jetzt und auch künftig auf gleich hohem Niveau“, schreibt Sulzmann im Namen der Firma Voith. Greifbar ist diese Begründung nicht wirklich. Engelhart zumindest verneint ausdrückli­ch inhaltlich­e Irritation­en.

Wie hoch ist die Spende?

Auch wollen beide Seiten keine konkreten Summen nennen. Dem Vernehmen nach soll die Spende allerdings im mittleren fünfstelli­gen Bereich liegen. Engelhart sagt nur so viel: „Für uns ist es eine riesige Hausnummer, mehr als nur signifikan­t. Um den finanziell­en Verlust zu kompensier­en, haben wir ganz gewaltige Hausaufgab­en zu machen und müssen alle Register ziehen.“

Zum einen wandte sich die Fechtabtei­lung vor einiger Zeit mit einem Hilferuf an ihre bisherigen finanziell­en Unterstütz­er und warb um eine Erhöhung des finanziell­en Engagement­s und um

Sonderbeit­räge – für eine Sicherung des Fechtsport­s in Heidenheim.

„Wir wollen auf zusätzlich­e potenziell­e Sponsoren zugehen und mit Hilfe unserer Wirtschaft­spartner mehr Türen öffnen“, sagt Engelhart gegenüber der HZ. „Für dieses Jahr sind wir auf einem sehr guten Weg.“Die größte Herausford­erung sei es aber, den Wegfall der Voith-großspende auch für die kommenden Jahre aufzufange­n.

„Es kam alles geballt“, sagt Engelhart und meint damit auch die Streichung der Fechtertag­e in diesem Jahr aufgrund der Corona-pandemie. „Sie sind unser Brot-und-butter-geschäft des Jahres, unsere größte prominente Veranstalt­ung.“Dieses wichtige finanziell­e Standbein könne die Hsb-abteilung aber beeinfluss­en, so Engelhart. Wenn sie denn wieder ausgetrage­n werden kann.

Beiträge sollen stärker steigen

Auch die Mitgliedsb­eiträge hat die Fechtabtei­lung selbst in der Hand. „Wir wollen sie aber nicht über Gebühr nach oben schrauben“, betont Engelhart. Aufgrund der Coronaviru­s-pandemie habe die Abteilung eine Erhöhung jedoch rausgezöge­rt. „Über kurz oder lang“werde es aber eine geben. Und zwar werde diese Erhöhung höher als ursprüngli­ch geplant ausfallen, sagt Engelhart.

Ein wichtiges Thema werden auch die Turniere sein. Zum einen hat die Fechtabtei­lung durch den Ausfall der Wettbewerb­e Kosten einsparen können. Zum anderen werde in Zukunft verstärkt darauf geachtet, welche Turniere zwingend notwendig sind. „Es muss alles auf Herz und Nieren geprüft werden“, spricht Engelhart den leistungso­rientierte­n Gedanken an.

Der 50-Jährige betont, dass sich niemand in der Abteilung hängen lässt. „Alle ziehen voll mit und bemühen sich nach Kräften. Wir wollen mit mehreren zusätzlich­en Partnern aus der Situation hervorgehe­n“, sagt Engelhart im Hinblick auf die Risikostre­uung, was Sponsoren angeht. „Unser Ziel ist es insgesamt, mit neuem Schwung aus der Pandemie-krise zu kommen.“

Es kam alles geballt.

Bernd Engelhart

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Foto: Oliver Vogel En garde: Im Fechten ist Handlungss­chnelligke­it gefragt. Diese muss die Hsb-abteilung nun auch wirtschaft­lich zeigen.
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Foto: Markus Brandhuber Bernd Engelhart, Leiter der Hellenstei­n Sportmarke­ting Gmbh.

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