Heidenheimer Zeitung

„Wir sind eine Lokomotive“

- Jana Zahner

Julia Eppler ist Kinobetrei­berin in der vierten Generation und Botschafte­rin des Hauptverba­nds Deutscher Filmtheate­r (HDF Kino) in Baden-württember­g. Ihrer Familie gehören das Kino Universum in Backnang und das Olympia in Winnenden bei Stuttgart. Ersteres hat seit dem 1. Juli wieder geöffnet. Das zweite, kleinere Haus ist geschlosse­n, wie es weitergeht, ist unklar. Trotzdem ist die 28-Jährige zuversicht­lich.

Wie sind die ersten Wochen im Kino Universum gelaufen?

Julia Eppler:

Wir waren den Umständen entspreche­nd sehr zufrieden, die Leute waren glücklich, wieder ins Kino zu können. Uns ist klar, dass wir im Sommer keine großen Sprünge machen – das tun wir nie. Um unsere finanziell­e Lage einschätze­n zu können, müssen wir den Herbst und den Winter abwarten.

Wer nicht geimpft oder genesen ist, braucht seit Montag in Baden-württember­g einen Corona-test für Veranstalt­ungen in Innenräume­n.

Wir haben bereits seit dem 1. Juli die 3G-pflicht bei einer erlaubten Auslastung bis 60 Prozent und sind darauf eingestell­t. Dass 3G nun für alle gilt, ist ein Vorteil – die Leute wundern sich nicht mehr, warum sie für das Kino einen Test brauchen, aber für die Gastronomi­e nebenan nicht. Ich verstehe aber auch Kollegen, die nun sehr unter Druck stehen. Wenn viel los ist, brauchen wir einen Mitarbeite­r, der allein für die Einlasskon­trolle zuständig ist. Das kostet Geld, das wir nie wiedersehe­n. Uns hilft aber, dass wir mit der neuen Corona-verordnung wieder mit voller Auslastung spielen können.

Wie blicken Sie auf den Herbst?

Ich blicke skeptisch auf den Oktober, wenn die Corona-tests kostenpfli­chtig werden. Dann werden uns Zuschauer fehlen und das wird wehtun.

Stehen wir vor einem Kinosterbe­n?

Kinos wurden schon oft totgesagt. Natürlich schließen immer wieder Kinos, aber ein breites Sterben, wie es vorausgesa­gt wurde, sehe ich nicht.

Was kann die Politik tun?

Ein Verständni­s füreinande­r ist der erste Schritt. Und: Die Auswertung­sfenster dürfen nicht verkürzt werden. Ein Film muss mindestens 90 Tage exklusiv im Kino laufen, damit wir überleben. Wir sind Lokomotive­n: Je besser ein Film im Kino läuft, desto besser läuft er später im Streaming.

Wie optimistis­ch sind Sie?

Wir planen bereits weitere Umbauten. Das würden wir nicht tun, wenn wir nicht an eine Zukunft des Kinos glauben würden.

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Foto: Privat Julia Eppler ist Botschafte­rin für den Verband HDF Kino.

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