In Sachen Nachhaltigkeit ist die Bibrishalle top
In Sachen Nachhaltigkeit ist die Halle top. Planern und Verwaltung brachte die Umsetzung der Vorgaben aber viel zusätzlichen Aufwand. Von Staatssekretärin Andrea Lindlohr gab es nun ein Dankeschön.
Die Umsetzung der Vorgaben für die Halle brachte viel zusätzlichen Aufwand. Von Staatssekretärin Andrea Lindlohr gab es nun ein Dankeschön.
Herbrechtingen ist beispielgebend. Ganz Herbrechtingen? Zumindest die Bibrishalle. Diesen Neubau sieht das Land als bestes Beispiel für nachhaltiges kommunales Bauen an. Was daran so beispielgebend ist, wo es gehakt hat und was besonders gut gelaufen ist bei Planung und Bau, das fragte gestern Staatssekretärin Andrea Lindlohr vor Ort nach.
Ihr Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen bietet Gemeinden und anderen kommunalen Bauherren Rat und Richtlinien, auf was es beim nachhaltigen Bauen ankommt. Und dieses wiederum ist wichtig, um die für das Land vereinbarten Klimaschutziele zu erreichen. Dafür brauche es aber noch viel mehr nachhaltiges Bauen, mahnte Lindlohr.
Dass bei Ankunft der Staatssekretärin am 18,3 Millionen teuren Bauwerk mehrere Fenster im ersten Stock zur besseren Lüftung gekippt waren, war ein offenes Zeichen, dass trotz des Prädikats beispielgebend beim Bau der Bibrishalle nicht alles optimal gelaufen ist. Trotz jahrelanger Planungsphase war man in Herbrechtingen erst relativ spät auf die Schiene nachhaltiges Bauen gewechselt. Und da war die Lüftungsanlage schon konzipiert. Sie hätte, um Kippfenster zu vermeiden, größer ausfallen müssen.
Auf der anderen Seite aber: „Wir müssen aufpassen beim Lüften, dass wir da nicht in einen Mehrverbrauch von Energie reinrauschen“, warnte die Staatssekretärin, an deren Seite auch der Landtagsabgeordnete Martin
Grath sich die Bibrishalle anschaute. Patrick Braig, Projektleiter der Firma Campus, in deren Regie die Bibrishalle geplant und gebaut worden war, hatte da einen Vorschlag: Fassadenbegrünung. Diese halte Gebäude klimaneutral kühl.
Doch diese sich jetzt langsam etablierenden Vorstellungen zur generellen Vorbeugung vor Hitzestaus in den Städten kommen für die Bibrishalle zu spät. Aber dafür wartet diese mit einem speziellen Kalkputz auf, der die Staatssekretärin sehr beeindruckte. „Das ist Material aus der Region und typisch für die Region.“Nach einer Firma, die noch Edelkratzputz auftragen könne, habe man lange suchen müssen, so Dieter Frank, der Fachbereichsleiter Bau im Rathaus.
Gerne hätte man in Herbrechtingen bei der Bibrishalle auch mit aufbereitetem Altbeton gearbeitet. Dafür, so Frank, finde man aber gar keinen Anbieter im Umkreis. Frank sah hier die Industrie gefragt, mehr recycelten Beton anzubieten. Nachhaltigkeit beginne ja schon bei den Baustoffen.
Nachhaltigkeit, die sich rentiert
Nachhaltiges Bauen bewirkt aufs Erste Mehrkosten. Das sei eine Bremse für viele Bauherren, meinte Patrick Braig. „Sie sehen keinen Mehrwert darin.“Für Lindlohr ist das ein falsches Denken. Man dürfe nicht nur die Erstinvestion sehen, sondern man müsse den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes samt Abriss und Entsorgung im Auge behalten.
Es gibt aber auch Nachhaltigkeit, die sich rasch rentiert. Dazu gehört die große Photovoltaik-anlage auf dem Dach der Bibrishalle. Rechnerisch gewinnen die Module so viel Energie, wie die Halle bei Vollbetrieb benötigt. Im Vergleich zum Betrieb der beiden alten Sporthallen, so Frank, habe man den Stromverbrauch sogar halbiert.
Nachhaltig ist auch das Konzept der Bibrishalle, weil dort konsequent auf eine vielfache Nutzbarkeit der Räume geachtet wurde. Das Foyer etwa dient auch als Mensa für die benachbarten Schulen, womit man dort auf eigene Essräume verzichten kann. Auch der Gemeinderat ist mit Beginn der Corona-zeit in die Mehrzweckhalle dort umgezogen und genießt seither die gut gefilterte Luft und das gute Raumklima.
Nachhaltigkeit zeigt sich auch im Detail. Um die großen Leimbinder an der Decke der Sporthalle vor dem Vergilben zu schützen, hat man diese in Herbrechtingen gelaugt und geseift. Das wirke, so Frank, und mache chemische Präparate überflüssig. Überhaupt, so der Hinweis von Frank und Braig: Man dürfe die Betriebsstoffe und Reinigungsmittel beim Drängen auf Nachhaltigkeit nicht übersehen. Wenn man einen Sportboden mit Spiritus reinige, trage man ungute Stoffe in den Raum hinein, die dann wieder ausgefiltert werden müssten. Lindlohr nahm das als „sehr guten Hinweis“mit.
Überrascht war Lindlohr, mit wie wenig Personal eine Stadt wie Herbrechtingen im Bauamt auskommen müsse. „Das war ja ein Riesenaufwand für Sie“, meinte Lindlohr. Dieter Frank wollte da nicht widersprechen.