Automaten-sprenger in Haft
Die Serie der Anschläge auf Geldautomaten mit Sprengstoff oder Gasgemischen hört nicht auf. Die Ermittler haben aber auch Erfolge. Wie jetzt in Freiburg.
Die vorerst letzte Geldautomatensprengung in Baden-württemberg ist erst zehn Tage her: Unbekannte fahren vorletzten Dienstag an einen Geldautomaten in Jestetten (Kreis Waldshut). Es gibt einen mächtigen Knall, der Automat wird gesprengt, die Druckwelle zerstört mehrere Fensterscheiben an Geschäften in der Umgebung.
An die Geldkassetten im gesprengten Automaten kommen die Täter dann nicht heran. Sie richten hohen Schaden an und flüchten ohne Beute. Trotz Großfahndung der deutschen und der Schweizer Polizei können sie entkommen. Nur das vermutliche Fluchtfahrzeug, ein gestohlener Fiat Panda, wird gefunden, abgestellt an einem Maisfeld, nur wenige Kilometer entfernt.
„Die Ermittlungen in dem Fall laufen“, sagte am Freitag ein Sprecher des Freiburger Polizeipräsidiums. Im Kampf gegen die skrupellosen Sprengtrupps konnte eine eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe der Freiburger Kriminalpolizei gerade einen Erfolg melden: Zwei polizeibekannte Männer, 47 und 52 Jahre alt, mit deutschen Pässen, sollen für mehrere Sprengungen von Geldautomaten in den Kreisen Breisgau-hochschwarzwald und Emmendingen von Sommer 2020 bis Februar 2021 verantwortlich sein. Die Verdächtigen waren im März wegen eines Raubdelikts festgenommen worden. Seither sind sie in Untersuchungshaft.
„Durch die Spurenlage“sei man den beiden Männern auf die Schliche gekommen, sagte der Polizeisprecher. Bei der Serie ähnelte sich die Vorgehensweise stark: Die Täter leiteten Gas in die Geldautomaten und entzündeten es, um an den Inhalt zu gelangen. Nur in zwei Fällen kamen die Festgenommenen an Geld, „in den restlichen Fällen erwiesen sich die Automaten als zu robust“, so die Polizei.
2020 zählte die Polizei in ganz Baden-württemberg 41 Fälle von
Attacken auf Geldautomaten. Im Jahr zuvor waren es 34, im Jahr 2018 erst 21 Fälle. Nicht nur Sprengungen, auch Aufbrüche und Aufbruchsversuche gibt es immer wieder. In Heidelberg-bergheim versuchte im Juli ein Unbekannter, einen Geldautomaten aufzuhebeln. Er wurde gestört und machte sich ohne Geld aus dem Staub.
Eine Sprengung gab es ebenfalls im Juli in Untergruppenbach (Landkreis Heilbronn). Um drei Uhr nachts meldeten Anrufer die Explosion. Der Geldausgabeautomat
einer Bankfiliale war zerstört, ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit davongefahren. Natürlich werde auch in diesem Fall überprüft, ob es Zusammenhänge und Ähnlichkeiten mit anderen Sprengungen gibt, auch überregional, sagte ein Sprecher der Heilbronner Polizei. „In Kitzingen in Bayern gab es zum Beispiel auch erst eine Sprengung“, so der Sprecher. „Unsere Ermittlungen laufen.“
Auch im Fall einer Sprengung im bayerischen Ichenhausen (Kreis Günzburg) am 21. August interessiert die Ermittler, ob die Täter möglicherweise schon woanders zugeschlagen haben. „Das wird selbstverständlich überprüft“, sagte ein Sprecher der Polizei in Kempten. Beim Abgleich ähnlicher Taten arbeite man bei Bedarf auch international zusammen. In Ichenhausen hatten die Unbekannten einen Supermarkt ausgeguckt und den Geldautomaten im Vorraum erheblich beschädigt. Menschen wurden nicht verletzt. Eine Fahndung mit Streifenwagen, Hubschrauber und Personensuchhund blieb erfolglos.
Doppelschlag in Rauenberg
Schon zum zweiten Mal waren die kriminellen Sprengtrupps im Juli in Wiesloch-rauenberg (Rhein-neckar-kreis) aktiv. Sie jagten den Geldautomaten einer Sparkasse in die Luft und erbeuteten rund 20 000 Euro. Der Sachschaden liegt auch hier viel höher als die Beutesumme: 100 000 Euro, schätzt die Polizei. Die Täter entkamen mit einem Ps-starken Audi A6 über die Autobahn Richtung Darmstadt. Auch in diesem Fall werde noch ermittelt, sagte ein Sprecher der Polizei.
Neun Monaten zuvor war in Rauenberg schon ein Geldautomat der Volksbank gesprengt worden. Damals fahndeten mehr als 20 Streifenwagenbesatzungen nach den Tätern. Die konnten aber in einem hochmotorisierten Auto entkommen – ebenfalls über die Autobahn.