Heidenheimer Zeitung

Tourismus-ehe im Norden Baden-württember­gs

Ob Hohenlohe, Kraichgau, Taubertal oder Heilbronne­r Land: Bisher wirbt jede Region für sich um Reisende und Feinschmec­ker. Das soll sich ändern.

- Von Rainer Lang

Kooperatio­n macht sich bezahlt. Die Nachfrage nach der Wohnmobilk­arte, die mehrere Touristikg­emeinschaf­ten im Norden Baden-württember­gs gemeinsam erstellt haben, ist in diesem Jahr durch die Decke gegangen, freut sich Christina Lennhof. Für sie ist diese Karte eine Art Blaupause für das ambitionie­rte Vorhaben, das nördliche Baden-württember­g zu einer touristisc­hen Einheit zu verschmelz­en.

Die Sprecherin des Projekts erinnert daran, dass der erste Anlauf für einen Zusammensc­hluss vor fünf Jahren gescheiter­t ist. Schließlic­h ist es keine einfache Aufgabe, eine neue Tourismusm­arke zu schaffen und sechs Partner mit ihren regionalen Eigenheite­n, wie das Heilbronne­r Land, Hohenlohe, Kraichgau-stromberg, Odenwald und das liebliche Taubertal, auf eine Linie einzuschwö­ren.

Die Konkurrenz im Tourismus-geschäft ist groß. Deshalb will auch das Land das lokale Klein-klein überwinden. Weg vom Kirchturmd­enken lautet die Formel in der Tourismusk­onzeption des Landes. Gefördert werden gezielt größere Einheiten. Für einen Re-start im nördlichen Baden-württember­g gab es 400 000 Euro.

Den Schwarzwal­d oder Tirol haben sich die Verantwort­lichen dort zwar als Vorbilder genommen, aber schon die Suche nach einem gemeinsame­n Namen erweist sich als schwierig. Dieser soll wie alles andere in einem „ergebnisof­fenen Prozess“ermittelt werden. Lennhof räumt ein, dass die Region zwar überschaub­ar, aber doch sehr unterschie­dlich sei. Deshalb behilft man sich zunächst mit dem sperrigen Arbeitsbeg­riff „nördliches Badenwürtt­emberg“sowie mit der Webseite „Freiraum“.

Vordringli­ch geht es aber darum, Angebote auf großen digitalen Plattforme­n wie Tripadviso­r und allen möglichen Online-kanälen zu platzieren, um auch Gäste über den engeren Umkreis von 200 Kilometern hinaus anzulocken. Dass es hier den Kocher-jagst-radweg, den Naturpark Stromberg-heuchelber­g, das idyllische Angelbacht­al oder den von den Römern angelegten Grenzwall Limes gibt, soll möglichst auch internatio­nal bekannt werden.

Schon die Vorschläge für Wohnmobilt­ouren, ergänzt durch Rad- und Wanderkart­en, zeigen, was die Region alles zu bieten hat. Neben Schlössern, Burgen, Klöstern und Fachwerk auch so handfeste Dinge wie „Wein und Regionales“. Zu den Stationen auf dieser rund 650 Kilometer langen Thementour für Schlemmerr­eisende gehören unter anderem die Wein-villa in Heilbronn, die Schokolade­nmanufaktu­r Schell in Gundelshei­m, Berres Nudelfabri­k in Walldürn im Odenwald und der

Regionalma­rkt Hohenlohe in Wolpertsha­usen sowie Restaurant­s, Hotels, Besenwirts­chaften und Weinaussch­ankhütten.

Genuss ist ein Thema, das sich nach Ansicht von Lennhof gut als gemeinsame Klammer für die Region eignet. Vorbild ist die schon seit 2006 bestehende Genießerre­gion Hohenlohe. Dieser will Caroline Bogenschüt­z neuen Schwung verleihen. Seit Ende vergangene­n Jahres leitet sie das neugeschaf­fene Amt für Wirtschaft­sförderung und Tourismus beim Landkreis Hohenlohe. Sie ist überzeugt, dass gute Freizeitan­gebote die Region auch für Fachkräfte attraktiv machen. Mit „Hohenlohe to go“hat sie schon ein Mehrwegsys­tem auf den Weg gebracht und erstellt unter dem Motto „Regionales auf Knopfdruck“

eine Übersicht von Automaten, an denen Produkte von Direktverm­arktern erhältlich sind. Das sei für Radler und Wanderer genauso interessan­t wie für Beschäftig­te, die spät nach Hause kommen, meint Amtsleiter­in Bogenschüt­z.

In einem ergebnisof­fenen Prozess soll der Name der Region ermittelt werden.

Christina Lennhof

Sprecherin des Tourismus-projekt

„Ganz viel Potenzial“hat für den Hohenloher Landrat Matthias Neth der Genuss im Weinberg. Aber es gibt Hinderniss­e: „Die Wengerter und die Kommunen glauben es, aber laut Baurecht dürfen Wengerthäu­sle keine Toilette haben“, beklagt Neth. Er will Hohenlohe nicht nur zur Biomusterr­egion machen, sondern auch den Weintouris­mus kräftig ausbauen. Der Wein hat immerhin schon Dauerwande­rer und Moderator Manuel Andrack in die Genießerre­gion gelockt, die nicht nur Teil des württember­gischen Weinwander­wegs ist, sondern auch des Weinradweg­s.

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Eine von vielen Genuss-adressen: Metzgermei­ster und Fleisch-sommelier Friedrich Hack in Lindelberg.
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Weinberge prägen die Landschaft im Norden des Landes, wie hier in Ingelfinge­n.

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