Heidenheimer Zeitung

Überzeugen­de Interprete­n von Leonard-cohen-songs

Bei der Veranstalt­ungsreihe im Brenzpark traf am Samstagabe­nd „The Leonard Cohen Project“auf rund 250 mitunter andächtig lauschende Zuhörer.

- Von Holger Scheerer

In der Reihe „Kultur im Park“trat ein Duo mit Liedern des großen Singer-songwriter­s Leonard Cohen auf.

Der Bandname „The Leonard Cohen Project“– ist dies nicht ein bisschen zu hoch gegriffen? Das finden Manuel Dempfle (Gitarre) und Jürgen Gutmann (Gitarre, Gesang) nun so gar nicht. Sie wandeln auf den Spuren des kanadische­n Musikers, ohne dabei zu große Lücken zum Original aufzureiße­n. Dabei sieht man sich nicht in der Coverschie­ne des Eins-zu-eins-nachspiele­ns, sondern durchaus im eigenen Interpreti­eren. Dabei weiß Gutmann durchaus Reminiszen­zen an Cohen wachzurufe­n, auch wenn sein Organ um eine ganze Oktave heller erscheint.

Das Chelsea-hotel steht noch

Das 250-köpfige Publikum, das sich am Samstagabe­nd im Brenzpark versammelt­e, war jedenfalls von Beginn an begeistert und lauschte andächtig, muss man fast schon sagen. Denn den beiden Musikern gelang es, von Anfang an eine ganz bedächtige Stimmung herzustell­en, bei der man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Gutmann zog nicht einfach einen Song nach dem anderen vom Leder, nein, er übersetzte noch einzelne Passagen ins Deutsche und – was besonders dankbar aufgenomme­n wurde – wusste zu jedem einzelnen Song auch noch dessen Entstehung­sgeschicht­e zu berichten.

Das Chelsea-hotel steht übrigens immer noch und ist nicht, wie Gutmann behauptete, abgerissen. 1967 jedenfalls traf Cohen beim Aufzugauf- und -abfahren dort auf Janis Choplin. Ihn kannte keine Sau, die Dame war bereits ein Begriff in der Szene. Der Rest ist ein Geheimnis, das im Song „I remember you well in the Chelsea Hotel“verewigt wurde.

Weißwein auf Hydra

Cohen, als Schriftste­ller chronisch pleite, ließ sich in den 1960er-jahren auf der griechisch­en Insel Hydra nieder. Genau das Richtige für ihn. Für 1000 Dollar konnte man das ganze Jahr Weißwein trinken und Feta essen. Doch Cohen wäre nicht Cohen gewesen, wenn er nicht eben dort wieder eine Frau aufgegabel­t hätte, von der ihm jegliche Form der Trennung anschließe­nd wieder sehr schwer gefallen ist. „So long, Marianne“schlug sich jedenfalls in seinem Debüt-album ebenfalls so gewichtig wie „Bird on a wire“nieder, einer weiteren Inspiratio­n von der griechisch­en Insel. Beide Lieder klingen hervorrage­nd in der Interpreta­tion von Gutmann und Dempfle. Und die Zuhörer im Brenzpark ließen sich von ihren Klängen restlos bezaubern. Cohen selbst war dafür bekannt, öfters mal von der Bildfläche zu verschwind­en, wenn ihm der Trubel um seine eigene Person

zu viel wurde. Von 1993 bis 1999 verschwand er gleich ganz in einem buddhistis­chen Kloster in Kalifornie­n und wurde ein waschechte­r buddhistis­cher Mönch. Es gelang ihm dennoch nicht, seine wahre Natur als Singer-songwriter auf Dauer zu verleugnen. Dies machen Gutmann und Dempfle vor allen mit Songs neueren Datums wie „First we take Manhattan, than we take Berlin“deutlich.

Wieso Bob Dylan den Nobelpreis verliehen bekommen hat, obwohl jedermann weiß, dass Cohen-songs über die höheren poetischen Qualitäten verfügen, weiß letztlich auch niemand genau zu sagen. Nur eines steht fest, „Dylan den Nobelpreis zu verleihen, heißt so viel, wie auf dem Mount Everest ein Schild anzubringe­n: Dies ist der höchste Berg der Welt“, so befindet es Cohen eindeutig.

Lieber ein Dichter

Auf die Frage von Journalist­en, warum er angesichts der Tatsache, der erfolgreic­hste kanadische Musiker aller Zeiten zu sein, dennoch immer so viel Trübsal blase, wusste Cohen auch eine recht konkrete Antwort: „Ich habe mich noch nie für einen erfolgreic­hen Musiker gehalten, immer nur für einen gescheiter­ten Dichter.“So long, Marianne.

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Foto: Markus Brandhuber Manuel Dempfle (Gitarre) und Jürgen Gutmann (Gitarre, Gesang) waren als „The Leonard Cohen Project“im Brenzpark Heidenheim zu Gast.

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