Heidenheimer Zeitung

Bilder der Geschlosse­nheit

Bundeskanz­lerin Merkel leistet dem Spitzenkan­didaten Armin Laschet zum Wahlkampfa­uftakt Schützenhi­lfe.

- Claudia Kling

Berlin. Pünktlich zum offizielle­n Wahlkampfs­tart der Union hat sich Rezo zu Wort gemeldet. Der Youtuber nimmt sich nach längerer Zeit wieder einmal die CDU vor, wobei er die CSU umstandslo­s ins Kürzel der Schwesterp­artei einglieder­t. Inkompeten­z und Lügen wirft der junge Mann mit den bunten Haaren mehreren Politikern vor – unter ihnen ist auch Armin Laschet. Der wechsele nach Rezos Ansicht ständig seinen Standpunkt und habe die Flutkatast­rophe für Pr-zwecke ausnutzen wollen, obwohl er das Gegenteil behauptete.

Dass das Bild vom im Flutgebiet lachenden Kanzlerkan­didaten die Talfahrt in den Umfragen beschleuni­gt hat, ist unstrittig. Aber nun, bei der Wahl-auftaktver­anstaltung im Berliner Tempodrom soll die Kehrtwende eingeleite­t werden. Ein Bild der Geschlosse­nheit, der Führungsst­ärke, der Harmonie wird gezeigt.

Auch die Kanzlerin redet. Dass sich Angela Merkel in den Bundestags­wahlkampf einmischt, kann entweder als normaler Beistand gewertet werden oder so, dass Angela Merkel nun eingreifen müsse, um das Schlimmste für die Union abzuwenden. Merkel lobt Laschet als Politiker, „für den das C der Kompass ist“. Ihm sei es immer wichtig gewesen, den Menschen mit seiner Würde in den Mittelpunk­t zu stellen und zwischen den Menschen Brücken zu bauen. Die CDU habe mehr als 50 Jahre lang Kanzler und eine Kanzlerin gestellt. Dies sei Ansporn, dafür zu arbeiten, dass weitere folgen werden.

Stehende Ovationen

Am Schluss der Veranstalt­ung gehen Merkel und CSU-CHEF Markus Söder zu Laschet auf die Bühne. Sie lächeln, stellen Zuversicht zur Schau. Das Publikum, das coronabedi­ngt auf 100 Unionswahl­kämpfer

beschränkt wurde, gibt derweil sein Bestes: stehende Ovationen und ein paar „Armin, Armin!“-rufe. Derweil reckt der so Gefeierte seine Arme in die Höhe. So als wollte er die Umfragewer­te mit hochziehen, die an diesem Wochenende erstmals die SPD mit der Union bei 22 Prozent gleichauf zeigen.

Viele Bundestags­kandidaten, die nicht über einen Listenplat­z abgesicher­t sind, fürchten um ihren Wiedereinz­ug ins Parlament. Entspreche­nd schlecht ist die Stimmung jenseits der Selbstverg­ewisserung im Tempodrom. Und selbst letztere fällt für den Kanzlerkan­didaten nicht rundum positiv aus. Denn da ist ja immer noch Söder, dessen Rede mal wieder etwas besser ist, als die von Laschet. Das ist nicht gut für den Kanzlerkan­didaten, denn natürlich sind die Vorbehalte gegen ihn nicht verstummt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany