Blick auf Jackson Hole
von 16 000 Zählern im Deutschen Aktienindex Dax ist erst einmal wieder aus dem Blick geraten. Das hat viel mit Jackson Hole zu tun. Dort treffen sich alljährlich Ende August die weltweit wichtigsten Notenbanker. Diesmal sind die Augen vor allem auf einen
Mann gerichtet: Jerome Powell, den Chef der Us-notenbank. Er könnte in Jackson Hole ein auch für die Börse wichtiges Signal aussenden – einen Hinweis auf den Beginn der Reduzierung der Käufe von Anleihen. Das wäre der Beginn des Endes der extrem großzügigen Geldpolitik und ein erster Wink auf bald wieder steigende Zinsen. Das dürfte auch die Europäische Zentralbank (EZB) nicht ganz kalt lassen. Die Börse sowieso nicht. Steigende Zinsen sind tendenziell Gift für Aktien.
Trotzdem wird ein mögliches Fed-signal die EZB nicht zu einem Umdenken in ihrem ebenfalls extrem großzügigen Kurs bewegen, ist Michael Schubert überzeugt. Der Notenbank-experte der Commerzbank erwartet bis Jahresende sogar eine Ausweitung der Ezb-anleihekäufe, und dies noch bis Herbst 2022. Andere Ökonomen rechnen mit einer Erhöhung des Leitzinses von null Prozent frühestens 2024, eher sogar 2025.
Insofern erscheinen die Zinssorgen an der Börse übertrieben. Tatsächlich relevant für die gerade etwas gebremste Aktienlust dürften dagegen andere Faktoren sein: Die Probleme in den Lieferketten, die etwa Autoherstellern erhebliches Kopfzerbrechen bereiten, und die wieder steigenden Corona-infektionen. Auch die Wachstumsabschwächung in China könnte ein Rolle spielen.