Heidenheimer Zeitung

Fusseln der Freiheit

- Stefan Kegel

Verbreitun­g der Spezies namens Hipster und der damit verbundene Boom von Barber Shops haben in den vergangene­n Jahren die Gesichtsbe­haarung wieder ins Licht der Öffentlich­keit gerückt. Dass viele Männer mit ihren Fusselbärt­en aussehen wie verhindert­e Taliban, ist einer der Kollateral­schäden, die manche Mode mit sich bringt.

Immerhin haben deutsche Männer aber die Freiheit, Länge und Form ihres jeweiligen Bartes selbst zu bestimmen. So gut haben es nicht alle. Und zwar nicht nur in Unterdrück­erstaaten, in denen es als Ausweis tiefer Religiosit­ät gilt, das Gesichtsha­ar so lang und zottelig wie möglich Richtung Bauchnabel wuchern zu lassen. Nein, auch mitten im Hort der Freiheit gibt es strenge Vorschrift­en – allerdings im anderen Extrem. An der Brigham-young-universitä­t im Us-bundesstaa­t Utah ist seit der Hippie-zeit Glattrasur angesagt. Höchstens dezente Oberlippen­bärte sind erlaubt, lange Koteletten tabu.

Aber es regt sich Widerstand an der mormonisch­en Einrichtun­g, die sich auf die Urbibel und Jesus Christus beruft. Ein emeritiert­er Professor hat im Namen zahlreiche­r Studenten eine Petition für die Freigabe des Bartwuchse­s verfasst. Ein Bart sei prophetisc­h, sagt er. Und eine mächtige historisch­e Figur würde ihm wohl zustimmen: Uni-namensgebe­r und Ex-mormonenfü­hrer Brigham Young. Ihn ziert auf alten Fotos ein prachtvoll­er, ungezügelt­er Bart.

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