Heidenheimer Zeitung

Alles auf eine Karte gesetzt

- Sophie-marie Erxmeyer

Das ist doch wirklich eine unbarmherz­ige Verschwöru­ng: Ihre Gegner schimpfen sie unpraktisc­h und in der kontaktlos­en Gesellscha­ft überholt, weil analog. Es heißt, sie verstaube in Büro-schubladen und sei reine Papiervers­chwendung. Eine echte Verteidigu­ng für die Gemeinte findet sich kaum – und ergreift dann doch jemand Partei für sie, verweist er nach Asien. Dort sei ihre Übergabe beinahe eine Zeremonie. Aber hier, mitten in Europa, ist sie ein Kollateral­schaden der Corona-pandemie: Der Visitenkar­te droht das Aussterben. Und ihre Gegner treten auch noch nach.

Dabei zog sich die Visitenkar­te während der Coronakris­e doch ganz still und klaglos zurück. Konferenze­n mussten abgesagt werden, Meetings fielen aus und Gespräche wanderten in die virtuelle Welt – auf der Strecke blieb die Karte. Der Mensch musste auf eine digitale Lösung zurückgrei­fen: Der Qr-code bot sich an. Er schwebte in virtuellen Konferenze­n neben Gesprächsp­artnern und lieferte die Informatio­nen,

die bis dahin der Visitenkar­te vorbehalte­n waren.

Die hätte mit der schrittwei­sen Rückkehr in die Normalität ihren Platz wieder einnehmen können. Aber trotz Meetings von Mensch zu Mensch wird es dieses Comeback wohl nicht geben. Ersetzt werden soll die Visitenkar­te durch die üblichen Verdächtig­en: Das Smartphone und die kontaktlos­e Datenübert­ragung. Wo schon die nächste Verschwöru­ngstheorie wartet.

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