Liebe Wahlslogans,
natürlich ist es leicht, auf Euch herumzuhacken in diesen Tagen. Seit Parteien vor den Wahlen ihr Hirn bei Werbeagenturen abgeben, werden die Botschaften immer nichtssagender und dümmlicher: „Gemeinsam blabla Zukunft blabla Verantwortung blubb“. Man kann es wirklich nicht mehr mit ansehen.
Bei den Kandidatinnen und Kandidaten geht es ebenfalls in Richtung Stromlinie. Der Trend bei der Bundestagswahl 2021: Drei Adjektive, die die jeweilige Persönlichkeit beschreiben sollen. Man liest also „zupackend. entschlossen.leidenschaftlich“oder so, eher selten liest man „opportunistisch.korrupt.alkoholkrank“.
Klingt das jetzt zu sehr nach Politiker*innen-bashing? Das soll es nicht, und zum Beweis wenden wir uns einem schönen Fall von Déjà-vu zu, der einen im Moment zwischen Schwäbisch Gmünd und Stuttgart ereilt.
Dort nämlich kommt einem ein Gesicht auf den Wahlplakaten merkwürdig bekannt vor. Richtig, es ist Inge Gräßle aus Großkuchen, 23 Jahre lang Parlamentarierin im Landtag und im Europäischen Parlament. Dort war sie die wohl einzige Abgeordnete der konservativen EVP, deren Abschied aus dem Parlament sogar von „Die Partei“-chef Martin Sonneborn bedauert wurde.
Nun will Gräßle in den Bundestag, und zwar als Abgeordnete im Wahlkreis Backnangschwäbisch Gmünd. Die Frau kommt rum.
Jedenfalls: Natürlich hat auch Inge Gräßle drei Adjektive auf dem Plakat. Gerade mit der langen Heidenheimer Erfahrung mit Inge Gräßle stellt man aber fest, dass diese Adjektive auf keinen Fall falsch sind. Mutig und engagiert ist die Frau auf jeden Fall, und schwäbisch sowieso.
Wählen kann man Inge Gräßle in Heidenheim nicht mehr, und doch gibt das Beispiel Hoffnung und Zuversicht: Sollten andere, neue Gesichter ebenfalls so zutreffend beschrieben sein?
In diesem Sinne und in diesen Wahlkampfzeiten: „unfassbar.unvergleichlich.ungelesen.“
Aber Ihr lest das ja eh wieder nicht.