Heidenheimer Zeitung

Los geht’s in der untersten Fußballkla­sse

Die Meistersch­afts-mitfavorit­en Oggenhause­n und Herbrechti­ngen/bolheim starten jeweils mit einem Heimspiel in die Saison. Bei beiden Teams gibt es eine musikalisc­he Gemeinsamk­eit.

- Von Edgar Deibert

Was Thorsten Peichl vom

RSV Oggenhause­n und Manuel Geiger von der SG Herbrechti­ngen/ Bolheim zur neuen Saison sagen.

Der RSV Oggenhause­n hat schwierige Jahre hinter sich. Regelmäßig belegte die Mannschaft in der untersten Fußballkla­sse, der Kreisliga B 5, den letzten Tabellenpl­atz. Und dann kam es auch schon vor, dass die HZ vorbeischa­ute, um nachzuhake­n, was denn los sei.

Wie schnell es im Fußball gehen kann, zeigte die vergangene Saison. Auch aufgrund einiger Rückkehrer, die schon höherklass­ig gespielt haben, und eines neuen Trainers war der RSV auf einmal oben in der Tabelle zu finden. Sechs Spiele – sechs Siege. Bis die Saison aufgrund der Coronapand­emie abgebroche­n werden musste.

Vor der am Sonntag startenden Spielzeit fragte die HZ wieder nach. Aber dieses Mal, weil Oggenhause­n zu den Meistersch­aftsfavori­ten zählt. Kapitän Thorsten Peichl scherzte dabei, dass der Fotograf ihn nicht mit seinem Zwillingsb­ruder Sven verwechsel­n sollte. Wie man die beiden auseinande­rhalten kann? „Sven hat einen längeren Bart.“Okay!

Gute Stimmung beim RSV – was eben auch an den Peichl-brüdern liegt. Beide stammen aus Oggenhause­n und spielten später bei der TSG Schnaithei­m. „Für mich war aber immer klar, dass ich irgendwann nach Oggenhause­n zurückkehr­en werde“, sagt Thorsten Peichl. Es ging dabei rein um den Zeitpunkt, fügt der 28-Jährige an. Ähnlich tickt auch Kumpel Tobias Schuh, einst Stammtorhü­ter bei der TSG Nattheim in der Bezirkslig­a. „Viele

Oggenhause­r spielen auswärts“, erklärt Thorsten Peichl. „Zu dritt hätten wir nicht viel bewegen können. Daher haben wir alle an einen Tisch gebracht, um es richtig zu machen.“

Also ab in die unterste Fußballkla­sse. Warum nur? „Aus Heimatverb­undenheit. Wir wollen unser Dorf etwas wiederbele­ben“, umschreibt Thorsten Peichl das Projekt. Bislang sei das gut gelungen, die Resonanz von den Zuschauern sei positiv.

Aufstiegsf­avorit, ja oder nein?

Natürlich ist auch die Erwartungs­haltung gestiegen. Ob der RSV Oggenhause­n ein Aufstiegsf­avorit ist? „Das ist eine schwierige Frage. Wir haben noch nie gegen die SG Herbrechti­ngen/ Bolheim gespielt“, nennt Thorsten Peichl die Mannschaft, die bei Saisonabbr­uch 2020/21 ganz vorne in der Tabelle stand. „Wir hatten einen guten Start. Aber eine ganze Saison ist dann doch etwas anderes.“

Und etwas Entscheide­ndes habe sich geändert: Früher sei der RSV Oggenhause­n als schlechtes­te Mannschaft gehandelt worden. Zumindest hätten einige Gegner das sicherlich im Hinterkopf gehabt, sagt Thorsten Peichl, der in Nattheim wohnt. „Unsere Schonfrist ist aber nun vorbei. Jetzt müssen wir liefern“, sagt er selbstbewu­sst.

Am Sonntag im Heimspiel gegen die SG Hohenmemmi­ngen/ Burgberg II geht’s also endlich wieder los (15 Uhr). Dann wird in der Oggenhause­r Kabine auch wieder das Lied „Thunderstr­uck“der Rockband AC/DC ertönen. „Bei uns läuft alles von Eminem bis AC/DC. AC/DC mag jeder“, sagt Thorsten Peichl.

Und vor dem Anpfiff wird Torhüter Tobias Schuh (er sei einfach lauter, sagt Thorsten Peichl) im Mannschaft­skreis „Holz“schreien und der Rest der Spieler „Katzen“brüllen. Und das ganze dreimal. Diese Tradition haben die neuen Spieler eingeführt, da Oggenhause­r gemeinhin „Holzkatzen“genannt werden, so wie Nattheimer „Breama“sind, erklärt Thorsten Peichl. Dabei müssen es die neuen Spieler ja wissen, schließlic­h sind es Rückkehrer,

die den Verein in- und auswendig kennen.

So nie wirklich weg war dagegen Manuel Geiger aus Herbrechti­ngen. Wie viele Spiele er für die TSV Herbrechti­ngen beziehungs­weise die SG Herbrechti­ngen/bolheim schon gemacht hat? „Puh“, sagt Geiger und fügt an: „Ich habe keine Saison verpasst. Eine genaue Zahl hat er zwar nicht im Kopf, allerdings war er auch nur eine Saison „auswärts“– bei der TSG Nattheim in der A-jugend. Die Perspektiv­e in Herbrechti­ngen sei damals aber besser gewesen. Zudem ist Vater Rudi auch so ein Herbrechti­nger Urgestein. Der Opa war Tsv-turner, die Mama spielte einst selbst Fußball, als es bei der TSV Herbrechti­ngen ein eigenes Frauenteam gab.

Geiger ist der Herr der Boxen

Manuel Geiger lebt Herbrechti­ngen – und nun die Spielgemei­nschaft mit Bolheim. Kein Wunder also, dass er auch deren Kapitän ist. Dabei ist der zweifache Vater, der auf den Spitznamen „Mani“hört, nicht nur der Chef auf dem Platz. Auch bei der Musikauswa­hl redet Geiger mit. Kein Wunder, schließlic­h ist er der „Herr der Boxen“, wie er sagt. Ganz einfach: Da sie ihm gehören, bringt er sie mit.

Mit seinen 33 Jahren hat er nicht immer Verständni­s für den Musikgesch­mack der jüngeren Spieler. „Weiß der Kuckuck, was die hören“, scherzt er. Geiger setzt bei der musikalisc­hen Motivation eher auf Klassiker von AC/DC, „Eye of the Tiger“der Band „Survivor“oder aber

„Don’t Stop Believin’“von „Journey“.

Zum alten Eisen zählt sich Geiger aber noch lange nicht. Gerne würde er noch einige Jahre spielen, auch wenn seine Frau es manchmal gerne anders sehen würde, wie er einräumt. Sein Vorbild? Mitspieler Uederson „Didi“Guimaraes, der im Juli 40 geworden ist.

Gemeinsam starten sie mit ihrem Team am Sonntag mit einem Heimspiel gegen die SG Auernheim/neresheim (15 Uhr) in die neue Saison. Beim Abbruch der vergangene­n belegte Herbrechti­ngen/bolheim nach acht Siegen den ersten Platz. Zählen sie damit auch in der nun startenden Saison zu den Favoriten? „Die anderen Mannschaft­en haben sich gut verstärkt. Im letzten Jahr wäre es sicher leichter gewesen, aufzusteig­en“, sagt Geiger.

Mit Mario Laubmeier (nun beim Landesligi­sten Sontheim) verlor die SG Herbrechti­ngen/ Bolheim einen Ausnahmesp­ieler. „Die Enttäuschu­ng war schon groß“, sagt Geiger über den Abgang des Top-torjägers (9 Tore in 7 Spielen), von dem Geiger aber überzeugt ist, dass er sich beim FV Sontheim durchsetze­n wird.

Geigers fußballeri­sches Vorbild war übrigens Lothar Matthäus. Doch im Gegensatz zum deutschen Rekord-nationalsp­ieler, der mit der Trikotnumm­er zehn auflief, hat sich Geiger die fünf ausgesucht, die er seit jeher trägt. „In der Jugend wollte jeder die zehn haben. Und da ist mir die fünf gut reingelauf­en“, sagt Geiger über seine Lieblingsz­ahl.

 ??  ??
 ?? Fotos: Rudi Penk/renan/stock.adobe.com ?? Treffen am 7. Spieltag mit ihren Mannschaft­en direkt aufeinande­r: Thorsten Peichl (links) und Manuel Geiger.
Fotos: Rudi Penk/renan/stock.adobe.com Treffen am 7. Spieltag mit ihren Mannschaft­en direkt aufeinande­r: Thorsten Peichl (links) und Manuel Geiger.

Newspapers in German

Newspapers from Germany