Treffen mit dem Abbatar
James Camerons Avatar war blau und schlank, mit langen Ohren. Der Abbatar hingegen stammt von 1979 und hat lange blonde Haare, oder lockige rote. Und er singt davon, dass er hochgeladen („reloaded“) wurde, als ein anderes Ich („Another Me“).
Inbegriff eines weltweiten Traums sind die vier von Abba, die einmal jung und makellos und glänzend waren, und danach fast vierzig Jahre gar nicht mehr, außer in diversen Klatschmeldungen von Trennungen und Revival-plänen und zuletzt respektvoll würdigenden Geburtstagsartikeln
zum 70. oder 75., sicher verstaut im Pop-museum der Musikgeschichte.
„Forever Young“ist das Versprechen der Popmusik, und dieses Versprechen ewiger Jugend haben auch Abba nun mit einer minutiös geplanten Sensationsinszenierung eingelöst. Es ist ein „Dream that’s been decoded“, ein dekodierter Traum, von 160 Kameras erschaffen als Hologramm eines ewigen Lebens. Und während Bilder der 1970er Jahre über den Bildschirm
flimmern und Agnetha und Anni-frid mit angenehm gealterter Stimme singen „I still have faith in you“, verspricht die Youtube-werbung passend dazu Schönheits-operationen gegen Schlupflider oder Perwoll-formeln gegen verblasste Textilfarben. Und wir träumen davon, wer noch alles in Zukunft wiedererstehen könnte, als Udotar, Britneytar oder Billietar. Für sie alle gilt: Thank you for the music. Und jetzt erst mal: Bon Voyage, Abbatar.