Fusseln der Freiheit
Verbreitung der Spezies namens Hipster und der damit verbundene Boom von Barber Shops haben in den vergangenen Jahren die Gesichtsbehaarung wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Dass viele Männer mit ihren Fusselbärten aussehen wie verhinderte Taliban, ist einer der Kollateralschäden, die manche Mode mit sich bringt.
Immerhin haben deutsche Männer aber die Freiheit, Länge und Form ihres jeweiligen Bartes selbst zu bestimmen. So gut haben es nicht alle. Und zwar nicht nur in Unterdrückerstaaten, in denen es als Ausweis tiefer Religiosität gilt, das Gesichtshaar so lang und zottelig wie möglich Richtung Bauchnabel wuchern zu lassen. Nein, auch mitten im Hort der Freiheit gibt es strenge Vorschriften – allerdings im anderen Extrem. An der Brigham-young-universität im Us-bundesstaat Utah ist seit der Hippie-zeit Glattrasur angesagt. Höchstens dezente Oberlippenbärte sind erlaubt, lange Koteletten tabu.
Aber es regt sich Widerstand an der mormonischen Einrichtung, die sich auf die Urbibel und Jesus Christus beruft. Ein emeritierter Professor hat im Namen zahlreicher Studenten eine Petition für die Freigabe des Bartwuchses verfasst. Ein Bart sei prophetisch, sagt er. Und eine mächtige historische Figur würde ihm wohl zustimmen: Uni-namensgeber und Ex-mormonenführer Brigham Young. Ihn ziert auf alten Fotos ein prachtvoller, ungezügelter Bart.