Was das Herz begehrt
Wie man sich final von geliebten Menschen verabschiedet, ist eine sehr persönliche Sache. Traditionalisten vertrauen auf einen Trauerkranz und ein paar Worte am Grab. Digital-beseelte setzen auf Twitter-botschaften wie „R.I.P“, was auf Deutsch „R.I.F“(Ruhe in Frieden) heißen würde, aber in der Übersetzung längst nicht so lässig-rappermäßig daherkommt, wie das mediale Selbstbild es verlangt.
Die Twitter-variante funktioniert ganz gut über Distanzen, aber an ihrer Herzlichkeit kann man durchaus noch feilen.
Wenn es nicht zu mehr reicht, als einem Verstorbenen drei Buchstaben nachzurufen – oder besser: nachzutippen –, kann man es eigentlich auch bleiben lassen.
Mehr Herz hat jetzt ein australischer Farmer bewiesen. Wegen aktueller Corona-einschränkungen durfte der Mann aus dem Bundesstaat New South Wales nicht zum Begräbnis seiner Tante in der 400 Kilometer entfernten Ostküstenstadt Brisbane reisen. Aber er hatte eine Idee: Er arrangierte Futter in der Form eines riesigen Herzens, ließ seine Schafherde zur Fütterungszeit darauf los und filmte mit einer Drohne aus der Luft, wie sich langsam ein Herz aus Hunderten Tieren formt. Bei der Trauerfeier für seine Tante soll das Video ganz gut angekommen sein. Und zur Begleitung gab es ihr Lieblingslied: Simon & Garfunkel mit „Bridge Over Troubled Water“. Oder, damit es auch auf Twitter funktioniert: S&G mit B.O.T.W.