Neue Helden fürs Marvel-kino-universum
Ein mystischer Fantasy-trip entführt nach Fernost und wartet mit Martial Arts auf: „Shang-chi and the Legend of the Ten Rings“.
Heidenheim. Das Fingerschnippen von Titan Thanos in „Endgame“hat – trotz der späteren erfolgreichen Umkehrung – die Besetzung des Marvel Cinematic Universe (MCU) kräftig durcheinandergewirbelt: Angestammte Lichtgestalten sind verschwunden oder gestorben, die Avengers eher inaktiv geworden. Klar ist: Das so überaus erfolgreiche Marvel-kino-franchise braucht neben den verbliebenen Charakteren neue Helden.
Einen Anfang hat da vor ein paar Wochen schon „Black Widow“gemacht, bei dem die Schwester der von Scarlett Johansson verkörperten Natasha Romanoff ihren Dienst angetreten hat. Schwarze Hauptfiguren aus Wakanda sind seit „Black Panther“vertreten. Da war es der Political
Correctness folgend klar, dass der nächste neue Held aus Asien kommen sollte. Mit der Figur Shangchi aus den Comics hat Marvel diesen Schritt vollzogen.
„Shang-chi and the Legend of the Ten Rings“heißt dessen erstes Film-abenteuer, das der Einführung des Charakters ins MCU dient und gemäß der Einblendung am Ende der Schlusstitel nicht sein letztes bleiben soll. Der Held aus dem fernen Osten verfügt nicht über Superkräfte, sondern ist ein Meister asiatischer Kampfkunst. Dementsprechend nimmt Martial Arts im Film einen wesentlichen Raum ein.
Shang-chi (Simu Liu) zur Seite steht die in Amerika geborene Katy (Awkwafina), die als witziger Sidekick eine gute Figur macht. Beide haben ihrer ursprünglichen Herkunft den Rücken gekehrt und sich im westlichen Leben mehr oder weniger gut etabliert. Als aber Shang-chis schurkischer Vater mit seinen zehn über magische Kräfte verfügenden Ringen auftaucht, müssen sie in die alte Heimat zurückkehren und sich dem skrupellosen Gegner stellen.
Dieses neue Marvel-werk geizt nicht mit kulturellen Bezügen nach Fernost und zu der dortigen poetisch-kämpferischen Filmgeschichte und sucht hier auch seine Schwerpunkte. Gestaltet wird das Ganze im Stil eines mystischen Fantasyfilms, bei dem Marvel auf eine Menagerie phantastischer Tierwesen zurückgreift, an denen Harry-potter-vorgänger Newt Scamander
seine Freude hätte. Sehr behutsam nur werden in Story und Figuren Bezüge zum bekannten MCU hergestellt, am Ende und in den Zusatzszenen während der Schlusstitel dann deutlicher.
Die Actionsequenzen – und hier besonders die nicht in Asien spielende mit einem Gelenkbus auf den Straßen von San Francisco – sind gewohnt stark und doch fehlt diesem Neue-helden-solofilm etwas: die bei den Marvel-kino-epen stets praktizierte Komplexität und Vielschichtigkeit der Geschichte. Ein Manko, das „Shang-chi“letztlich zu einem schwächeren Werk im MCU macht. Dennoch: Optisch originell ist ein Neuanfang gemacht.
Kino-center, ab 12 Jahre