Augenhöhe mit Telekom und Vodafone
Die Kernmarke O2 lag bei der Abdeckung des Netzes stets zurück. Nun hängt der Anbieter die Konkurrenz ab.
München. Ende vergangenen Jahres dürften bei Telefónica die Sektkorken geknallt haben. Der Mobilfunkanbieter hatte in Vergleichstests traditionell hinter den Mitkonkurrenten Telekom und Vodafone zurückgelegen, die Bundesnetzagentur drohte ihr sogar einmal aufgrund einer unzureichenden Netzqualität mit Strafen. Im Dezember aber wurde der deutsche Ableger der Telefónica Europa mit seiner Kernmarke O2 erstmals vom Handy-fachmagazin Connect durch die Note „Sehr gut“geadelt.
„Durch die massive Ausbauoffensive von O2 auch in ländlichen Gebieten ist das O2-netz endgültig auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb angelangt“, jubelte das Unternehmen. Zwar gibt es immer noch Tests, die Telekom und Vodafone bei der Netzabdeckung vorne sehen. Für Markus Haas gibt es aber künftig keine Unterschiede mehr zur Konkurrenz. „Wir teilen uns Standorte im ländlichen Raum“, sagte der Deutschland-chef im Stuttgarter Wirtschaftspresseclub.
Telefónica will bis 2022 rund 4 Milliarden Euro in Netzabdeckung und -qualität investieren. 99 Prozent der Bevölkerung werden schon jetzt erreicht. 30 Prozent der Kunden sollen derzeit 5G nutzen können, 2025 könnte das Netz mit dem neuesten Standard bundesweit stehen. Allgemein sei es schon jetzt so, dass Netze besser seien als ihr Ruf. „Auch die Grünen unterstützen jetzt den Mobilfunk-ausbau. Das war früher zum Teil anders“, sagte Haas.
Ein Hemmschuh zu einer besseren Versorgung mit Mobilfunk ist für den Telefónica-chef hierzulande die Versteigerung der Mobilfunk-lizenzen. Sie bremse Investitionen. Andere Länder ohne Versteigerungen seien beim Mobilfunk weiter. „Vor allem brauchen wir Planungssicherheit.“Haas wäre bereit, Geld für Lizenzen zu zahlen und so die Versteigerungen zu umgehen. Doch das hat einen Haken: 1&1 Drillisch wird der vierte deutsche Netzbetreiber und will Lizenzen ersteigern. Für den Telefónica-chef ist der Neueinstieg „ein mutiges Unterfangen“.