OB Salomo war in Schnaitheim unterwegs.
Oberbürgermeister Michael Salomo sah sich in Schnaitheim um und erfuhr dabei etliche Besonderheiten und wo den Einwohner der Schuh drückt.
In regelmäßiger Weise pflegt Politiker nach ihrer Wahl eine Art von Amnesie zu befallen. An ihre Aussagen oder Versprechungen vor der Wahl können sie sich dann unter Umständen kaum noch erinnern. Eine ganz andere Herangehensweise scheint in diesen Tagen der frisch gewählte Oberbürgermeister von Heidenheim, Michael Salomo, zu pflegen. Seit Tagen ist er damit beschäftigt, auf ausgedehnten Bürgerspaziergängen einen Teil seiner Wahlversprechen einzulösen.
Rund 30 Teilnehmer
Alles begann am Mittwochnachmittag an der Turn- und Festhalle in Mergelstetten. Und setzte sich am Donnerstagmorgen an der Ballspielhalle in Schnaitheim fort. Rund 30 interessierte Bürgerinnen und Bürger hatten sich dort eingefunden, um Salomo und seine beiden Verwaltungsmitarbeiter Stefan Bubeck, Geschäftsbereichsleiter Hochbau und für alles zuständig, was erneuert und saniert werden muss, und Swen Profendiener, Leiter des Liegenschaftsamtes, auf einem zweistündigen Marsch zu den Schnaitheimer Institutionen zu begleiten.
Rein funktional war der Bürgerspaziergang aber durchaus nicht angelegt. Es fand sich beim Spazieren und Flanieren genügend Gelegenheit, eine Reihe der Schnaitheimer Sehenswürdigkeiten zu genießen. So führte der Weg zunächst entlang des Sonnenund Zeitpfades am Ufer der Brenz, über Dorfplatz und Hirscheck-schule hinaus, bis in die Georg-elser-anlage, wo man unter dem Dröhnen der nahen B 19 kaum sein eigenes Wort verstand. Immer wieder befand sich Salomo
im angeregten Gespräch mit Bürgern, aber auch mit seinen Fachmännern Bubeck und Profendiener, die an den verschiedenen Haltepunkten immer wieder die aktuelle Lage erörterten und die Bürger auf den neuesten Stand brachten.
Besuch im Hagen
So befindet sich an der Hirscheckschule ein zweikesseliges Blockheizkraftwerk im Bau, daneben sollen Toiletten für den Sportplatz entstehen. Allein bei der Sanierung des Lehrschwimmbeckens, so Bubeck, blicke man noch etwas in die Röhre. Ein Antrag auf Fördermittel sei abgelehnt worden, was einen aber nicht davon abhalten werde, im neuen Jahr erneut einen zu stellen. Bubeck blickt hier recht zuversichtlich in die Zukunft. Schließlich ist das Sanierungsgebiet „Schnaitheim-hagen“fest in der Programmlandschaft der staatlichen Städtebauförderung verankert. Und dass man bei der baulichen Erneuerung des Viertels in den letzten Jahren inaktiv gewesen sei, lässt sich nun wirklich nicht behaupten.
Davon gab auch das nächste Bauwerk beredt Auskunft, das die Gruppe der Bürgerspaziergänger betrat. Von der Fußgängerbrücke über die Bahnlinie ließ Gerhard Mühlberger seine Trompete ertönen. Unschwer war die Melodie des Liedes „Über sieben Brücken musst Du gehen“zu erkennen. Dem nicht genug, hatte die Aktionsgemeinschaft Hagener Bürger unter Walter Fischer ihr altes Spruchbanner am Brückengeländer aufgezogen, unter dem vor rund vier Jahren die Revolte um einen möglichst schnellen Ersatz für die eingerissene alte Fußgängerbrücke begonnen hatte: „Brücken bauen verbindet Menschen“.
Nicht schlecht staunte das neue Stadtoberhaupt, das bei aller Liebe zu den einzelnen Ortsteilen stets auch das große Ganze im Auge behalten muss, als er durch die Ansprache Fischers erfuhr, dass sich die Bürger im Hagen weder als „Hoidamr“, noch als „Schnoidamr“, sondern als „Hoagenr“definieren. Auf diese
Weise bekam der Allgäuer noch eine Lektion in „Hoidamr“Lokalgeschichte mit, und dies alles beim Spazierengehen.
Forderung nach Tempo 30
Nach der Stärkung mit Brezeln und Sekt schien der humorvolle Teil der Veranstaltung erst einmal beendet. Den Rest des Vormittags widmete man sich der katastrophalen Verkehrssituation. Im Hagen hat quasi jeder Anwohner ein Auto, aber niemand einen Parkplatz. Dies führt zu regelrechten Slalomfahrten, in der insbesondere die Fahrradfahrer schnell mal unter die Räder kommen können. Überzeugt ist man davon, dass die Fahrradstraße für Zweiradfahrer eher gefährlicher geworden ist. Deutlich erhebt man die Forderung nach Tempo-30-zonen.
Fischer sieht insbesondere für den Bereich Steigstraße und der Fabrikstraße schwarz, wenn dort die schweren Geräte anrücken, um den Komplex der ehemaligen Zigarrenfabrik Schaefer abzureißen. Die Verstopfung des Nadelöhrs an der Einmündung zur Steigstraße sei jetzt schon programmiert, so Fischer. Salomos Mitarbeiter machten sich die ganze Zeit über eifrig Notizen: „Wir werden einiges mitnehmen“, bedankte sich der OB bei den Schnaitheimer Bürgern.