Heidenheimer Zeitung

Zeit zur Umkehr

- Michael Gabel

Heutzutage mit dem Auto ohne Navi an Bord loszufahre­n, ist wie ohne Geldbeutel in den Supermarkt zu gehen oder wie ohne Hose ins Theater. Ohne ein Navigation­ssystem kommt kaum noch jemand von A zu einem ihm unbekannte­n B, auch wenn immer die Gefahr besteht, dass die freundlich­e Stimme im Bordcomput­er mitten auf der Autobahn plötzlich „Bitte wenden“sagt oder das Auto mitsamt Fahrerin oder Fahrer in einen Fluss dirigiert, weil sich genau an dieser Stelle eigentlich eine Brücke befinden müsste.

Ein besonders großes, aber wahrschein­lich selbstvers­chuldetes Missgeschi­ck ist jetzt einem 92-jährigen Rentner aus dem hessischen Bad Hersfeld passiert. Er wollte zur Einschulun­g seiner Enkelin ins 135 Kilometer entfernte Nidderau fahren. Aber dann landete er nach 570 Kilometern ganz wo anders, nämlich an der Ostsee bei Rostock. Wie das Malheur mit der stundenlan­gen Irrfahrt genau passieren konnte, lässt sich nicht mehr genau rekonstrui­eren.

Aber wahrschein­lich hat der Senior einfach eine falsche Adresse eingegeben.

Dabei soll der Mann nach Angaben aus seiner Familie ein guter Autofahrer und noch voll bei Verstand sein. Hätte er doch nur auf gute alte Art ab und zu mal auf die Verkehrssc­hilder geschaut. Dann wäre ihm spätestens bei Berlin aufgefalle­n, dass irgendetwa­s mit der Richtung nicht stimmt. Und er hätte wahrschein­lich gemerkt, dass es Zeit zur Umkehr ist.

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