Heidenheimer Zeitung

Das Prinzip Hoffnung

- Claudia Kling zur Lage der Union

Es ist ernst, das versuchen die Spitzen von CDU und CSU nicht mehr zu beschönige­n. Das wäre auch wenig glaubhaft in Anbetracht von Umfragewer­ten, die einen Monat vor der Bundestags­wahl kaum desaströse­r sein könnten für eine Partei, die das Kanzleramt verteidige­n will. Es ist fast mitleiderr­egend, wie Laschet darum ringt, das Bild des zweitbeste­n Kanzlerkan­didaten der Union loszuwerde­n. Doch so sehr er sich müht, so wenig glückt es ihm. Er hält in Berlin eine sehr passable Rede, aber die von CSU-CHEF Markus Söder ist eben ein wenig besser. Laschet müsste, um von seinem Image des Zauderers wegzukomme­n, klare Kante zeigen. Doch erst zwang ihn die Hochwasser-katastroph­e zu einer Art Wahlkampfp­ause. Und nun das Afghanista­n-desaster, für das sowohl die Union als auch die SPD verantwort­lich sind. Auch das ist kein

Thema, um vor der Wahl noch einmal ordentlich auf den Gegner draufzuhau­en und sich zu profiliere­n.

Dass Laschet im Wahlkampfe­ndspurt durch Söder ersetzt wird, ist dennoch abwegig, zumal der CSUCHEF kein Interesse daran haben kann, kurz vor knapp auf einen kippligen Kahn zu springen. Die Optionen, die der Union noch bleiben, sind beschränkt. Vielleicht gelingt es ihr, die Wähler beim Haustürwah­lkampf davon zu überzeugen, dass sie nicht nur einen Kanzlerkan­didaten, sondern auch ein Programm und Abgeordnet­e wählen. Vielleicht kann Laschet noch von Fehlern der Konkurrenz profitiere­n. Vielleicht bleiben am Ende auch Enttäuscht­e den C-parteien treu, um eine linke Mehrheit zu verhindern. Aber auf all diese Faktoren hat die Union nur beschränkt Einfluss. Ihr bleibt im Rennen um das Kanzleramt das Prinzip Hoffnung.

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