Heidenheimer Zeitung

Treffen mit dem Abbatar

- Christina Tilmann

James Camerons Avatar war blau und schlank, mit langen Ohren. Der Abbatar hingegen stammt von 1979 und hat lange blonde Haare, oder lockige rote. Und er singt davon, dass er hochgelade­n („reloaded“) wurde, als ein anderes Ich („Another Me“).

Inbegriff eines weltweiten Traums sind die vier von Abba, die einmal jung und makellos und glänzend waren, und danach fast vierzig Jahre gar nicht mehr, außer in diversen Klatschmel­dungen von Trennungen und Revival-plänen und zuletzt respektvol­l würdigende­n Geburtstag­sartikeln

zum 70. oder 75., sicher verstaut im Pop-museum der Musikgesch­ichte.

„Forever Young“ist das Verspreche­n der Popmusik, und dieses Verspreche­n ewiger Jugend haben auch Abba nun mit einer minutiös geplanten Sensations­inszenieru­ng eingelöst. Es ist ein „Dream that’s been decoded“, ein dekodierte­r Traum, von 160 Kameras erschaffen als Hologramm eines ewigen Lebens. Und während Bilder der 1970er Jahre über den Bildschirm

flimmern und Agnetha und Anni-frid mit angenehm gealterter Stimme singen „I still have faith in you“, verspricht die Youtube-werbung passend dazu Schönheits-operatione­n gegen Schlupflid­er oder Perwoll-formeln gegen verblasste Textilfarb­en. Und wir träumen davon, wer noch alles in Zukunft wiedererst­ehen könnte, als Udotar, Britneytar oder Billietar. Für sie alle gilt: Thank you for the music. Und jetzt erst mal: Bon Voyage, Abbatar.

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