Heidenheimer Zeitung

Wassermelo­nen aus dem Landkeis

Der Oberstotzi­nger Florian Klaiber macht die erfrischen­de Südfrucht jetzt schon im zweiten Jahr auf seinem Hof heimisch – und das mit beachtlich­em Erfolg.

- Von Marita Kasischke

Oberstotzi­ngen. Auf dem Feld von Landwirt Florian Klaiber gedeihen die sonst in südlichen Ländern heimischen Früchte.

Ein Melonenfel­d auf der Ostalb? Wer glaubt, das sei nicht möglich, der sollte sich nach Oberstotzi­ngen begeben: Dort nämlich, wo sonst die Erdbeeren oder auch Getreide reifen, vor den wachsenden Christbäum­en gedeihen Master, Bibo, Tigrimini und Top Gun, wie die Sorten von Wassermelo­nen heißen, die Landwirt Florian Klaiber dort anbaut.

Wassermelo­nen an sich lieben eine beständige Wärme von 30 Grad und eine gewisse Trockenhei­t. Da klingt die Ostalb nicht unbedingt nach dem optimalen Lebensraum für eine Wassermelo­ne. Und doch hat es Florian Klaiber gewagt, die Pflanze hier anzusiedel­n. Warum? „Als Landwirt muss man heutzutage auch neue Wege gehen“, so Klaiber, der den Beruf von der Pike auf gelernt und den Hof von seinem Vater übernommen hat. Bei der Suche nach neuen Möglichkei­ten stieß er auf die Wassermelo­ne, und so hat er im vorigen Jahr damit begonnen, diese Südfrucht in Oberstotzi­ngen heimisch werden zu lassen.

Das Ergebnis konnte sich nicht nur sehen, sondern auch schmecken lassen: Süß und saftig sind sie, die Stotzinger Geschwiste­r dieser Südfrüchte, und sie kamen bei den Kunden gut an. So blieb Florian Klaiber auch in diesem

Jahr dabei, das im Sommer so heiß begehrte Produkt anbieten zu können.

Dabei ist das alles andere als einfach: Die Setzlinge müssen im Gewächshau­s gezogen werden, da sie durchgehen­d hohe Temperatur­en benötigen, die hierzuland­e vor der Pflanzzeit nun wirklich nicht gegeben sind. Also hat Klaiber dies bei einem Gärtner in Auftrag gegeben. Nach den Eisheilige­n wurden sie dann gepflanzt.

Die Wassermelo­ne, die doch später so eine harte Schale hat, ist ein sehr empfindsam­es Pflänzchen. Ganz zart muss sie angefasst werden, damit die einzelnen feinen Wasserbahn­en keinen Schaden nehmen. Also werden sie am besten noch mit Torf umhüllt auf Mulchfolie gesetzt und dann für die nötige Dosierung der Bewässerun­g gesorgt. Und am besten sollte es ab dann keine kalten Nächte mehr geben, denn dann stirbt die Pflanze und die Frucht kann nicht mehr reifen.

2021 kein Melonenjah­r

Der Sommer 2020 hat sich für die Wassermelo­nen auch von einer günstigen Seite gezeigt. Allerdings: „2021 ist kein Melonenjah­r“, bedauert Florian Klaiber. Die Pflanzung konnte erst später beginnen und der dauernde Regen wirkt sich nicht günstig auf die Pflanzen aus. Zwar könnten sie mit Vlies bedeckt werden, um der Kälte zu trotzen, optimal ist dieser Schirm aber für die Pflanzen auch nicht. Auf Erfahrunge­n konnte Klaiber dabei kaum zurückgrei­fen, denn der Melonenanb­au ist in Deutschlan­d so gut wie nicht vorhanden.

Dieser widrigen Bedingunge­n zum Trotz allerdings konnte Florian Klaiber nun schon die ersten Wassermelo­nen präsentier­en: Die kleinere Ausgabe ist die erste, die reif ist, und nun zum Kauf angeboten wird. Auf Märkten und direkt am Kaufstand auf dem Hof in Oberstotzi­ngen. Und auf dem Feld dahinter, da sind schon die weiteren Früchte der 12 000 Pflanzen zu sehen: Wie Kohlrabi sehen die kleineren aus, die größeren, etwa Top Gun, die bis zu acht Kilogramm schwer werden kann, haben schon die satte grüne Farbe mit den markanten hellen Streifen.

Um die Früchte richtig genießen zu können, fehlt jetzt eigentlich nur noch eines: der Sommer. Und wer nun denkt, „Melonen bei uns, das ist doch eine Schnapside­e“, dem sei gesagt, dass auch die Erdbeeren und Christbäum­e, die Florian Klaiber jetzt schon lange im Programm hat, anfangs ebenso kritisch beäugt wurden. Skeptiker sollten am besten mal so eine heimische Wassermelo­ne probieren: Die hat wirklich den Charme des Südens.

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 ?? Fotos: Marita Kasischke; stock.adobe.com/kovaleva_ka ?? Der Oberstotzi­nger Landwirt Florian Klaiber baut auf seinem Hof seit vorigem Jahr auch Wassermelo­nen an – mit Erfolg.
Fotos: Marita Kasischke; stock.adobe.com/kovaleva_ka Der Oberstotzi­nger Landwirt Florian Klaiber baut auf seinem Hof seit vorigem Jahr auch Wassermelo­nen an – mit Erfolg.
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