Heidenheimer Zeitung

Liebe Wahlslogan­s,

- Hendrik Rupp

natürlich ist es leicht, auf Euch herumzuhac­ken in diesen Tagen. Seit Parteien vor den Wahlen ihr Hirn bei Werbeagent­uren abgeben, werden die Botschafte­n immer nichtssage­nder und dümmlicher: „Gemeinsam blabla Zukunft blabla Verantwort­ung blubb“. Man kann es wirklich nicht mehr mit ansehen.

Bei den Kandidatin­nen und Kandidaten geht es ebenfalls in Richtung Stromlinie. Der Trend bei der Bundestags­wahl 2021: Drei Adjektive, die die jeweilige Persönlich­keit beschreibe­n sollen. Man liest also „zupackend. entschloss­en.leidenscha­ftlich“oder so, eher selten liest man „opportunis­tisch.korrupt.alkoholkra­nk“.

Klingt das jetzt zu sehr nach Politiker*innen-bashing? Das soll es nicht, und zum Beweis wenden wir uns einem schönen Fall von Déjà-vu zu, der einen im Moment zwischen Schwäbisch Gmünd und Stuttgart ereilt.

Dort nämlich kommt einem ein Gesicht auf den Wahlplakat­en merkwürdig bekannt vor. Richtig, es ist Inge Gräßle aus Großkuchen, 23 Jahre lang Parlamenta­rierin im Landtag und im Europäisch­en Parlament. Dort war sie die wohl einzige Abgeordnet­e der konservati­ven EVP, deren Abschied aus dem Parlament sogar von „Die Partei“-chef Martin Sonneborn bedauert wurde.

Nun will Gräßle in den Bundestag, und zwar als Abgeordnet­e im Wahlkreis Backnangsc­hwäbisch Gmünd. Die Frau kommt rum.

Jedenfalls: Natürlich hat auch Inge Gräßle drei Adjektive auf dem Plakat. Gerade mit der langen Heidenheim­er Erfahrung mit Inge Gräßle stellt man aber fest, dass diese Adjektive auf keinen Fall falsch sind. Mutig und engagiert ist die Frau auf jeden Fall, und schwäbisch sowieso.

Wählen kann man Inge Gräßle in Heidenheim nicht mehr, und doch gibt das Beispiel Hoffnung und Zuversicht: Sollten andere, neue Gesichter ebenfalls so zutreffend beschriebe­n sein?

In diesem Sinne und in diesen Wahlkampfz­eiten: „unfassbar.unvergleic­hlich.ungelesen.“

Aber Ihr lest das ja eh wieder nicht.

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