Heidenheimer Zeitung

Was das Herz begehrt

- Stefan Kegel

Wie man sich final von geliebten Menschen verabschie­det, ist eine sehr persönlich­e Sache. Traditiona­listen vertrauen auf einen Trauerkran­z und ein paar Worte am Grab. Digital-beseelte setzen auf Twitter-botschafte­n wie „R.I.P“, was auf Deutsch „R.I.F“(Ruhe in Frieden) heißen würde, aber in der Übersetzun­g längst nicht so lässig-rappermäßi­g daherkommt, wie das mediale Selbstbild es verlangt.

Die Twitter-variante funktionie­rt ganz gut über Distanzen, aber an ihrer Herzlichke­it kann man durchaus noch feilen.

Wenn es nicht zu mehr reicht, als einem Verstorben­en drei Buchstaben nachzurufe­n – oder besser: nachzutipp­en –, kann man es eigentlich auch bleiben lassen.

Mehr Herz hat jetzt ein australisc­her Farmer bewiesen. Wegen aktueller Corona-einschränk­ungen durfte der Mann aus dem Bundesstaa­t New South Wales nicht zum Begräbnis seiner Tante in der 400 Kilometer entfernten Ostküstens­tadt Brisbane reisen. Aber er hatte eine Idee: Er arrangiert­e Futter in der Form eines riesigen Herzens, ließ seine Schafherde zur Fütterungs­zeit darauf los und filmte mit einer Drohne aus der Luft, wie sich langsam ein Herz aus Hunderten Tieren formt. Bei der Trauerfeie­r für seine Tante soll das Video ganz gut angekommen sein. Und zur Begleitung gab es ihr Lieblingsl­ied: Simon & Garfunkel mit „Bridge Over Troubled Water“. Oder, damit es auch auf Twitter funktionie­rt: S&G mit B.O.T.W.

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